Gesundheit

Zum Glück haben wir Rückenschmerzen – Gastkommentar von Alexander Srokovskyi

Bild Alexander Srokovskyi Gastkommentar von Alexander Srokovskyi
09.04.2021, 00:00 Uhr



Baden-Baden In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Der Baden-Badener Alexander Srokovskyi ist DOSB Sportphysiotherapeut, Heilpraktiker für Physiotherapie und Sportosteopath.

Ein gelegentlicher Kommentar zur Gesundheit kann nicht schaden. Einem Volksleiden wendet sich Alexander Srokovskyi in seinem Gastkommentar zu und erklärt, warum es ein Glück ist, Rückenschmerzen zu haben.

Kommentar: Alexander Srokovskyi Schmerzen sorgen dafür, dass wir auf Probleme in unserem Körper aufmerksam werden. Nehmen wir ein Beispiel, welches jeder als Kind beigebracht bekommen hat: Fasse niemals auf eine heiße Herdplatte – denn das tut weh!
In dem Moment, in welchem wir die Herdplatte trotzdem anfassen, reagiert unser Körper mit Schmerz und wir ziehen die Hand reflektorisch weg. Hätten wir in diesem Fall den Reflex, der durch die Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) ausgelöst wird, würden wir es vielleicht nicht merken und hätten am Ende eine nicht mehr funktionsfähige, verbrannte Hand.

Ein ähnliches Phänomen sind Bandscheiben, drückt die Bandscheibe auf einen Nerv, spüren wir Schmerzen. Durch die mechanische Reizung strahlt der Nerv aus und man zeigt typische Symptome. Wir sollten froh sein, dass es so ist!

Stellen Sie sich vor, Ihre Bandscheibe würde auf einen Nerv drücken, Sie spüren jedoch keinen Schmerz. Was passiert als Nächstes?

Wenn wir nicht auf den Schmerz reagieren und alles so weitermachen wie bisher, wird der Bandscheibenvorfall sich verschlimmern. Schlimmstenfalls entsteht ein neurologischer Ausfall der Muskulatur, die der gedrückte Nerv innerviert. Man kann sich das vorstellen wie bei einem Auto, das anfängt komische Geräusche zu machen.
Würden wir das auch ignorieren? Ich denke nicht – denn hier wissen wir, es könnte ja etwas kaputt sein und bevor noch mehr kaputt geht, fahre ich lieber zur Werkstatt.

Dasselbe gilt für unseren Körper – denn auch Schmerzen haben eine nützliche Funktion für uns. Wir sollten aufhören Schmerzen schlecht zu reden und lernen auf unseren Körper zu hören. Es ist essenziell wichtig, die Signale, die er uns sendet, richtig zu interpretieren. Auf diese Art kann der Schmerz der Beginn einer Entscheidung für den Körper sein, welche Ihm nachhaltig guttut. Durch Schmerzen lernen wir Dinge zu ändern, denn der bekanntlich größte Wahnsinn der Menschheit ist es, Veränderung zu erwarten, ohne etwas zu ändern.

Hier einige Tipps zur sofortigen Umsetzung, welche Ihr Leben nachhaltig verbessern können:

1. Tipp: Es gibt kein «richtiges Sitzen»
Der Gedanke, dass ein besserer Stuhl, Schreibtisch oder Auflage die Rückenschmerzen langfristig behebt ist schlichtweg falsch. Vielmehr ist es wichtig nachvollziehen zu können, dass unsere Wirbelsäule einen ständigen Wechsel der Positionen braucht, um gesund zu bleiben. Eine mögliche Lösung die Positionen zu wechseln, ohne aus dem «Flow» bei der Arbeit zu kommen, ist es sich einen Steh- und Sitzarbeitsplatz einzurichten. Beide sollten so eingerichtet sein, dass ohne Zeitaufwand gewechselt werden kann.

2. Tipp: Raus aus der «Schildkröten-Haltung»
Gezieltes Training hilft viel - hier zählt nicht nur die Ausführung der jeweiligen Übung, sondern vor allem auch, wie zielgerichtet die Maßnahme ist. Beim Sitzen ist die vordere Muskelkette oft überspannt und die Nerven entsprechend «falsch programmiert». Hier hilft es als Sofortmaßnahme die Nervenmobilität in der Schulter-Arm Region zu verbessern.

Übung: Am Türrahmen einen Platz suchen und ein gerolltes Handtuch oder eine Wasserflasche zwischen die Schulterblätter legen. Beide Arme strecken und die Finger spreizen. Ein Arm hält dagegen, damit der Oberkörper nicht mitgeht. Idealerweise sollte der Arm beübt werden, der hinter sich Platz hat. Die Schulterblätter hinten runterziehen und mit dem Arm, der frei liegt, kreisende Bewegungen rückwärts machen. Dabei die Hand nach hinten überstrecken. Diese Bewegung langsam und intensiv ausführen und spüren. Das Ganze mindestens einmal täglich für jeweils 30 Sekunden pro Seite durchführen.

Achtung: Das ist nicht gleichzusetzen mit Dehnung der Brustmuskulatur und der Zug sollte auch ganz anders empfunden werden, nämlich durch den ganzen Arm bis in die Handfläche.

3. Tipp: Die 66 Tage Regel - mit Beständigkeit erfolgreich
Egal welche Tipps Sie umsetzen möchten oder bereits umsetzen – nichts davon wird zum Erfolg führen, wenn das nur eine einmalige Sache war. Es ist wichtig, dass wir uns bewusstwerden, dass ein Gedanke nichts Wert ist ohne ihn umzusetzen und eine Umsetzung erst dann erfolgreich ist, wenn man dranbleibt.
Im Klartext: Wir sollten wir uns Gewohnheiten aneignen, welche die Lebensqualität verbessern und Rückenleiden vorbeugen. Um sich eine solche Gewohnheit anzueignen, sollte eine Übung über 66 Tage ohne Unterbrechung durchgeführt werden. Egal, ob am Arbeitsplatz oder zuhause, hier gilt es dranzubleiben.
Wenn man die richtigen Übungen mit der richtigen Intensität durchführt, dann genügen schon 3 Minuten am Tag für einen beschwerdefreien und starken Rücken!

4. Tipp: Starker Rücken in nur 45 Sekunden:
Dies ist eine statistische Übung und trainiert die Muskulatur, die die einzelnen Wirbelkörper miteinander verbindet. Diese Übung hilft allerdings nur, wenn man Sie regelmäßig und vor allem langfristig durchführt.

Übung: Die Beine Schulterbreit aufstellen, in eine leichte Hocke gehen. Wichtig ist, dass die Knie nicht über die Zehenspitzen ragen (Sie haben das Gefühl Sie kippen nach hinten? – dann nicht so tief in die Hocke gehen, keinesfalls aber die Knie weiter nach vorne bringen). Bauch und Po anspannen, die Arme gerade nach vorne strecken und oben halten auf Höhe der Ohren. Diese Position für 45 Sekunden halten.

Ganz wichtig: Die Übung verliert Ihre Effektivität durch jede Ausweichbewegung. Die einfachste Art das herauszufinden, ist es, in seinen Körper reinzuhören. Spürt man die Übung am Rücken zwischen den Schulterblättern als Erstes, ist die Ausführung richtig. Merkt man dort nichts, eignet sich die Spiegelkontrolle während man die einzelnen Schritte wiederholt.


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