Aus dem Rathaus Baden-Baden

Ferienaktion des Stadtmuseums – Lange Tradition der Baukästen – „Zählen zu beliebtesten Kinderspielzeugen“

Ferienaktion des Stadtmuseums – Lange Tradition der Baukästen – „Zählen zu beliebtesten Kinderspielzeugen“
Deckelinnenseite und Raubtierhaus aus Vorlagenheft zum Anker-Steinbaukasten Nr. 23A. Fotos: Stadtmuseum/-archiv Baden-Baden

Baden-Baden, 20.08.2020, Bericht: Rathaus Während der Sommerferien präsentiert das Stadtmuseum Baden-Baden eine sechsteilige Serie zum Mitmachen. Jede Woche werden Objekte aus der Sammlung vorgestellt in Verbindung mit einer Gewinnspielaufgabe für Kinder.

Baukästen zählen zu den beliebtesten Kinderspielzeugen und blicken auf eine lange Tradition zurück. Im 19. Jahrhundert erkannte man, wie lehrreich das Spiel mit Bausteinen sein kann. Kinder sollten lernen, mit unterschiedlich geformten Klötzen Vorlagen nachzubauen. Seit den 1880er Jahren erfreuten sich besonders die Anker-Steinbaukästen der Firma Richter weltweit großer Popularität. Der Faszination, die von diesen Baukästen ausging, kann auch anhand einiger Exemplare im Besitz des Stadtmuseums Baden-Baden nachgespürt werden. Vor etwa 20 Jahren kamen sie als Schenkung in die Sammlung historischer Spielzeuge und stammen aus der Familie von Georg Busch, der langjährig als Inventarverwalter des Museums tätig war.

Der Erfolg der Anker-Steinbaukästen basierte auf einer Erfindung Gustav Lilienthals und seines Bruders Otto, der als Flugpionier berühmt wurde. Sie entwickelten Bauklötze aus Kunststein, hergestellt durch das Pressen und Backen eines Gemischs aus Sand und Kalk. Damit errichtete Bauwerke waren aufgrund des Gewichts und der rauen Oberfläche der Steine deutlich stabiler als bei den bis dahin vor allem verwendeten Bausteinen aus Holz oder Keramik. Um 1880 kaufte der Unternehmer Friedrich Adolf Richter, der im thüringischen Rudolstadt eine Arzneimittelfabrik besaß, die Rechte an dieser Erfindung und vermarktete sie in Form der Anker-Steinbaukästen. Für ihre Fertigung erweiterte er seine Fabrik und richtete zur Erstellung der Bauvorlagen sogar eine Kunstanstalt ein. Richter entwickelte zudem ein komplexes System von Ergänzungskästen, die zu einem Grundkasten hinzugekauft werden konnten, um damit neue Bauwerke zu schaffen. Die Idee des Systemspielzeuges, das durch diverse Sets erweiterbar ist, war geboren. Diese Strategie ist bis heute erfolgreich, man denke nur an Lego oder Playmobil. Da mit den Anker-Steinbaukästen sehr komplizierte Architekturen gebaut werden konnten, wurden sie bald auch als Freizeitbeschäftigung für Erwachsene interessant.

 

Die Anker-Baukästen umfassen Steine in unterschiedlichen Formen wie Quader, Bögen, Zylinder und Pyramiden. Die drei verwendeten Farben stehen für unterschiedliche Baustoffe: Rot symbolisiert Ziegel, Ocker Sandstein und Dunkelblau Schiefer. Verkauft wurden sie in einem Holzkasten mit Schiebedeckel. Wie anhand der Kästen im Stadtmuseum zu sehen ist, ziert die Deckel eine aufwändig gestaltete Lithografie, mit einer zweisprachigen Produktbeschreibung. In der Mitte ist die weibliche Personifikation der Baukunst zu sehen. Auch die Innenseite des Deckels zeigt einen farbigen Druck. Darauf sind unter anderem die Medaillen dargestellt, mit denen das Baukastensystem auf internationalen Ausstellungen ausgezeichnet wurde. Außerdem wird aufgelistet, was alles in dem Kasten sein muss. Dazu gehört ein Heft mit farbigen Vorlagen zu den Gebäuden, die mit dem Kasten erbaut werden können. Darunter befinden sich zum Beispiel diverse Häuser, Kirchen, Brücken oder Denkmäler. Besonders originell ist ein Raubtierhaus im Heft des Kastens 23 A. In der Erläuterung zu dem Zoogebäude wird abermals die geschickte Marketingstrategie des Unternehmens deutlich, indem auf ein Ergänzungsset verwiesen wird: „Zu diesem schönen Bau passt die Ausstattung No. 60, die 2 Löwen, 1 Leopard, 1 Hyäne, 1 Tierwärter und 12 Gitter enthält. Der Bau wird sehr wirkungsvoll, wenn die Ausstattungs-Figuren benutzt werden; wer es irgend kann, wird sie sich anschaffen.“ Zur Errichtung der komplexen Bauwerke aus dem Vorlagenheft, ist es wichtig, die untersten Steine im richtigen Winkel und Abstand anzuordnen. Dabei hilft ein karierter Grundplan. Außerdem gehört zu jedem Kasten eine Einpackvorlage, ohne die es fast unmöglich ist, die Steine nach dem Spiel wieder zurück in die Holzkiste zu sortieren.

Gewinnspiel: Was baust Du am liebsten und womit? Schickt Bilder – gerne auch witzig und originell – per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Die besten Bilder werden prämiert. Platz 1: Freikarten für einen Besuch des Stadtmuseums mit Familie oder Freunden sowie ein Welterbe-Memory; Plätze 2 und 3: Freikarten für das Stadtmuseum. Einsendeschluss ist Mittwoch, 2. September 2020.


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