Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Blue Note Jazz Night mit Saxophonlegende Benny Golson – „It must schwing“

Blue Note Jazz Night mit Saxophonlegende Benny Golson – „It must schwing“
Der 90jährige Saxophonist Benny Golson tritt als Ehrengast auf. Foto: Antonio Porcar Cano

Baden-Baden, 16.10.2019, Bericht: Festspielhaus Das Jazzlabel Blue Note Records feiert dieses Jahr seinen 80. Geburtstag. Mit Klassikern von John Coltrane bis Miles Davis gratulieren die «Jazz Animals» am Freitag, 8. November 2019, um 20 Uhr im Festspielhaus Baden-Baden mit einer Blue Note JazzNight.

Siggi Loch, der die beiden Blue Note Gründer Alfred Lion und Frank Wolff noch persönlich kannte, stellte zum 80jährigen Bestehen des Jazzlabels eine Band zusammen, die es versteht, einen ähnlich weiten und virtuos geschwungenen Bogen zu schlagen wie die Blue Note Künstler selbst: die «Jazz-Animals». Neben dem Saxophonisten und Bandleader Émile Parisien sind Trompeter Theo Croker, Posaunist Glenn Ferris, Bassist Joe Martin sowie am Klavier Yaron Herman und Gerald Cleaver am Schlagzeug zu erleben. Als Ehrengast wird der Saxophonist Benny Golson auf die Bühne des Festspielhauses treten, was eine kleine Sensation genannt werden darf: Der 90jährige Musiker war noch aktiv in der goldenen Ära von Blue Note beteiligt und man kann ihn, aufgrund seines unvergleichlichen, lyrisch warmen Tons und seiner stilprägenden Kompositionen und Interpretationen als lebende Jazzlegende bezeichnen.

Der Abend im Festspielhaus beginnt mit einem Auftritt des Hamburger PIanisten Axel Zwingenberger, der Boogie-spielend in die frühen Jahre seiner Karriere zurückkehrt. Er holt die zu Unrecht gern belächelte Kunst ins rechte Licht zurück: Immerhin war Boogie nicht nur die Geburtsstunde des Nachkriegs-Jazz, sondern auch Vater des Rock'n'Roll – und markierte auch bei Blue Note den Anfang. Für einen Jazzmusiker wie ihn, «für eigentlich jeden Jazzmusiker», sagt Émile Parisien, seien «die Blue Note-Alben im Grunde die wahre Bibel.» Auch Siggi Loch hat sich Mitte der Fünfziger mit dem Virus Jazz infiziert, als er die ersten Aufnahmen des Blue Note-Künstlers Sidney Bechets hörte. Dessen «Summertime» wird am 8. November ebenso gespielt werden wie Klassiker von Bud Powell, John Coltrane, Herbie Hancock, Art Blakey, Thelonius Monk, Cannonball Adderley und Miles Davis.

Der Saxophonist und Bandleader der Jazz Animals, Émile Parisien, besuchte schon mit elf Jahren das Collège de Jazz in seiner südwestfranzösischen Heimat. Heute, 26 Jahre später, zählt er zu den großen Namen des europäischen Jazz. Beeinflusst wurde er von Blue Note-Künstlern ebenso wie von Hector Berlioz oder Igor Strawinsky. So besitzt seine Musik Witz im doppelten Sinn und klingt stets nach ihrem Verfasser, obwohl dieser den Jazz aus einer Vielzahl verschiedener Quellen schöpft.

Der 33-Jährige Trompeter Theo Croker, ein Enkel des US-Trompeters Doc Cheatham, zählt zu den renommiertesten Jazz-Musikern seiner amerikanischen Heimat. Nach etlichen gewonnenen Preisen legte er zuletzt 2014 das von Dee Dee Bridgewater produzierte Album «AfroPhysicist» vor.

Der Posaunist Glenn Ferris nahm bereits als Teenager Unterricht bei Don Ellis, später wurde er Teil von dessen Orchester. Glenn Ferris spielte mit unterschiedlichsten Künstlern wie George Duke und Frank Zappa, den Beach Boys und Buddy Miles, John Scofield und Tony Scott zusammen. Schon als 24jährigen bezeichnete Billy Cobham Ferris als besten Posaunisten der USA.

Yaron Herman, den 1981 in Tel Aviv geborenen Pianisten der «Jazz Animals», führte sein Weg zunächst nach Boston und von dort nach Paris, wo er wegen seiner «Theorie der musikalischen Improvisation» als Dozent an die Sorbonne geladen und kurz darauf als «Instrumentalisten-Entdeckung des Jahres» ausgezeichnet wurde.

Der Vater Klarinettist, die Mutter Geigerin, so war Joe Martin schon mit sieben am Cello zu erleben, bevor er dann zum Bass wechselte. Als Bassist trat der Amerikaner mit Avishai Cohen und Art Farmer, mit Larry Goldings, Brad Mehldau und Jane Monheit auf und hat mehr als 50 Jazzalben eingespielt.

Der amerikanische Schlagzeuger Gerald Cleaver begann in der Jazzszene von Detroit mit Künstlern wie Marcus Belgrave und Donald Walden, später trommelte er auch für Gebhard Ullmanns Projekt «Basement Research» und für Miroslav Vitouš.

Als Ehrengäste konnte Émil Parisien für das Konzert am 8. November den Saxophonisten Benny Golson und den Pianisten Axel Zwingenberger gewinnen. Das Prädikat der Legende wird gern inflationär benutzt, im Fall des 90jährigen Benny Golson entspricht es Tatsachen. Jazzgeschichte hat er in den 50er- und 60er-Jahren vor allem mit dem Jazztet geschrieben, das er zusammen mit dem Trompeter Art Farmer und dem Posaunisten Curtis Fuller gegründet hat. Durch seine Mitwirkung bei den Art Blakeys Jazz Messengers und im Art Farmer/Benny Golson-Jazztet erlangte er internationale Berühmtheit. Benny Golson hat mit Größen wie Dizzy Gillespie, Clifford Brown und Lionel Hampton zusammengespielt. Gleichwohl ist er nicht nur ein Tenorsaxophonist von Weltrang, er wurde auch durch seine vielseitigen anderen Talente bekannt und sich als Komponist, Arrangeur, Lyriker und Produzent einen Namen gemacht. Seine zeitlosen Kompositionen wie «Along Came Betty», «Blues March», «Whisper Not» oder «I Remember Clifford» gehören zu den meistgespielten des Jazz-Repertoires. In den Sechzigerjahren wurde Benny Golson auch als Filmkomponist erfolgreich, der Musik für Serien wie «Mash» oder «Mission Impossible» schrieb.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de

Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101


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