Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Am Samstag große Werke auf der Bühne – Wagner-Oper „Tristan und Isolde“ und Fragmente aus „Le Martyre de Saint Sébastien“ von Claude Debussy

Am Samstag große Werke auf der Bühne – Wagner-Oper „Tristan und Isolde“ und Fragmente aus „Le Martyre de Saint Sébastien“ von Claude Debussy
Andreas Schager und Martina Serafin sind am Samstag als Tristan und Isolde im Festspielhaus Baden- Baden zu sehen. Fotos: David Jerusalem/Gino Di Paolo

Baden-Baden, 17.01.2020, Bericht: Festspielhaus Bayreuth-Profi Andreas Schager als Tristan, Martina Serafin als Isolde, begleitet von den Münchner Philharmonikern unter der musikalischen Leitung von Valerie Gergiev: Im Festspielhaus Baden- Baden erklingt am 18. Januar 2020 um 18 Uhr der zweite Aufzug aus der Wagner-Oper «Tristan und Isolde» sowie Sinfonische Fragmente aus «Le Martyre de Saint Sébastien» von Claude Debussy.

Würde man die Operngeschichte als eine Landschaft betrachten, dann markierte «Tristan und Isolde» das Epizentrum. Von hier gehen wahrlich Beben aus! Der Ort, an dem alles kulminiert, ist der zweite Aufzug. Und selbst darin gibt es noch einen Kern, das Liebesduett «O sink hernieder, Nacht der Liebe», in dem Wagner so etwas wie den Stillstand der Zeit komponiert. Valery Gergiev, der im Festspielhaus seine eigene Wagner-Tradition begründete, hat die schwierige Tristan-Partie dem österreichischen Heldentenor Andreas Schager anvertraut. Der Sänger tritt regelmäßig in Bayreuth auf und hat in Baden-Baden unter Gergiev bereits den Siegmund gesungen. Die österreichische Sopranistin Martina Serafin gibt als Isolde ihr Baden-Baden Debüt, als König Marke ist Mikhail Petrenko, als Brangäne Yulia Matochkina und als Melot Miljenko Turk zu erleben.

Der zweite Aufzug aus «Tristan», mit dem wahrscheinlich gewaltigsten Liebesduett der Operngeschichte, hat mit seiner unglaublich schönen, kühnen und reichen Musik nicht nur auf die Opernentwicklung eingewirkt, sondern auch Sinfoniker beeinflusst – man denke etwa an den langsamen Satz aus Bruckners achter Sinfonie.

Die Umarbeitung szenischer Werke für die Konzertbühne ist lang gepflegte Tradition, der sich auch Claude Debussy bediente, als er sein «Le Martyre de Saint Sébastien», eine hybride Mischung aus Ballett, Oper und Theater von 1911, ein Jahr nach der Uraufführung radikal kürzte und für das Orchester arrangierte. Debussys ambivalente Haltung zu Wagner ist bekannt, ebenso wie seine Bewunderung für dessen «Parsifal»-Oper. Wie diese wendet sich auch «Le Martyre» dem kultischen Drama zu. Die «Sinfonischen Fragmente aus ‘Le Martyre de Saint Sébastien’», wie die Orchesterparaphrase mit vollem Titel heißt, ist ein effektvolles Beispiel für Debussys Spätstil, der auf alte Kirchenmusik-Traditionen zurückgreift und so etwas wie einen «impressionistischen Historismus» etablierte. Aufgrund seiner Expressivität und seines Klangfarbenreichtums zählt es zu den eindrücklichsten Werken Debussys.

