Gastkommentar

Wann endlich ist Frieden in Nahost? – Gastkommentar von Franz Alt

Bild Franz Alt Gastkommentar von Franz Alt
27.12.2023, 00:00 Uhr



Baden-Baden In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Franz Alt ist Journalist und Bestsellerautor und lebt in Baden-Baden. Er ist Herausgeber von www.sonnenseite.com.


Kommentar: Franz Alt Historiker und Historikerinnen wissen, dass es in der Geschichte immer wieder gelungen ist, scheinbar unendliche und voller Hass ausgetragene Konflikte zu beenden – oft ganz überraschend. Kann solch eine Überraschung auch 2024 im Ukraine-Krieg und im Nahost-Konflikt gelingen?

Ende 2023 scheint das kaum möglich. Doch schon Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion wusste: «Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.» Dieser kriegserprobte Staatsgründer wusste, wovon er sprach. Aber sowohl bei Israels heutiger Regierung wie bei den Palästinensern sieht es im Augenblick gar nicht nach Deeskalation aus.

 

Die terroristische Hamas hat sowohl im Gaza und noch mehr Zustimmung im Westjordanland als vor dem 7. Oktober. Und in Israel sagt Ministerpräsident Netanjahu: «Ich bin stolz darauf, die Zwei-Staaten-Lösung verhindert zu haben.» Doch genau das scheint die einzig denkbare Lösung des unendlichen Konflikts, der nun seit 1948 andauert. Stattdessen fordert Benjamin Netanjahu «die Zerstörung der Hamas» und sagt: «Nur wir bestimmen das Ende des Krieges.» Nicht mal zur Befreiung der israelischen Geiseln scheint Israels Regierungschef bereit zu einem Waffenstillstand. Dabei konnten bisher an vier Tagen Waffenstillstand 80 Geiseln befreit werden und durch 80 Tage militärischer Gewalt lediglich eine Geisel.

Dieses Ergebnis erinnert an die Folge des 11. September in den USA. Danach begann George W. Bush seinen «Krieg gegen den Terror». Es gab damals einige tausend Terroristen. Jetzt – nach dem Irak- und Afghanistan-Krieg – gibt es weit über 100.000 Terroristen. Nicht zufällig hat US-Präsident Biden seinen Kollegen Netanjahu davor gewarnt, diesen «Fehler der USA nach dem 7. Oktober zu wiederholen». Auch eine Terrororganisation wie die Hamas kann nicht militärisch vollständig ausgelöscht werden. Ideologien können nicht per Gewalt besiegt werden. Auf beiden Seiten gibt es noch keine Vorstellung über das Ende der Gewalt. Wer auch auf Deutschlands Straßen kritiklos «Palastine – from the river to he sea» singt oder brüllt, übersieht bewusst oder unbewusst, dass dieser «Schlachtruf» die Vernichtung Israels will.

Die Zwei-Staaten-Lösung

Netanjahu wie die Hamas und ihre Unterstützer wollen die Ein-Staaten-Lösung: Entweder nur einen jüdischen Staat oder nur einen palästinensischen Staat. Es leben aber zwei Völker im heutigen Israel/Palästina. Und das Land reicht tatsächlich für zwei. Doch auf diesem Territorium bekriegen sich beide Völker seit über 75 Jahren. Auch Netanjahu und seine rechtsnationalistischen Minister wissen, dass die Zwei-Staaten-Lösung die einzig realistische ist, weshalb sie diese bisher verhindert haben. Jeder will nur noch die andere Seite «vernichten».

So feuert die Hamas weiter Raketen auf Israel und droht mit weiteren Terror-Anschlägen und Israel zerstört brutal den gesamten Gaza-Streifen, wo über zwei Millionen Menschen nicht mehr wissen, wohin sie noch flüchten sollen. Beten allein hilft da nicht. Das weiß niemand besser als der Papst mit seinen ständigen Fürbitten um Frieden. Es ist Papst Franziskus bisher weder in der Ukraine noch im Nahen Osten gelungen, als Friedensdiplomat tätig zu sein. Hilfreicher und konkreter ist vielleicht eine andere Idee: Verhandeln.

Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank und Professor für transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences macht in der Weihnachtsausgabe der Süddeutschen Zeitung diesen begrüßenswerten Vorschlag: Die Bundesregierung möge initiativ werden und eine Nahost-Friedenskonferenz einberufen. Die Ampel habe sich bereits in ihrer Koalitionsvereinbarung zur Sicherheit Israels verpflichtet: «Es braucht Handeln – etwa in Form einer internationalen Konferenz unter der Beteiligung der USA, der EU und gemäßigt arabischer Staaten.»

Diese Idee scheint heute noch eine Vision zu sein. Doch die Visionen von heute waren schon oft die Realitäten von morgen. Auch das beweist die Geschichte. Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten.




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