Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – Zu „Stadtrat Werner Schmoll an Stadträtin Anemone Bippes“ – „Gedrängel zwischen Fußgängern und Radfahrern (Bippes)“
Baden-Baden, 07.08.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Rainer Jehl Stellung zu dem goodnews4-Bericht Baden-Badener SPD-Stadtrat Werner Schmoll an CDU-Stadträtin Anemone Bippes – «Es freut mich sehr, dass Sie sich gleich zu Beginn ihrer Amtszeit für eine Stärkung der Fahrradverkehrsinfrastruktur einsetzen wollen».
Beim Radeln in der Grünen Einfahrt heuer wieder zu bemerken: Baden-Baden hat strukturelle Schwächen beim Velo-Verkehr, der im echten Leben in der berüchtigten Stadteinfahrt und Sommervergnügenmeile stattfindet und nicht beim dienstlichen Selfietreffen der BMs in der Lichtentaler Allee.
Das Volk trug der designierten OB Bippes die Beschwerden zu. Desorientierte Fußgänger seien dem motorisierten Zweiradverkehr im Weg, man könne die Geschwindigkeit nicht ausfahren.
Wie nun dem freien Bürger eine freie Fahrbahn bieten? Verbreitern oder den steilen Weg über den Tunnelmund der B500 nehmen?
Während Frau Bippes das Radeln eher vom Hörensagen zu kennen scheint, macht Rat Schmoll den Radfahrprofi. Sind Sie eigentlich schon auf Elektromotor umgestiegen?
Die Stadt ließ 2012/13 auf Betreiben von OB Gerstner ein Gutachten namens Radverkehrskonzept erarbeiten für teure Taler, in der Erwartung, damit den Bürgern schöne Radverkehrserlebnisse zu schaffen. In der bekannten Trägheit der noch heute tonangebenden Klasse ist kaum ein Vorschlag dieser Analyse umgesetzt worden, dabei waren die Menge der Maßnahmen als kurzfristig realisierbare Kleinmaßnahme bezeichnet. Man fuhr BMW oder Mercedes.
Verwirklicht wurde lediglich der völlig verunglückte Anschluss der Radpiste beim Festspielhaus, indem der Radverkehr am Spielplatz Berlioz-Anlage vorbei durch die Arterienverengung Garagendach/Kiosk und über den zugestellten Festspielplatz verlegt wurde. Ursprüngliche Streckenführung war hinter dem Festspielhaus ohne Kiosk. Die Mitarbeiter am Parkplatz hätten sich beschwert. Heilix Blechle.
Schauen Sie sich den Festpielplatz heute mal an, wie das dort für Touristen, Zubringerbusse und durchradelnde Elektrorentner aussieht. Vor kurzem fand dort die beigefügte Automobilausstellung statt. Es gab auch mal ein Motorradtreffen auf dem Platz. Beachten Sie bitte auch die weiträumig ausgreifende Leerbestuhlung der Festspielgastronomie, um Fläche zu besetzen.
Für den Rest der Schadstellen wird nun erst mal weiter evaluiert und der urlaubende Porschefahrer Späth beantwortet 3 offizielle Fragen nach seiner Fahrradorientierung.
Finden sich da noch andere Fachleute beim FB Planen und Bauen?
Werner Schmoll verweist auf den 5 Jahre alten Antrag zum 10 Jahre alten Konzept. Jeder Grashalm ist kostbar.
Wie aber ist die Situation?
Der Großteil des einpendelnden und auch ein erheblicher Teil des innerstädtischen Radverkehrs spielt sich heute am Elektrofahrrad ab. Die Velofahrerinnen drehen dabei gern bis zum Anschlag auf, Speed ist die Währung. Lebenslust, mit 27 km/h langsames Fußvolk in Grund und Boden zu fahren. Die Elektroradler preschen zickzack durch die Lücken auf dem Weg und bei Rot über Jagdhausstraße und B500. Schließlich hat man ja genügend sauer verdientes Geld für das Spaßmobil bezahlt.
2013 aber war schlechterdings unvorstellbar, wie sich hunderte Elektroraserinnen auf der Grünen Einfahrt machen. Kein Wort darüber im Radverkehrskonzept.
