Gastkommentar

Wer nicht kommuniziert, wer unliebsame Medien ausschließt hat in der Politik nichts verloren – Gastkommentar von Thomas Bippes

Bild Thomas Bippes Kommentar von Thomas Bippes
13.01.2023, 00:00 Uhr



Baden-Baden In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Thomas Bippes war in der Zeit von 1998 bis 2006 Pressesprecher von Fraktion und Partei der CDU Rheinland-Pfalz und ist heute Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden. Das Handwerkszeug für professionelles Online-Marketing lernte der Kommunikationsexperte im Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung, als Referent und Pressesprecher von Landtagsfraktionen sowie als Chefredakteur und Verleger von Mitgliedermagazinen für Institutionen und Verbände.

Kommentar: Thomas Bippes Oft hat man das Gefühl, wenn Olaf Scholz spricht, verläuft er sich auf dem Weg zum Satzende mehrfach. Klare Botschaften sind ihm fremd. Er wählt gern die Umwege über Neben- und Schachtelsätze, um am Ende fast den Faden zu verlieren. Oftmals kommuniziert er fernab von klaren Botschaften. Ein einfaches Ja oder ein Nein auf eine geschlossene Frage hört man nicht aus dem Mund des SPD-Kanzlers. Das ist nicht untypisch für Politiker.

Wer sich festlegt, macht sich natürlich angreifbar. Wer sich in der Kommunikation und der Positionierung zu Sachverhalten aber alle Optionen offenhalten will, der vermittelt Zaghaftigkeit, ja sogar Führungsschwäche.

 

Für die Kommunikationsstrategie von Olaf Scholz – sofern sie einer Strategie folgt – findet sich in Medien und Kommentarspalten die Bezeichnung «scholzen». Sie manifestiert sich in Ankündigungen, auf denen ein peinliches Hin und Her folgt – Beispiel Impfpflicht. Sie zeigt sich im Aussitzen wichtiger Positionierungen wie beim Thema «Waffenlieferungen an die Ukraine» und vor allem im Ausweichen. Letzteren Aspekt hat Olaf Scholz geradezu perfektioniert: Mit der Kommunikation langer Schachtelsätze, in denen der rote Faden auf dem Weg vom Subjekt zum Prädikat verloren geht oder sich – noch schlimmer – in den Botschaften verheddert, sodass am Ende eben keiner so genau weiß, was der Kanzler eigentlich sagen möchte und welche Position er vertritt.

Gerade in mannigfaltigen Krisen, wie wir sie derzeit zu bewältigen haben, kann ihm dies als ein Zeichen von Führungsschwäche ausgelegt werden. Denn ausweichende Antworten sind das Gegenteil von klaren Ansagen, die die Menschen in unsicheren Zeiten aber dringend brauchen. Sie haben Führung bestellt, doch Scholz hinkt an dieser Stelle den eigenen Ansprüchen und Versprechen hinterher. Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich Klarheit – in der Kommunikation wie im Handeln. In der Scholz’schen Außenwirkung fehlt es jedoch am Kompass und der erkennbaren Grundhaltung, die in seinen öffentlichen Auftritten auch glasklar zum Ausdruck kommen sollte. Politiker kommen dann gut an, wenn sie offen mit den Menschen kommunizieren.

Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil beispielsweise hat das verstanden. Für ihn ist die Frage, ob Otto Normalverbraucher noch verstehen kann, was er vermitteln will, der Gradmesser für gelungene Kommunikation, wie er in einem Interview beschreibt. Oder nehmen wir den Europaabgeordneten Daniel Caspary (CDU), der mit den Worten «Ich möchte einen engen und anhaltenden Austausch ermöglichen, in dem alle Themen und Fragen in einem persönlichen Gespräch zur Sprache kommen können ...» zu einer Bürgersprechstunde einlädt. Wem stattdessen schon der Austausch zuwider ist, wer vielleicht sogar unliebsame Medien und Gesprächspartner ausschließt, wie wir es auch in Baden-Baden immer wieder erleben, und glaubt, seine Entscheidungen nicht mehr erklären zu müssen, der hat in der Politik nichts verloren.


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