Baden-Baden, 08.05.2024, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Rainer Jehl Stellung.

Ich bin kein Kandidat einer Liste und stehe keiner Partei oder einem Verein nahe. Parteilos. Unabhängig.

Wie alle Badner, hatte ich letzte Woche das in den Farbklängen der ebenfalls in die Briefkästen drängenden Pizzaprospekte gehaltene Grinsekopp-Büchlein der FBB erhalten.

Die FBB lockt die Wahllisten-Abgebenden mit allfälligen Geldgeschenken (leider nur für Vermögende und junge Familien). Außerdem gibts noch eine einfache Wahlanleitung: Stecken Sie ..

Sah man sich dagegen die ausführliche Anleitung in einer Anzeige der FBB im Internet (Googlen: freie-buerger-fbb-in-den-gemeinderat-waehlen-und-das-richtig) an «... und das richtig!», konnte der staunende Wahlberechtigte lesen: «Panaschieren: Das ist eine ganz schlechte Idee! Denn damit schwächen Sie ungewollt die Freien Bürger in gleich doppelter Weise.»

Das also ist die Demokratie der Leute, die «Demokratie, Demokratie» heulen, wenn Sie nicht mit geschlossenen Hacken ihre windmühlenfreien Schwarzwaldberge serviert bekommen in holländischer Soße. Das Stimmvieh muss ohne ein einziges Panache an die liederliche Konkurrenz durchs Gatter getrieben werden.

Mein eigentliches Wahlproblem:

Fast der komplette Gemeinderat besteht aus grauköpfigen Vertretern einer einzigen schmalen Gesellschaftsschicht, die nachhaltig nicht die Interessen aller Einwohner der Stadt Baden-Baden verfolgen, sondern deren eigene Kapital-, Einkommens- und Sippschaftsinteressen. Der gesamte Gemeinderat müsste weg. Das allerdings gibt das kommunale Wahlrecht in BW so nicht her. Bisher habe ich nicht gewählt – auch keine Lösung.

Ich habe nun einen Weg gefunden, den amtierenden Gemeinderat komplett abzuwählen und dabei keinerlei Alte mehr nachrücken zu lassen: Ich panaschiere! Aus den jeweils 20 letzten Listenplätzen aller Parteien Kandidaten, die in der Vorschlagsliste als nach 1980 geboren vermerkt sind (mit 44/45 ist der Verstand doch schon voll ausgebildet, meine Herren). Allerdings lasse ich den einen oder anderen mir bekannten Schlingel aus, der in Wirklichkeit von seiner Seniora/Senior in die Liste geschickt wurde. Ebenso, bitte keine falschen Befürchtungen, Parteien, mit denen ich ohnehin nichts anfange.

Bis 40 kann ich zählen mit Computer.

Auf diese Weise bekommen wir mal einen Gemeinderat mit vielen Schülern. Und der ist bestimmt auch nicht schlechter.

Rainer Jehl

jahrzehntelanger Bewohner der Baden-Badener Altstadt, daher hart im Nehmen