Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum Gastkommentar von Franz Alt – „Historische Legende vom angeblich friedlichem und von muslimischer Toleranz geprägten Zusammenleben von Juden und Muslimen“

Baden-Baden, 13.03.2024, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Boris Fernbacher Stellung zu dem goodnews4-Bericht Zweierlei Maß der deutschen Regierung in Gaza – Gastkommentar von Franz Alt.

Sehr geehrter Herr Alt,

ich will hier nicht ausführlich auf Ihre teilweise recht einseitigen Sichtweisen zur israelischen Militäraktion im Gazastreifen eingehen. Zu einer Aussage gegen Ende Ihres Textes muss ich aber dennoch einiges anmerken. Sie schreiben:

«Dass Frieden möglich ist, zeigt gerade die Geschichte: 1.300 hundert Jahre lang lebten die Juden im islamischen Reich nahezu friedlich zusammen.»

Leider verbreiten Sie damit die historische Legende vom angeblich friedlichen und von muslimischer Toleranz geprägten Zusammenleben von Juden und Muslimen in der islamischen Welt. Dieses immer noch von Politikern und Medien verbreitete Narrativ wurde aber inzwischen von der historischen Forschung in detaillierten Untersuchungen widerlegt. Ich empfehle Ihnen als Lektüre dazu das Buch «Die Juden der arabischen Welt - Die verbotene Frage» des aus Marokko stammenden französischen Historikers Georges Bensoussan, Nathan Weinstocks «Der zerrissene Faden - Wie die arabische Welt ihre Juden verlor» oder Raimund Allebrands Sammelband «Terror oder Toleranz? - Spanien und der Islam».

 

Juden und Christen wurde im islamischen Raum der Status von Dhimmis (Schutzbefohlenen) zuerkannt. Dies gab ihnen zwar einen gewissen Schutz, bedeutete aber nie, dass sie den Muslimen auch nur annähernd gleichgestellt waren. Juden mussten eine Sondersteuer zahlen, durften nicht auf Pferden reiten und auch keine Waffen tragen, konnten von Muslimen ungestraft beleidigt oder geschlagen werden und mussten die Straßenseite wechseln, wenn sie einem Muslim begegneten. Sie durften keine Muslime heiraten, keine Sklaven halten und mussten in muslimischen Vierteln die Schuhe ausziehen und barfuß gehen. Ihre Zeugenaussagen vor Gericht zählten nicht und die Tötung eines Juden durch einen Muslim hatte nur geringe symbolische Geldstrafen zur Folge. Juden mussten häufig diskriminierende Abzeichen an ihrer Kleidung tragen und in eigenen Stadtvierteln (Mellah) leben. Immer wieder kam es auch zu gewalttätigen Pogromen gegen Juden oder zu Ausweisungen aus einem muslimischen Herrschaftsbereich. Dies System der Dhimmitude hatte wenig mit tolerantem und gleichberechtigtem Zusammenleben und friedlicher Symbiose nach heutigem Verständnis zu tun, sondern glich eher dem Apartheitssystem in Südafrika.

Der Antisemitismus kam auch nicht erst – wie häufig behauptet – mit den Kolonialmächten oder der NS-Ideologie in die islamische Welt. Nein; der islamische Antisemitismus ist ein bereits im Koran angelegtes Eigengewächs. Und dieses blühte seit den 1930er Jahren in immer häufigeren und blutigeren Pogromen gegen Juden auf. Über eine Million seit Generationen in muslimischen Ländern lebende Juden wurden zwischen den 1940er Jahren und 1970 aus ihrer Heimat vertrieben und flohen nach Israel oder in die USA. Aber davon wird heute nie gesprochen, wenn es um die angeblich vertriebenen und entrechteten Palästinenser geht.

Boris Fernbacher
Baden-Baden


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