Aus dem Rathaus Baden-Baden

„Die Burg Hohenbaden“ – Entwurf zum Wandgemälde im Stadtmuseum

„Die Burg Hohenbaden“ – Entwurf zum Wandgemälde im Stadtmuseum
Jakob Götzenberger, Farbentwurf für das Wandgemälde „Die Burg Hohenbaden“, um 1843. Foto: Stadtmuseum/Stadtarchiv Baden-Baden, J.-L. Ikelle-Matiba

Baden-Baden, 22.04.2020, Bericht: Rathaus In Zeiten, in denen es keine Museums- und Archivbesuche gibt, stellen Heike Kronenwett und Dr. Katja Mikolajczak in lockerer Folge einige Objekte aus dem Stadtmuseum und der Sammlung vor.

Heute: Entwurf zu dem Wandgemälde «Die Burg Hohenbaden» von Jakob Götzenberger

Diese Zeichnung aus dem Bestand des Stadtmuseums zeigt eine Legende, die sich um die Burg Hohenbaden, auch bekannt als das Alte Schloss, in Baden-Baden rankt. Sie wurde von Jakob Götzenberger als Vorarbeit für eines der Wandbilder der Trinkhalle geschaffen. Götzenberger, 1802 in Heidelberg geboren und 1866 in Darmstadt verstorben, war ein Historienmaler aus dem Umkreis der sogenannten Nazarener. Er schuf zahlreiche Wand- und Ölgemälde, die große Beachtung fanden, und wurde 1833 zum badischen Hofmaler ernannt. Die malerische Ausstattung der von Heinrich Hübsch errichteten neuen Trinkhalle in Baden-Baden mit großformatigen Wandgemälden zu Sagen aus der Region war ein bedeutender Auftrag, den Götzenberger 1843 kurz nach der Vollendung des Baus erhielt. Sieben Jahre später, nachdem die 14 Sagenbilder und einige der monochromen Darstellungen zur badischen Geschichte über den Türen an den Schmalseiten des Wandelgangs der Trinkhalle vollendet waren, fanden die Arbeiten ein jähes Ende: Götzenberger wurde im Dezember 1850 verhaftet und zu einer Arbeitshausstrafe von 21 Monaten verurteilt, weil er Jahre zuvor seiner Nichte bei der Organisation einer Abtreibung geholfen hatte und bei derselben anwesend war. Nach einjähriger Haft wurde der Maler unter der Bedingung auszuwandern begnadigt und ging nach England. Aufgrund seines ungewöhnlichen Lebenslaufs sowie seiner Tätigkeit in Deutschland und England, kommt Jakob Götzenberger eine besondere Rolle in der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts zu.

Der hier gezeigte Farbentwurf zu dem Wandgemälde «Die Burg Hohenbaden» illustriert die wundersame Erlösung von einer Pestepidemie. Um ihre beiden Kinder vor der Krankheit, die auch die Burg Hohenbaden erreicht hatte, zu bewahren, brachte sie die Markgräfin der Legende nach auf die Spitze des Burgturms. Dort betete sie zur Heiligen Jungfrau Maria um Schutz. Diese erschien ihr und verkündete die Vertreibung der Pest aus Baden. Zum Dank sollte eines der markgräflichen Kinder dem geistigen Stand geweiht werden. Götzenberger kontrastiert in seiner Darstellung die friedlich von einem Laken beschirmt schlummernden Kinder mit dem innigen Flehen ihrer knienden Mutter, welche als Rückenfigur gezeigt wird. Über der Markgräfin dem Betrachter frontal zugewendet, erscheint die Jungfrau Maria. Symbolisch für die Errettung vor der Krankheit brechen die Wolken über der Landschaft im Hintergrund auf, die nach der Umgebung Baden-Badens gestaltetet ist, und ein Dämon fliegt am linken Bildrand davon. Diese Zeichnung verrät einiges über den Arbeitsprozess Götzenbergers. Nachdem er die Komposition ausgeführt hatte, entschied er sich, die Figur Mariens etwas weiter nach oben zu verrücken, was durch Bleistiftlinien über ihr angedeutet ist. In dieser erhöhten Position erscheint sie auch auf dem Wandgemälde. Zur Übertragung in ein größeres Format wurde die fertige Darstellung mit einem Raster aus Bleistiftlinien versehen. Das Blatt stammt aus einem Album, das 1969 als Schenkung in die Sammlung des Stadtmuseums kam. Darin befinden sich Vorzeichnungen Götzenbergers zu jedem seiner Wandgemälde in der Trinkhalle. Die Darstellungen wurden auf die Albumseiten geklebt, mit Überschriften und Rahmungen in Bleistift versehen. Die Handschrift, das Papier und der Einband des Albums sprechen für eine Entstehung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, also kurz nachdem Götzenberger die Zeichnungen gefertigt hat. Diese Art der Sammlung und Präsentation der Entwürfe zeigt, wie hoch sie wertgeschätzt wurden.


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