Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum Gastkommentar von Herrn Prof. Dr. Bippes – „Einspruch: Lieber Funklöcher als Schlaglöcher!“

Baden-Baden, 18.12.2019, Bericht: Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Monika Spiegel Stellung zu dem goodnews4-Bericht Gastkommentar von Thomas Bippes − «Lieber Schlaglöcher als Funklöcher».

Das umgekehrte Zitat des ehemaligen EU-Kommissars Oettinger (lieber Schlaglöcher als Funklöcher) zeugt von jener bedauernswerten Abgehobenheit, die Politikern heutzutage leider zu Recht immer wieder unterstellt wird, und dies hier bei einer technischen Weichenstellung mit noch unabsehbaren Folgen. Wenn man täglich in der Luxuslimousine unterwegs ist, kümmern einen die Schlaglöcher wohl kaum. Man spürt sie einfach nicht. Anders vor Ort, z. B. hier in Baden-Baden (und sicher nicht nur hier), wo sie nicht nur für die BusfahrerInnen im ÖPNV eine ständige körperliche Belastung darstellen, sondern auch für die vielen vorwiegend älteren Fahrgäste. Als Dauerkundin kann ich dies nur bestätigen, bequem ist anders. Allerdings ist mir auch noch kein Gemeinderatsmitglied in einem der Stadtbusse begegnet und so möchte ich an dieser Stelle gerne mal den Vorschlag unterbreiten, den gesamten Gemeinderat mit der Linie 201 vom Bahnhof bis nach Lichtental mitzunehmen, am besten noch zurück.

Doch nun wieder zur Kontroverse Funk- und Schlaglöcher und damit zu der Frage des Nutzens: Eine Straße ohne Schlaglöcher ist in jedem Falle ohne Nebenwirkungen, verspricht ein entspanntes Fahrgefühl, garantiert damit die körperliche Unversehrtheit und ist damit von hohem Nutzen für das Gemeinwohl. Woher wissen wir das? Aus Erfahrung, wie auch schon Albert Einstein in seinem berühmten Zitat bemerkte: «Die einzige Quelle des Wissens ist die Erfahrung.» Und wie ist das mit der absoluten Funkausstattung in jedem Winkel, ohne Funklöcher? Da halte ich mich lieber an Paracelsus: «Ein jedes Ding ist ein Gift, allein die Dosis macht, das das Gift kein Gift ist!» Bei aller wünschenswerten, in vielen Bereichen sogar notwendigen schnellen Netzfunktion, wie z. B. in Industrieballungszentren, fehlt es nach wie vor an langfristiger Erfahrung hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen. Bekannt ist, dass man in der Wissenschaft selbst tief gespalten ist, je nach Standpunkt und Interessenlage (Gesundheit versus Profit). Die WHO zeigt sich in jedem Fall besorgt!

Was sich bereits heute im öffentlichen Raum an Suchtverhalten im Bereich der Smartphonenutzung zeigt, dürfte mit einer lückenlosen und noch schnelleren Abrufbarkeit ohne Funklöcher, einem noch höheren Suchtpotential preisgegeben sein. Hier passt die Prognose von Neil Postman (verst.), einem bekannten Medienkritiker ins Bild, der von einem «kollektiven AIDS» hinsichtlich der Spätauswirkungen sprach.

Werden wir es schaffen, die permanente Erreichbarkeit durch eine vernünftige Dosierung im Sinne von Paracelsus zu nutzen, um langfristige Gesundheitsschäden, auch für die nachfolgenden Generationen zu vermeiden? Zweifel sind leider berechtigt, also dann doch lieber Funklöcher als Schlaglöcher, und das bitte als kategorischer Imperativ!

Monika Spiegel
Baden-Baden


Wenn Sie auch einen Leserbrief an die Redaktion senden möchten, nutzen Sie bitte diese E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

In Ausnahmefällen veröffentlicht goodnews4.de Leserbriefe auch unter einem Pseudonym. Die tatsächliche Identität des Verfassers ist goodnews4.de in jedem Fall bekannt.

PDF «Spielregeln» für Leserbriefe an goodnews4.de


Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.