Sanierung von Gräbern badischer Juden in Südfrankreich – Kultusministerin Schopper: „Gedenken an die vertriebenen und ermordeten Menschen

Sanierung von Gräbern badischer Juden in Südfrankreich – Kultusministerin Schopper: „Gedenken an die vertriebenen und ermordeten Menschen
Vor der Synagoge in der Stephanienstraße wurden Juden zusammengetrieben und entwürdigt. Foto: Yad Vashem Photo Archive, Jerusalem

Stuttgart/Baden-Baden, 27.01.2022, Bericht: Redaktion Am 22. Oktober 1940 haben die Nationalsozialisten über 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, Rheinland-Pfalz und dem Saarland nach Südfrankreich deportiert. Darunter auch Bürger unserer Stadt Baden-Baden.

Die Deportierten wurden damals im Lager Gurs bei Pau interniert. Im dortigen Lager starben viele von ihnen unter den unmenschlichen Bedingungen. «Um das Gedenken an die vertriebenen und ermordeten Menschen zu erhalten, haben sich die Landesregierungen von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie eine Arbeitsgemeinschaft der Gemeinden, aus denen die Deportierten stammten, zum Erhalt und zur Pflege der Gräber verpflichtet», berichtete gestern das Kultusministerium Baden-Württemberg. In Perpignan und Rivesaltes sei jetzt die Sanierung von 140 jüdischen Gräbern abgeschlossen worden. Auf den beiden südfranzösischen Friedhöfen sind deportierte Jüdinnen und Juden bestattet.

«Die Sanierung der Gräber ist Ausdruck unserer Erinnerungspolitik. Das Gedenken an die vertriebenen und ermordeten Menschen jüdischen Glaubens muss dauerhaft gepflegt werden. Deshalb bin ich auch froh um den breiten Schulterschluss mit unseren Partnern mit denen wir hier gemeinsam agieren», wird Kultusministerin Theresa Schopper in der Erklärung ihres Ministeriums zitiert.

Zum Zustand der Gräber vor der Sanierung heißt es in der Erklärung des Kultusministeriums: «Auf dem kommunalen Friedhof von Perpignan existieren 79 einheitlich sowie weitere 14 individuell gestaltete Gräber. Hinzu kommen eine Gedenkstele und eine Bodenplatte, die an neun Personen erinnert, die im nahegelegenen Lager St. Cyprien verstorben sind. Der für die Gestaltung der Gräber verwendete Beton zeigte deutliche Spuren der Verwitterung. Auch die individuell gestalteten Gräber waren teilweise in einem schlechten Zustand. 47 einheitlich gestaltete Gräber mit senkrechtem Grabstein in Form einer stilisierten Thora und Umrandung der Grabfläche befinden sich in Rivesaltes. Auch diese waren in einem schlechten Zustand.

 

Im Jahr 2019 seien bereits 246 Gräber in Portet-sur-Garonne bei Toulouse saniert worden. Auf weiteren Friedhöfen seien einzelne Gräber instandgesetzt. Im kommenden Jahr will das Kuratorium Arbeiten auf weiteren Friedhöfen in Auftrag geben. Ziel sei es, «dass in absehbarer Zeit alle bekannten Grabstätten in einem guten Zustand sind und so die Auflassung von Gräbern verhindert wird». Bei der Sanierung müssten sowohl französische Regelungen als auch die Vorgaben des jüdischen Religionsrechts berücksichtigt werden. Deshalb beziehe das von den drei Bundesländern und den kommunalen Partnern getragene Kuratorium die örtlichen jüdischen Organisationen und die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden bei den Planungen eng mit ein. Die Sanierung eines Grabes koste circa 1.000 Euro.

Insgesamt verschleppten die Nationalsozialisten am 22. Oktober 1940 über 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland in die unbesetzte Zone Frankreichs. Die Deportierten wurden im Lager Gurs bei Pau interniert. Viele von ihnen starben in dem Lager an den unmenschlichen Bedingungen, andere wurden in weitere Lager in der Region verlegt. Ab Sommer 1942 wurden die noch lebenden Jüdinnen und Juden aus Südwestdeutschland in Vernichtungslager Osteuropas gebracht und dort ermordet. Von den 1940 nach Gurs deportierten Jüdinnen und Juden überlebten nur wenige, meist aufgrund des Einsatzes von internationalen Hilfsorganisationen, mit Hilfe der französischen Bevölkerung und ihren in Übersee lebenden Angehörigen.


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