Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum goodnews4-Bericht „Der Fall Waggershauser“ – „Stuttgart +22,8% - Karlsruhe +20,8 - Freiburg +16,5 - Baden-Baden +7,2“ – „Dieses Feuer der Begeisterung vermisse ich“
Baden-Baden, 02.10.2025, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Peter Kaiminski zu dem goodnews4-Bericht Der Fall Waggershauser – Filz und Dickicht in Baden-Baden – Verflechtungen von Stadt, Spielbank, Sparkasse, Klinikum, Events GmbH und Tourismus GmbH.
Nach dem durch Corona bedingten Rückgang im Tourismus haben fast alle Kommunen bei den Übernachtungszahlen wieder kräftig zugelegt: Stuttgart +22,8 Prozent - Karlsruhe +20,8 Prozent - Freiburg +16,5 Prozent - Rems-Murr-Kreis +17,2 Prozent - Rhein-Neckar-Kreis +17,6 Prozent. Nur in unserem Baden-Baden sind die Zuwächse mit +7,2 Prozent sehr bescheiden. Seit 2019 hat Baden-Baden 14 Prozent seiner Gäste verloren. Wie kann das sein? Haben wir den Besuchern nicht viel mehr Sehenswürdigkeiten und Attraktionen zu bieten als viele dieser Städte? Im Festspielhaus treten weltbekannte Künstler auf. Wir haben ein großes Kongresshaus, ein Theater, das international renommierte Museum Frieder Burda, Caracalla Therme und Friedrichsbad, Golfplatz, Merkurberg, Kurhaus, Rosengarten, das Alte Schloss Hohenbaden, ein beeindruckend ausgestattetes Casino und die herrliche Lichtentaler Allee, erstklassige Hotels und gastronomische Betriebe sowie die wunderbare Umgebung des Schwarzwaldes. Touristen und Geschäftsleute müssten uns eigentlich «die Bude einrennen».
Baden-Baden lebt überwiegend vom Tourismus. Wir haben wenig Industrie wie Rastatt mit seinem Mercedes-Benz Werk. Auch moderne IT-Industrie wie in Walldorf mit SAP ist bei uns nicht vorhanden. Baden-Baden verfügt über einen überdurchschnittlich stark ausgeprägten Dienstleistungssektor. Das heißt vor allem … Fremdenverkehr. Vielen Bürgern und vor allem den Verantwortlichen unserer Stadt ist offenbar nicht bewusst, dass unser Schicksal mit dem Tourismus steht oder auch fällt. An jedem Touristen, an jeder Übernachtung und an jedem Job in Hotel- und Gaststättengewerbe hängen unzählige weitere Arbeitsplätze, Handwerksbetriebe, lokale Zulieferer von Lebensmitteln, Einzelhändler, Taxifahrer, Arztpraxen, Makler, Autohändler, Schmuckgeschäfte, Kulturschaffende oder der kleine Tabakshop. Wir müssen endlich begreifen, dass im Tourismus viele Bereiche vernetzt und wechselseitig voneinander abhängig sind. Hier hängt sozusagen «alles mit allem zusammen».
Baden-Baden hat mit der Tourismus GmbH und der Baden-Baden Events GmbH zwei kostenintensive Einrichtungen zur Förderung des Fremdenverkehrs. Deren Leiterin Nora Waggershauser stehen viele Mitarbeiter und ein großer «Batzen» Geld zur Verfügung. Dennoch gilt für diese Einrichtungen das bekannte Sprichwort «Es kreißte der Berg und gebar eine Maus». Der Erfolg der Marketingmaßnahmen von Frau Waggershauser und ihrem Team ist sehr gering, ja fast kaum messbar. Was unsere Stadt aber braucht, ist eine Vision der Zukunft. Wo wollen wir in 5, 10 oder 15 Jahren als Stadt und Tourismusstandort stehen? Für diese Vision müssen aber auch alle Beteiligten «brennen». Dieses Feuer der Begeisterung vermisse ich leider bei den Verantwortlichen unserer Stadt.
Baden-Baden muss in Hochglanzmagazinen, Zeitschriften und auf Social Media eine Werbeoffensive starten und die Marke Baden-Baden nachhaltig stärken. Frau Waggershauser muss aktiv auf Unternehmen und Vereinigungen zugehen und ihnen unser Kongresshaus für die Veranstaltung von Events schmackhaft machen. Hier reicht es nicht aus, einfach passiv abzuwarten, bis sich alle paar Wochen mal ein Kunde von selber meldet. Falls sie Anregungen für ihre Arbeit als Tourismuschefin benötigt, soll sie doch einfach mal andere vom Tourismus lebende Orte im In- und Ausland besuchen: In Flachau, Garmisch oder Grindelwald wird der Tourist gleich am Ortseingang mit bunten Schildern «Willkommen im schönen XY» begrüßt. In Baden-Baden dagegen wird der Besucher mit von Schlaglöchern übersäten Straßen empfangen. Gehen Sie doch einfach mal mit Gastronomen und Einzelhändlern ins Gespräch, Frau Waggershauser. Diese tagtäglich an der «Tourismusfront» arbeitenden Menschen könnten Ihnen am besten sagen, was sie für eine erfolgreiche Arbeit an Unterstützung durch die Stadt wirklich benötigen.
Peter Kaiminski
Baden-Baden
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