Osterfestspiele 2018

Festspielhaus Baden-Baden geht fremd - Berliner Philharmoniker im Bürgerhaus Bühl

Festspielhaus Baden-Baden geht fremd - Berliner Philharmoniker im Bürgerhaus Bühl
Andreas Ottensamer. Foto: Andreas Hänel

Baden-Baden/Bühl, 28.02.2018, Bericht: Redaktion Star-Klarinettist Andreas Ottensamer und das Berliner Philharmonische Klavierquartett sind am Gründonnerstag um 14 Uhr, im Bürgerhaus Neuer Markt in Bühl zu erleben, dies auf besonderen Wunsche der Berliner Musiker, heißt es aus dem Festspielhaus Baden-Baden.

Der Bericht des Festspielhauses im Wortlaut:

Die Meisterkonzerte erweitern ihren Radius: nach dem erfolgreichen Auftakt im vergangenen Jahr, gibt es auch bei den diesjährigen Osterfestspielen ein Konzert im Bürgerhaus in Bühl. Das geschieht auf speziellen Wunsch der Berliner, die von der ausgezeichneten Akustik des Bürgerhauses und der angenehmen Atmosphäre begeistert waren. Auf dem Programm steht diesmal das „Quartett für das Ende der Zeit“ von Olivier Messiaen.

Olivier Messiaens «Quartett für das Ende der Zeit» ist eines der zentralsten und am meisten aufgeführten Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts. Der Titel «Das Ende der Zeit» bezieht sich auf sieben Verse aus der Offenbarung des Johannes. Dort fällt der Untergang der Welt zusammen mit dem Beginn der Ewigkeit. Eine Erlösung in so ferner Zeit mag wenig trostreich scheinen, doch bei Messiaen hört man, dass Ewigkeit nicht erst am Jüngsten Tag beginnen muss. Sie beginnt bei den Gesprächen der Vögel, setzt sich fort mit dem Regenbogen, der in sanften Akkordwellen des Klaviers schimmert, und sie wird immer menschlicher. Der Vogel, der als Soloklarinette über dem «Abgrund der Zeit» singt, ist ein Melancholiker. Für die «Ewigkeit Jesu» entfalten Cello und Klavier Linien der Sehnsucht in unendlich zärtlicher Langsamkeit. Die Endzeitstimmung war jedoch alles andere als aus der Luft gegriffen, das Quartett entstand unter tragischen Umständen. Die Uraufführung: Im Kriegswinter 1941, 15. Januar. Der Ort: Baracke 27B im Stalag VIII, Görlitz. Das Publikum: rund 400 Kriegsgefangene und die Wärter des Lagers.

Die besonderen Umstände der Entstehung erklären auch die ungewohnte Besetzung: Der Lagerkommandant stellte Klavier zur Verfügung. An diesem komponierte Olivier Messiaen und spielte auch selbst die Uraufführung. Des Weiteren waren eine Geige, ein Cello und eine Klarinette vorhanden, so dass Messiaen eine Komposition für ebendiese Instrumente erdachte.

In Bühl wird den Klarinettenpart kein geringerer als der österreichische Klarinettist übernehmen: Andreas Ottensamer. Der 1989 in Wien Geborene stammt aus einer österreichisch-ungarischen Musikerfamilie und wurde schon früh zur Musik hingezogen. Mit 4 Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht und begann bereits mit zehn Jahren ein Cellostudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, 2003 wechselte er ins Klarinettenfach zu Johann Hindler. Erste Orchestererfahrung erwarb sich Andreas Ottensamer als Substitut im Orchester der Wiener Staatsoper, bei den Wiener Philharmonikern und als Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters. Ein «liberal arts»-Studium an der Harvard University in den USA unterbrach er, um 2009 Stipendiat der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker zu werden und seit März 2011 ist er Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker.

Als Solist konzertiert er auf den großen Bühnen der Welt mit Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, dem Konzerthausorchester Berlin, dem Rotterdams Philharmonisch Orkest, der Kammerphilharmonie Bremen und der Kammerakademie Potsdam unter Sir Simon Rattle, Yannick Nézet-Séguin, Andris Nelsons, Pablo Heras-Casado und Alan Gilbert. Kammermusikalische Partnerschaften verbinden ihn u.a. mit Murray Perahia, Leif Ove Andsnes, José Gallardo, Leonidas Kavakos, Janine Jansen und Yo-Yo Ma. Gemeinsam mit dem Pianisten José Gallardo ist er künstlerischer Leiter des «Bürgenstock Festivals» in der Schweiz.

2005 gründete Andreas Ottensamer mit seinem Vater Ernst und Bruder Daniel, beide Soloklarinettisten im Orchester der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmoniker, das Klarinettentrio The Clarinotts. Das Ensemble ist Widmungsträger mehrerer Werke und brachte 2016 eine gemeinsame CD bei der Deutschen Grammophon heraus. Andreas Ottensamer ist bei Spitzenlabels − der Deutschen Grammophon und Decca − unter Vertrag. Für sein zweites Album ‘Brahms: The Hungarian Connection’ wurde er 2015 als «Instrumentalist des Jahres» mit dem Echo Klassik ausgezeichnet.

Das Andreas Ottensamer begleitende Berliner Philharmonische Klavierquartett wurde im Jahr 1985 gegründet. Seit 2013 setzt sich das Ensemble aus drei Mitgliedern der Berliner Philharmoniker, dem Konzertmeister Andreas Buschatz, dem Bratscher Matthew Hunter und dem Cellisten Knut Weber, zusammen und wird ergänzt durch den renommierten Pianisten Markus Groh.

Die vier Musiker widmen sich mit großer Leidenschaft der im Vergleich zum Streichquartett weniger prominenten Gattung des Klavierquartetts. Dank des Zusammenwirkens von Tasteninstrument und Streicherklang kann das Klavierquartett den kammermusikalisch intimen Rahmen sprengen und in symphonische Dimensionen vorstoßen. Gemeinsam mit dem Klarinettensolist Andreas Ottensamer werden Violinist Andreas Buschatz, Cellist Knut Weber und Pianist Markus Groh das Konzert des «Quartetts für das Ende der Zeit» am 29. März im Bürgerhaus Neuer Markt zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.

Weitere Informationen: www.festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierung: Tel. 07221 / 30 13 101


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