Hamburg Ballett John Neumeier

Anna Kareninas leidenschaftliche Affäre mit Offizier Wronski - Im Festspielhaus Baden-Baden

Anna Kareninas leidenschaftliche Affäre mit Offizier Wronski - Im Festspielhaus Baden-Baden
Hamburg Ballett tanzt „Anna Karenina“. Foto: Kiran West

Baden-Baden, 05.10.2018, Bericht: Festspielhaus Aus einer lieblosen Ehe flieht Anna Karenina in eine leidenschaftliche Affäre mit Offizier Wronski − und verliert darüber alles.

Leo Tolstois Roman aus dem Jahr 1877, den Thomas Mann als den «größten Gesellschaftsroman der Weltliteratur» bezeichnete, gehört zu den ewigen Klassikern. Mit drei Vorstellungen der abendfüllenden Ballett-Produktion setzt das Hamburg Ballett vom 12. bis 14. Oktober seine diesjährige Residenz im Festspielhaus fort. Die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern spielt live.

Mit Ovationen wurde in Hamburg vor einem Jahr John Neumeiers neues Ballett «Anna Karenina» gefeiert, in dem der Meister des literarischen Handlungsballetts die zentralen Fragen Tolstois in Tanz umsetzte: Welchen Werten ist der Mensch verpflichtet − der bedingungslosen Liebe, der gesellschaftlichen Moral, oder zuallererst den eigenen Kindern? Um die 1000 Seiten umfasst Tolstois Roman und erzählt in einem weiten Gesellschaftspanorama eigentlich die Geschichte dreier Familien. Dazu John Neumeier: «Auf gar keinen Fall möchte ich den Anschein erwecken, ich könnte den gesamten Roman vertanzen. Vielmehr nehme ich einige Grundgedanken und Figuren dieses Romans, denke sie in unsere Zeit weiter und versuche, daraus etwas Glaubwürdiges mit der Konstellation der Figuren und ihren Beziehungen zu entwickeln.»

Der Hamburger Ballettintendant versetzt die Geschichte in die Gegenwart, macht aus Annas Mann Karenin einen Machtpolitiker im Wahlkampf, der sich öffentlichkeitswirksam mit seiner schönen Frau samt kleinem Sohn präsentiert. Die einsame Anna aber folgt ohne Kompromisse ihrem Herzen. Neumeier übersetzt ihre Leidenschaft und Verzweiflung genauso in Bewegung wie Karenins Eiseskälte und die erotische Anziehungskraft des jungen, schmucken Wronski. In der ihm eigenen Weise, durch eine brillante Dramaturgie, lässt der Choreograph das pure Nacherzählen der Handlung hinter sich und zeigt auf weiteren Ebenen die Gedanken und Sehnsüchte seiner Figuren.

In der Figur des Lewin, Protagonist eines weiteren Erzählstrangs, wird der Gegensatz zwischen Stadt und Land, zwischen starrer Gesellschaftsordnung und der glücklichen Utopie einer bäuerlichen Idylle thematisiert. Dazu bedient sich Neumeier eines überraschenden Kniffs, denn zwischen der sorgfältig ausgewählten Musik von Peter Tschaikowsky und Alfred Schnittke, einem lebenslangen Favoriten des Choreographen, erklingen Songs des Liedermachers Cat Stevens, die das Landleben charakterisieren. Interpretiert wird die Partitur im Festspielhaus Baden-Baden von der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der Leitung des Hamburger Uraufführungs-Dirigenten Simon Hewett.

Wie bei so vielen seiner Ballette zeichnet der Gesamtkunstwerker John Neumeier auch hier für Bühnenbild, Licht und Kostüme verantwortlich, allein die Titelfigur Anna Karenina ist in edle Roben des Schweizer Modeschöpfers Albert Kriemler gekleidet «Anna Karenina» ist eine internationale Koproduktion des Hamburg Ballett John Neumeier mit dem Bolschoi Ballett in Moskau und dem National Ballet of Canada in Ontario.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de. Persönliche Beratung und Reservierungen: Telefon 07221 / 30 13 101.


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