Gastkommentar
Qualitätsjournalismus für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Stein der Weisen – Schlagseite nach links – Gastbeitrag von Thomas Bippes
Kommentar von Thomas Bippes
15.02.2023, 00:00 Uhr
Baden-Baden In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.
Thomas Bippes war in der Zeit von 1998 bis 2006 Pressesprecher von Fraktion und Partei der CDU Rheinland-Pfalz und ist heute Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden. Das Handwerkszeug für professionelles Online-Marketing lernte der Kommunikationsexperte im Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung, als Referent und Pressesprecher von Landtagsfraktionen sowie als Chefredakteur und Verleger von Mitgliedermagazinen für Institutionen und Verbände.
Kommentar: Thomas Bippes Die Macher einer jetzt vorgelegten Studie haben Gewicht in der Szene. Das renommierte Forschungsinstitut «Media Tenor» hat insgesamt 18.805 Beiträge von ARD («Tagesschau») und ZDF («heute») ausgewertet und kommt zu Ergebnissen, die für viele Gebührenzahler mehr Bestätigung als Überraschung sind. Die Studie belegt, dass die politischen Nachrichten Schlagseite nach links haben.
Die Berichte wurden nach Wertungen untersucht – also ob ein Beitrag negativ, neutral oder positiv für eine Partei ist. Die Auswertung kommt zu einem klaren Ergebnis: Grüne und SPD kommen am besten weg. Bei diesen beiden Parteien ist der Anteil der positiven Berichte bei allen Beiträgen zu Parteien am höchsten. In der Tagesschau und den Heute-Nachrichten haben SPD und Bündnis 90/Die Grünen außerdem den geringsten Anteil an negativen Berichten.
Zwischen 2012 und 2021 waren etwas mehr als 1.000 Kommentare der Union gewidmet. Die gefällten Urteile waren zu 50 Prozent negativ gegenüber der CDU/CSU. Diese negative Aufmerksamkeit wurde nur der Union zuteil. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steckt in der Krise. Und das mit offenem Ausgang. Einmal mehr wird klar: Er ist mehr als reformbedürftig.
Die «Media Tenor» Forscher führten zahlreiche Beispiele an, die eine Verletzung des Gebots überparteilicher Berichterstattung belegen. Die Ungleichbehandlung wird besonders deutlich bei der Berichterstattung zur Flutkatastrophe an der Ahr mit über 180 Toten im Juli 2021. Mit Armin Laschet (CDU) aus NRW und Malu Dreyer (SPD) aus Rheinland-Pfalz standen zwei Politiker im Zentrum der Kritik. Die Landesregierungen beider Bundesländer waren zuständig für die Bewältigung der Katastrophe. Während Armin Laschet in 112 Beiträgen wegen zahlreicher Pannen seiner Landesregierung gegeißelt wurde, gab es keinen einzigen negativen Bericht über die SPD-Ministerpräsidentin Dreyer. Und warum? Einen sachlichen Grund gibt es nicht.
Die unprofessionelle Reaktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunkts auf die Kritik kam prompt aus dem Deutschlandfunk. Der behauptete, die CDU habe die Studie in Auftrag gegeben. Auf diese Falschbehauptung folgte eine Entschuldigung des Senders.
Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen im Öffentlich-Rechtlichen so langsam erkennen, dass die Totenglöckchen schon bereitliegen. Was zu tun ist, um dem Patienten noch zu helfen, liegt auf der Hand. Die Anstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind zur Ausgewogenheit zu verpflichten. Nur so kann Meinungspluralität erzeugt werden. Ein Blick in totalitäre Regime macht deutlich, wie bedeutend allein das Kriterium der Ausgewogenheit ist. Mit parteilicher Berichterstattung spielen die mit Rundfunkbeiträgen finanzierten Medien rechten Parteien wie der AFD in die Karten. Die Berichterstattung muss unabhängig, sachlich und überparteilich sein, die verbreiteten Informationen aktuell, nachhaltig, abgesichert und glaubwürdig. Im Rundfunkstaatsvertrag wird herausgestellt, dass Nachrichten vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen sind. Journalismus ist Handwerk. Und jeder Journalist und jede Journalistin wird in der Ausbildung irgendwann mit dem folgendem Satz konfrontiert: «Qualität im Journalismus verpflichtet zur besonderen Sorgfalt, zur Achtung der Menschenwürde und zur Einhaltung von Grundsätzen, wie sie im Pressekodex des Deutschen Presserats festgelegt sind.»
Kurzum – im Qualitätsjournalismus liegt der Stein der Weisen. Mehr noch – der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss endlich den Anspruch formulieren, Messlatte für Qualitätsjournalismus zu sein. Wer Politik machen will, ist in der Pressestelle einer Partei besser aufgehoben als bei «Tagesschau» oder «heute».
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