Die Fahrbahnbefestigung war jedoch vorgesehen und schon Jahre, Jahrzehnte überfällig. Man konnte damals schon ahnen, was auf einer asphaltierten Grünen Einfahrt losbrechen wurde. Die früheren Zustände, wenn sich der Weg im Herbst in einen Dschungelpiste verwandelte, wünscht sich allerdings auch niemand zurück. Fast 20 Jahre lang hatte ich den Aschendreck der Grünen Einfahrt im Haus liegen.
Die Befestigung ist das zuständige Gartenamt recht amateurhaft angegangen. Zwar wurden sämtliche Wegelaternen der Strecke bis ins Fundament ausgetauscht (da nicht mehr aktuelles Design), dies aber in der vorhandenen Lage und Wegbreite. Der geschotterte Weg hatte sich ja seit 1981 bewährt. Dabei hatte der Fahrradverkehr auf der Grünen Einfahrt in den Jahrzehnten bis zur Befestigung schon stark zugenommen mit Kampfradlerinnen jeder Couleur. Die Wegbreite nach der engsten Stelle zu bemessen war laienhaft und einer Verkehrsanlage nicht gerecht werdend: man lege eine Wegbreite nach zu erwartendem Verkehr fest (Norm für getrennte Fußgänger- und Radspur) und zementiere um allfällige Hindernisse außen herum, die oft ohnehin bald gefällt werden müssen.
Mit dem Neusetzen der Wegelaternen und Asphaltieren in bestehender Breite hat Park und Garten das damals bereits dringende Verbreitern der Grünen Einfahrt auf getrennt markierte Spuren ein für alle Mal verbaselt. Jede Überlegung hier noch was zu machen, ist für die Katz. Bei kreuzendem Verkehr wie bei den Spielplätzen bringt eine Verbreiterung aber sowieso nichts.
Die Einmündung der Einfahrt am Festspielhaus über das Tunnelportal nach SPD-Antrag ist originell, bringt aber abgesehen von der Situation dort (Spielplatz Kiosk Vorplatz) keine Lösung zum Verkehrsgeschehen in der Grünen Einfahrt. Das krankt an zu geringer Kapazität gegenüber stark erhöhtem Fahrzeugaufkommen und gleichzeitig rücksichtslos pubertärer Fahrweise fast der gesamten motorisierten Radfahrerschaft. Stark zu beobachten in den letzten 3 Jahren: nun rüstet auch die altersechte Jugend auf und ist elektrisch unterwegs mit Hochgeschwindigkeitsmanövern, die ihre berenteten Vorbilder niemals hinkriegen würden, und das ohne Sturzhelm.
Es ist im übrigen ein leichtes, mit kundiger Hand ein auf 27 km/h beschränktes Elektrofahrrad auf die US-Höchstgeschwindigkeit von 34 km/h zu bringen ('Toleranzen'). Aber auch legal als 45er ausgeschilderte Mopeds frequentieren trotz Mofa-Verbot eifrig die Grüne Einfahrt. Hier trifft man sich!
Nun verweist Werner Schmoll, allerdings zur Schonung der Grashalme, auf eine 2., durchaus gelungenere Radverkehranlage, die Schwarzwaldstraße, ein Kind des früheren, sachkundigen Baubürgermeisters Hirth.
Diese wunderbare, fußgänger- und spielplatzfreie Stadteinfahrt für die Speed-Bikerin fristet ihr trauriges Schattendasein, sie wird vom Elektroverkehr ignoriert. Grund: häßliche Lichtsignalanlagen fordern dort kostbare Lebenszeit. Die muss nach der Berentung intensiv genutzt werden. Auch fehlt der soziale Begegnungsaspekt der parallelen Parkanlage. Weiteres Minus: viele auswärtige Elektrofreunde wissen überhaupt nicht, was Schwarzwaldstraße ist außer Kuchen mit Schnaps und Bühlerhöhe. Alle Velo-Signalisationen sind nämlich auf die Grüne Einfahrt voreingestellt.
Nun die Forderungen für die Radverkehrskultur:
Klar signalisierte Anbindung des Fahrradstreifens Schwarzwaldstraße an die Einfahrtsausschilderung vom Bahnhof und aus Richtung Kuppenheim / Nord durch Bodenmarkierung, etwa durch die Oostalstraße oder über den Cité-Kreisel.
Sperrung der Grünen Einfahrt für alle Fahrräder mit Hilfsmotor – also sämtliche Elektriker. Die Sperrung wird durch rote Kringel im Blechgewand und als Fahrbahnmarkierung verdeutlicht. Durchgesetzt wird die Sperre durch zahlreiche eng gesetzte Umlaufsperren an allen Fahrbahnquerungen, Einmündungen und am Spielplatz Wörthböschel, während in der Schwarzwaldstraße freie Bahn für freie Elektrobürger geboten wird.
