Redemanuskript hier

Scharfe Klinge gegen „BBI Verein“ – Rede in Gemeinderatssitzung von Michael Greising – „Verfolgt nur eigene Interessen“

Scharfe Klinge gegen „BBI Verein“ – Rede in Gemeinderatssitzung von Michael Greising – „Verfolgt nur eigene Interessen“
Einzelhändler Michael Greising im goodnews4-VIDEO-Interview. Foto: Archiv

Baden-Baden, 27.07.2021, Bericht: Redaktion In einer beherzten Rede sprach Michael Greising, Mitinitiator Bürgerinitiative Fieser-BrückeFieser-Brücke/Kreuzstraße, gestern Abend im Baden-Badener Rathaus Tacheles. Bei der noch von der Welterbe-Verleihung trunkenen Stimmung goss es ordentlich Wasser in den Wein der Feierlaune.

Eingangs seiner Rede führte er eine scharfe Klinge gegen den Verein Baden-Baden Innenstadt e.V., der im Rathaus als die Stimme der Einzelhändler der Innenstadt gilt: «Der vorhandene BBI Verein, mit lediglich ca. 23 Einzelhändlern von ca. 250, der Rest sind nur Versicherungen, Banken und Ärzte, verfolgt nur eigene Interessen … von wem auch immer», ist in der Rede zu lesen, die goodnews4.de auch schriftlich vorliegt und hier veröffentlich ist. Auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung stand unter TOP 5 «Bürgerentscheid zur Frage der Einrichtung einer Fußgängerzone im Bereich der Reinhard-Fieser-Brücke Zulässigkeit des Bürgerbegehrens».

Rede von Herrn Michael Greising in der Gemeinderatsitzung am 26. Juli 2021 für die Bürgerinitiative Fieser-Brücke/Kreuzstraße:

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
sehr geehrte Damen und Herren der Stadtverwaltung und des Gemeinderats,

Mein Name ist Michael Greising. Ich betreibe mit meiner Frau die Boutique Wäscheboulevard seit 22 Jahren in der Unteren Sophienstraße 1a.

Leider gibt es in unserer Innenstadt keine Vertretung für den Einzelhandel, die sich für unsere Interessen einsetzt. Der vorhandene BBI Verein, mit lediglich ca. 23 Einzelhändlern von ca. 250, der Rest sind nur Versicherungen, Banken und Ärzte, verfolgt nur eigene Interessen … von wem auch immer, und wohin diese den Einzelhandel in den letzten 15-20 Jahren geführt haben, ist wohl offensichtlich, wir hoffen auch für den Gemeinderat, der leider die BBI fälschlicherweise für den Repräsentant der Innenstadt und des Einzelhandels hält!?!

Da wir auch keine Vertretung im Gemeinderat haben, und nur von vereinzelten Stadträten gefragt worden sind, haben wir Einzelhändler, Gastronomen und ein Hotelier aus dem Bereich der Kreuzstraße, unteren Sophienstraße und den Kurhaus-Kolonnaden diese Bürgerinitiative gegründet. Die meisten von uns sind schon seit etlichen Jahren dort ansässig und beklagen sich, leider ohne Gehör, über die Verkehrssituation. Mittlerweile haben wir auch schon Unterstützer aus der Lange-Straße und der Gernsbacher-Straße.

Ich spreche heute zu Ihnen, als einer der Vertrauensbürger dieser Bürgerinitiative.

Nachdem schon im Bauausschuss die Empfehlung des Dezernats II trotz vieler Gutachten und Überlegungen keine Mehrheit gefunden hat, sondern nur ein Kompromiss eine Mehrheit finden konnte, hat sich der Gemeinderat am 26.04. auch noch gegen diesen Kompromiss entschieden und dem Antrag, Durchgangsverkehr zwischen 19 und 11 Uhr zuzulassen, mehrheitlich zugestimmt. Der Verkehr, der durch die Sperrung der Fieser-Brücke 15 Monate lang funktioniert hat, wir hatten immerhin doch über 560.000 Übernachtungen in 2020, braucht die Durchfahrt, war Ihre Meinung. Das verstehen sehr viele Bürger in Baden-Baden nicht.

