Finanzkrise in Baden-Baden
SPD-Stadtrat Sven Bohnert sieht Beleidigung von OB Späth – „Absurde Idee, dass Baden-Baden von einem ‚Flanierer‘ statt einem Oberbürgermeister regiert werde“

Baden-Baden, 28.04.2025, Bericht: Redaktion Mit einer harschen Kritik reagiert der Baden-Badener Stadtrat Sven Bohnert, SPD, auf Leserbriefe und sieht in der Bezeichnung «Flanierer» eine Beleidigung des Oberbürgermeisters.
Die Stellungnahme von Stadtrat Sven Bohnert vom 25. April 2025 im Wortlaut:
«Ordnung ja – aber bitte mit Realitätssinn!»
Der Leserbriefe von stadtbekannten Akteuren sind ein Paradebeispiel für das, was in Krisenzeiten gerne die Runde macht: Lautstarke Schuldzuweisungen, Vereinfachungen komplexer Zusammenhänge – und ein wohldosierter Schuss populistischer Empörung, garniert mit diffusen Andeutungen und Halbwahrheiten.
Natürlich, die finanzielle Lage Baden-Badens ist ernst. Aber ernsthafte Probleme löst man nicht mit Stammtischrhetorik, persönlichen Unterstellungen und der absurden Idee, dass Baden-Baden von einem «Flanierer» statt einem Oberbürgermeister regiert werde. Wer so schreibt, beleidigt nicht nur eine demokratisch gewählte Person, sondern auch alle, die sich tagtäglich für diese Stadt einsetzen. Es dürfte bekannt sein, dass der Unterzeichner kein begeistertet Anhänger dieses Oberbürgermeisters ist. Auch bin ich der Meinung, dass sich in der Person des Oberbürgermeisters ein massives Defizit hinsichtlich der notwendigen Vision für die Stadt Baden-Baden offenbart. Dies alles war bereits im OB-Wahlkampf offensichtlich. Trotzdem wurde er gewählt. Gewählt und unterstützt von denen, die jetzt so laut Krakeelen.
Dümmlich wird es aber dann, wenn angeblich fehlende Qualifikationen bei OB-Kandidaten ins Feld geführt, jedoch keine konkreten und realistischen Anforderungen genannt werden. Wollen wir in einer Demokratie ein politisches Eignungsexamen? Eine Verwaltungselite? Oder sollen künftig nur noch die sprechen dürfen, die den Ansichten der gut Betuchten und Privilegierten folgen?
Die Kritik am Landrat ist ebenso durchschaubar wie billig. Dass Landrat Christian Dusch als Verwaltungschef des Landkreises in der Haushaltssanierung eine Rolle spielt, ist kein Skandal, sondern gesetzlicher Auftrag. Und wer sich über ein gemeinsames Zentralklinikum empört, ignoriert nicht nur die Realität im Gesundheitswesen, sondern tut so, als sei regionale Zusammenarbeit per se ein Verrat an der eigenen Stadt.
Was die ewig Gestrigen in dieser Stadt betreiben, ist kein Denkanstoß, sondern eine Dauerempörung mit politischem Beigeschmack. Besonders auffällig: Die unverhohlene Aufwertung der AfD, FDP und FBB als angebliche Warner und Visionäre. Wer ernsthaft meint, ausgerechnet die AfD hätte den Überblick in komplexen Haushaltsfragen – dem ist die politische Vernunft längst abhandengekommen.
Auch der Aufruf zum «Ja» beim Bürgerentscheid über das Klinikprojekt ist durchsichtig: Es geht nicht um Bürgerwille, sondern um eine politische Retourkutsche gegen jene, die sich für strukturelle Lösungen einsetzen und eine Abrechnung mit dem einstmals unterstüzten OB Späth. Klar: Ein eigenes Krankenhaus klingt gut. Aber wer finanziert den Betrieb dauerhaft? Woher kommt das Personal? Und wie sieht es mit der medizinischen Qualität aus? Diese Fragen bleiben unbeantwortet.
Was Baden-Baden jetzt braucht, ist keine Revolte aus der Echokammer, sondern nüchterne Analyse, verantwortungsvolles Handeln und ein Ende dieser populistischen Besserwisserei, die vorgibt, die Stadt zu retten – aber in Wahrheit nur spaltet.
Fazit: Wer wirklich Ordnung schaffen will, sollte bei sich selbst anfangen – mit weniger Lautstärke, mehr Sachkenntnis und dem Respekt vor demokratischen Prozessen.
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