Der österreichische Heldentenor Andreas Schager war zunächst im lyrischen Mozart- und Operettenfach zu Hause, bis er 2011 zu den Heldenpartien Wagners und Strauss’ wechselte. Mit dem Siegfried in Richard Wagners «Die Götterdämmerung» am Teatro alla Scala, an der Staatsoper Unter den Linden Berlin und bei den BBC Proms 2013 in London gelang ihm endgültig der internationale Durchbruch. Heute hat sich Andreas Schager als führender Heldentenor etabliert und arbeitet an den großen Häusern und Festivals weltweit. Zu den Höhepunkten der letzten Jahre gehören u. a. Apollo in Strauss’ «Daphne» in der New Yorker Carnegie Hall sowie Erik in «Der fliegende Holländer» und Parsifal bei den Bayreuther Festspielen. In Neuinszenierungen von «Fidelio», «Parsifal» und «Tristan und Isolde» an der Berliner Staatsoper Unter den Linden war er unter Daniel Barenboim zu hören, als Tristan war er auch an der Opéra national de Paris. Daneben debütierte er als Lohengrin an der Wiener Staatsoper sowie am Prager Nationaltheater und verkörperte den Siegfried an der Metropolitan Opera in New York unter Philippe Jordan und an der Staatsoper Hamburg unter Kent Nagano. Neben dem Konzert im Festspielhaus ist er in der aktuellen Saison unter anderem als Menelas in der Neuproduktion «Die ägyptische Helena» unter Franz Welser-Möst an der Mailänder Scala, in Fidelio am Opernhaus Zürich sowie als Tristan in Wiesbaden und beim Tokyo Spring Festival zu erleben.

Die Sopranistin Martina Serafin stammt aus Wien. Als Opernsängerin interpretiert sie erfolgreich Rollen wie Tosca, Sieglinde, Elisabeth in «Tannhäuser», Elsa, Feldmarschallin, Fiordiligi, Donna Elvira, Manon Lescaut, Turandot und Isolde an Bühnen wie dem Royal Opera House Covent Garden in London, der Wiener Staatsoper, der Mailänder Scala, der New Yorker Metropolitan Opera und vielen weiteren renommierten Häusern. Als Brünnhilde ist sie aktuell an der Dutch National Opera und der Pariser Opéra Bastille engagiert.

Der russische Dirigent Valery Gergiev ist ein enger Freund des Festspielhauses Baden-Baden. Mit seinem Dirigat wurde Deutschlands größtes Opernhaus 1998 offiziell eröffnet. In der Saison 2003/2004 produzierten Baden-Baden und St. Petersburg gemeinsam die Tetralogie «Der Ring des Nibelungen» von Richard Wagner. Diese Produktion reiste danach erfolgreich um den gesamten Erdball. In Moskau geboren, studierte Valery Gergiev zunächst Dirigieren bei Ilya Musin am Leningrader Konservatorium. Seit mehr als zwei Jahrzehnten leitet er nun das legendäre Mariinsky Theater in St. Petersburg, das in dieser Zeit zu einer der wichtigsten Pflegestätten der russischen Opernkultur aufgestiegen ist. Mit den Münchner Philharmonikern verbindet Valery Gergiev seit 2011 eine intensivere Zusammenarbeit, seit der Spielzeit 2015/16 ist ihr Chefdirigent. Reisen führten sie bereits in zahlreiche europäische Städte sowie nach Japan, China, Korea, Taiwan und in die USA. Programmatische Akzente setzte Valery Gergiev durch die Aufführungen symphonischer Zyklen von Schostakowitsch, Strawinsky, Prokofjew und Rachmaninow sowie neuen Formaten.

Seit ihrer Gründung 1893 bereichern die Münchner Philharmoniker unter renommierten Dirigenten das musikalische Leben Münchens. Gustav Mahler dirigierte das Orchester bei den Uraufführungen seiner Vierten und Achten Sinfonie, unter Bruno Walters Leitung kam Mahlers «Lied von der Erde» zur Uraufführung. 1979 leitete Sergiu Celibidache seine erste Konzertserie bei den Münchner Philharmonikern und wurde zum Generalmusikdirektor ernannt. Die legendären Bruckner-Konzerte unter seiner Leitung trugen wesentlich zum internationalen Ruf des Orchesters bei. Von 1999 bis 2004 war James Levine Chefdirigent des Orchesters, das 2004 Zubin Mehta zum ersten Ehrendirigenten seiner Geschichte ernannte. Christian Thielemann pflegte in seiner Amtszeit die Münchner Bruckner-Tradition ebenso wie das klassisch-romantische Repertoire. Ihm folgte Lorin Maazel und seit 2015 ist Valery Gergiev Chefdirigent. An der Oos waren die Münchner Philharmoniker vor allem in spektakulären Opernaufführungen zu Gast: in Strauss’ «Rosenkavalier» und «Elektra» unter Christian Thielemann, in Boitos «Mefistofele» unter Stefan Soltesz.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101


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