Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum „Tannenhof-Ghetto“ – „Die Stadtverwaltung hat wieder einmal, speziell was Sozialwohnungen betrifft, geschlafen“

Baden-Baden, 11.04.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Wolfgang Holstein Stellung zu dem goodnews4-Bericht Stunde der Wahrheit «Am Tannenhof» – Wohnungen auf ehemaligem SWR-Gelände unerschwinglich für junge Familien – Epple-Sprecher Rabl: «Bis alles fertig ist 2027, 2028».

Das örtliche Jubelpresse-Organ BT widmet in seiner Ausgabe vom 8.4. unter der Überschrift «Wohnraum für 1000 Menschen» dem Immobilien-Spekulationsobjekt «Tannenhof-Ghetto» einen großen Artikel. Wer nun bei der reißerischen Überschrift vermutet, dass die Stadt hier eine Wohnanlage errichtet in der «normale» Bürger eine preiswerte Unterkunft finden, der sieht sich allerdings getäuscht. Dort wird nicht von glanzvollen Taten der Stadtverwaltung berichtet, sondern vom profitablen Investment des Bauunternehmers, der sich erhofft, für seine 386 Wohnungen genug dumme reiche Käufer finden zu können. Für Normalverdiener dürften die Wohnungen unerschwinglich sein. Das Preisniveau liegt zwar nicht so hoch wie bei dem ehemals «städtischen» Spekulations-Bauobjekt Vincenti-Park, mit seiner Bauverdichtung und dem dadurch entstandenen Wäscheleinen-Flair italienischer Altstädte, aber immer noch hoch genug um den Plebs vom Kauf abzuhalten.

 

Gibt es für dieses moderne Ghetto überhaupt eine entsprechende Infrastruktur? Wird es dort Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf geben, oder fährt man auch dort, wie in anderen Wohnvierteln auch, wegen jedem Maggi-Würfel oder wegen der Frühstückbrötchen mehrere Kilometer in die Innenstadt, bzw. zu den Einkaufscentren? Darüber wird im Artikel nichts erwähnt. Und über das Verkehrsaufkommen darf man sich ebenfalls freuen. Nicht nur die kleinen Straßen in diesem Stadtteil, sondern speziell auf die Fremersbergstraße und in deren Verlauf den Bertholdplatz dürften sich die Fahrzeugmenge von zusätzlichen 600 bis 800 Fahrzeugen täglich negativ auswirken. Aber Infrastruktur ist in Baden-Baden ohnehin zweitrangig, hier werden selbst an einspurigen Straßen endlos weitere Wohnblöcke errichtet, ohne die dadurch entstehenden katastrophalen Verkehrsverhältnisse zu berücksichtigen. Beim Genehmigungsverfahren für das vorgenannte Projekt hat die Stadtverwaltung wieder einmal, speziell was Sozialwohnungen betrifft, geschlafen wie auch bei vielen anderen Objekten. Oder sollte man besser sagen, dass, aus welchen Gründen auch immer, beide Augen zugedrückt wurden, schließlich hat der «mutige» Investor ein Recht darauf, sich eine goldene Nase zu verdienen. Ob dies allerdings bei diesem Objekt und der langen Bauzeit unter Berücksichtigung der ständig steigenden Kosten für Baumaterial und Zinsen zutrifft, wird sich am Schluss zeigen.

Aber auch den Gemeinderat trifft ein gerüttelt Maß an Schuld. Die haben, wie so oft, ihrer Aufsichtspflicht nicht Genüge getan und die Interessen ihrer Wähler wie ebenfalls schon fast üblich, schmählich verraten. Es wird generell alles abgenickt was dem eigenen Vorteil oder dem Vorteil der eigenen Firma dienen könnte. Dies wird zur gegebenen Zeit (nächste Kommunalwahl 2024) noch zu einer ausführlichen Bewertung über die «Leistungen» der Betreffenden führen!

Wolfgang Holstein
Baden-Baden


Wenn Sie auch einen Leserbrief an die Redaktion senden möchten, nutzen Sie bitte diese E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

In Ausnahmefällen veröffentlicht goodnews4.de Leserbriefe auch unter einem Pseudonym. Die tatsächliche Identität des Verfassers ist goodnews4.de in jedem Fall bekannt.

PDF «Spielregeln» für Leserbriefe an goodnews4.de


Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.