Leider ist es mit dieser Lösung, Hochgeschwindigkeits- und kontemplativen Verkehr zu entzerren, am alten Bauhof vorbei. Hier mündet der nicht ausgebaute Teil der Schwarzwaldstraße in die Grüne Einfahrt (sehr gefährlich gemacht zur Zeit). Von dort bis zum Festspielhaus müsste auf längere Sicht dringend auf eine Zweiwegspur verbreitert werden, Grashalme hin oder her.
Bis dahin, so die Forderung, herrscht auf der oberen Grünen Einfahrt ab Aumatt eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 12 km/h für alle, die durch Einsatz von spitzen Bodenschwellen in 5er Gruppen ('Rallentisseurs' in der Grande Nation) angemahnt wird. Ebenso durch geschwindigkeitssenkende Bodenmarkierungen in rotem Querformat.
Am Verfassungsplatz kann dann die Schmollsche SPD-Lösung greifen, auch wenn ich ihr aufgrund einer gewissen Veralterung und der Kosten wenig Chancen einräume.
Jedenfalls muss der Radweg wieder hinter das Festspielhaus verlegt werden, was in der bereits angelegten Wegeführung des Berliozparks durch Opfern einige Büsche des FG Park und Garten sowie dem Umtopfen eines Verkehrsschilds des Regierungspräsidiums Karlsruhe sehr leicht möglich ist ohne Spielplatz und Fußgängerkiosk zu berühren. Dort provoziert der rücksichtslose Elektromob seine unsäglichen Nötigungen.
Die Aufstellfläche für Radfahrerinnen an der B500-Querung muss ebenfalls sofort geändert werden wie im Radverkehrskonzept 2013 gefordert ('kurzfristige Maßnahme'). Die ist seit Einweihung des Tunnels völlig vermurkst von laienhaften Verkehrsplanern und jeder, der hier fährt, weiß es. Seit 1989!!
Wozu da erst ein weiterer Porschefahrer seinen Senf dazugeben soll?
Naja, Frau Bippes wird auch so die nächste OB nach Dietmar Späth im Jahre 2030.
Ein Blick noch in die fernere Zukunft:
Die grüne Einfahrt im Jahr 2070 (mein Todesjahr)
Da biologisches Radfahren längst als lebensgefährlich verboten ist (Geldstrafe 500 Kronen), wird der gesamte Elektroradverkehr über eine 3spurige richtungsgetrennte Radpiste oberhalb des tiefergelegten Stadtzubringers geführt. Kinder Hunde Alte / E-Rad stadtein- / stadtauswärts, durch Massivstahlzaun abgetrennt. Der Deckel Autobahnzufahrt mit Alleebäumen und Verweilbänken bestanden (kontemplative Seite). Die funküberwachten Zweiräder werden durch die Erfassungsstelle Sinzheimer Straße bis zur Ausfahrt Geroldsau auf eine Maximalgeschwindigkeit von 15 km/h herabgeregelt, die von der Fahrerin auch manuell nicht überwunden werden kann. Manipulierte Elektrofahrräder werden herausgemessen und erhalten ihren Bußgeldbescheid direkt über die im Akku gespeicherte Zulassungsnummer der Radfahrgrundversicherung. Für manipulierte Akkus mit falscher Kennung öffnet sich eine Fallgrube.
An den Kinderspielplätzen wird Pieds a terre vorgeschrieben durch Automatikportal, das sich erst nach Absteigen öffnet.
Das Festspielhaus wurde nach der Pleite abgerissen. Somit kann die Mündung der Grünen Einfahrt in die Lange Straße ohne Störung eines Mitarbeiterparkens über den Schuhmann-Platz geführt werden.
Rainer Jehl
Baden-Baden
Armutsradfahrer
Grüne Einfahrt seit 1997
Wenn Sie auch einen Leserbrief an die Redaktion senden möchten, nutzen Sie bitte diese E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
In Ausnahmefällen veröffentlicht goodnews4.de Leserbriefe auch unter einem Pseudonym. Die tatsächliche Identität des Verfassers ist goodnews4.de in jedem Fall bekannt.
PDF «Spielregeln» für Leserbriefe an goodnews4.de
Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.