Sie haben die Bewerbung Baden-Badens zum Welterbe unterstützt, erfolgreich! Ja, es wird jetzt sogar noch ein Workshop von Ihnen angeboten zum Thema «zu Fuß gehen, die natürlichste und unabhängigste Form der Fortbewegung» - dies zusammen mit dem Land Baden-Württemberg. «Gemeinsam mehr Verkehr auf die Füße verlagern???», lautet die Devise, und dann entscheiden Sie sich sogar für gegenläufigen Durchgangsverkehr in einer der engsten Einkaufsgassen der Innenstadt, über einen wunderschönen Brückenplatz der eigentlich schon vor 50 Jahren den Fußgängern hätte übergeben werden sollen. Auch das verstehen sehr viele Bürger in Baden-Baden nicht!

Sie bringen sogar «shared space» in dem Bereich in die Diskussion. Haben sie mal darüber nachgedacht, wie sich eine Mutter mit ihrem Kleinkind an der Hand fühlt, wenn sich hinter ihr ein zweieinhalb Tonnen SUV mit überhöhter Geschwindigkeit seine Bahn sucht. Dass da noch nie etwas Schlimmes passiert ist, grenzt an ein Wunder.

Wir sind der Meinung, dass wenn dieser Bereich Fußgängerzone mit den üblichen Anlieferungszeiten und Fahrradquerung wird, erhalten wir viel mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität, und einen Mehrwert für den Tourismus, von dem wir alle leben. Wir sehen darin eine einmalige Gelegenheit zur Entwicklung eines zentralen Punktes, was bedingt durch den Busverkehr auf dem Leopoldsplatz leider nicht möglich ist.

Wir haben an nur fünf Wochenenden, immer von Donnerstag bis Samstag über lediglich drei bis fünf Stunden hinweg Unterschriften gesammelt. Über 4.000 Stück von Baden-Badenern Bürgern, hauptsächlich aus der Innenstadt, sogar aus dem Bereich Beutig, der Werderstraße und der Friedrichstraße, und wider Erwarten hauptsächlich von älteren und alten Bürgern, die angeblich auf das Auto und die Durchfahrt angewiesen sind. Mit dem gleichen Aufwand hätten wir deutlich über 10.000 Unterschriften bekommen, wenn wir auch die für uns sehr wichtigen Touristen hätten unterschreiben lassen dürfen. Die 10.000 Unterschriften von Baden-Badenern Bürgern hatten wir auch erhalten, wenn wir über diese fünf Wochen immer jeden Tag und ganztägig präsent gewesen wären. Denken Sie bitte mal darüber nach.

Die Stadt Baden-Baden ist Mitglied des Deutschen Städtetags, haben Sie von dem mal das aktuelle Positionspapier gelesen? Die Stadt Baden-Baden ist leider nicht, wie alle unsere umliegenden Städte Mitglied bei der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutsch-land e.V., haben Sie mal deren aktuelle Agenda gelesen? Wir sind überzeugt, dass Sie dann anders abgestimmt hätten, denn darin steht:

• Innenstädte sollen eine Oase für die Bürger und ein Mehrwert für Touristen sein, denn nicht mehr der Konsum ist der Hauptanlass für den Besuch.

• Innenstädte müssen sich interessant machen, shoppen alleine reicht schon seit Jahren nicht mehr. Die Aufgabe der Vernetzungsfunktion geht weit über den bloßen Warenaus-tausch hinaus.

• Innenstädte unterliegen einem permanenten Wandlungsprozess der durch die Pandemie nochmal deutlich beschleunigt worden ist.

• Innenstädte müssen sich mit ihren Angeboten den geänderten Bedürfnissen und Erwartungen der Bürger und Touristen anpassen.

Aus Liebe zu Baden-Baden bitten wir Sie, hören Sie auf mit dem eitlen Parteienwettkampf, werfen Sie ihr Parteibuch weg und helfen dem Einzelhandel und der Innenstadt, damit wir wieder vital und noch attraktiver werden. Der Einzelhandel alleine ist mit dieser Aufgabe überfordert, wir brauchen Sie, wir brauchen eigentlich Ihre Unterstützung !

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


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