"En suite"

Festspielhaus-Bühne im Brenners Park-Hotel – Musik von Byrd, Purcell und Haydn

Festspielhaus-Bühne im Brenners Park-Hotel  – Musik von Byrd, Purcell und Haydn
Am 29. August und 30. August ist das delian::quartett zu Gast in der Orangerie des Brenners Park-Hotels. Foto: delian::quartett

Baden-Baden, 21.08.2020, Bericht: Festspielhaus Die Festspiele Baden-Baden finden im Sommer 2020 in Hotels und dem Museum Frieder Burda statt. Unter dem Motto «:En suite» gibt es mit und für Hotels Sommermusiken mit Aha-Effekt. Am letzten Augustwochenende gastiert das international erfolgreiche delian::quartett in Brenners Park-Hotel.

Auf dem Programm stehen am Samstag, 29. August 2020, 16 Uhr, Quartette von Schostakowitsch, Schnittke und Haydn und am Sonntag, 30. August 2020, 11 Uhr, Musik von Byrd, Purcell und Haydn.

Namenspatron des delian::quartetts ist der griechische Gott Apollon, der als Gott der schönen Künste nach seinem Geburtsort, der Insel Delos, auch Delian heißt. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 hat sich das Ensemble mit von Publikum und Presse gleichermaßen gefeierten Auftritten innerhalb kürzester Zeit mitten in die internationale Konzertwelt gespielt; Gastspiele führten es durch fast ganz Europa und – als Kulturbotschafter des Goethe-Instituts – bis nach Afrika. Das Debüt des delian::quartetts 2009 in der Berliner Philharmonie entfachte wahre Begeisterungsstürme und wurde mit stehenden Ovationen aufgenommen. Neben dem Ensembleklang und der Wahrhaftigkeit der Interpretationen wird ihre unkonventionelle und beziehungsreiche Programmgestaltung von Publikum und Presse gefeiert. 2019 widmete Aribert Reimann dem delian::quartett und der Sopranistin Claudia Barainsky seine Bearbeitung von Schumanns Liedzyklus «Frauenliebe und -leben». Das Quartett hat mit den Pianisten Menahem Pressler und Anatol Ugorski, den Schauspielern Ulrich Tukur und Ulrich Noethen, dem Bandoneon-Virtuosen Per Arne Glorvigen und dem Henschel-Quartett zusammengearbeitet. Mit dem Schauspieler Bruno Ganz teilten die die vier Musiker bis zu dessen Tod im Jahr 2019 zehn Jahre ihrer künstlerischen Laufbahn in mehreren aufsehenerregenden Programmen.

Das Quartett wurde mehrfach von Presse und Rundfunk portraitiert, seine CD-Einspielungen belegen Spitzenplätze in den Klassikcharts, 2010 wurde es für den Echo Klassik und 2019 für den Opus Klassik nominiert.

Für das Baden-Badener «En suite-Festival» haben Adrian Pinzaru (Violine), Andreas Moscho (Violine), Lara Albesano (Viola) und Hendrik Blumenroth (Violoncello) zwei verschiedene Programme vorbereitet: Am Samstag, 29. August 2020 um 16 Uhr stehen Werke von Schostakowitsch, Schnittke und Haydn auf dem Programm. Am Sonntag, 30. August um 11 Uhr entführen die Musikerinnen und Musiker musikalisch auch nach England, wenn sie Werke von Byrd und Purcell neben Haydns Streichquartett Op. 33 No. 2 «Der Witz» stellen und damit das kleine Sommerfestival beenden.

 

Lasst uns spielen! Quartettmusik von Haydn, Schostakowitsch und Schnittke am Samstag, 29 August 2020

Warum klingt Haydn heiter? Die Streichquartette op. 77 komponierte er als alter und wohl auch kranker Mann. Der Fürst Lobkowitz hatte sie bestellt, fast zeitgleich mit einem Quartettauftrag an den jungen Beethoven. Der sollte sich zum ersten Mal mit der Gattung auseinandersetzen, die Haydn Jahre zuvor praktisch erfunden hatte und mit den Quartetten op. 77 für sich beendete. Nun könnte man schon mal grantig werden als alter Meister, wenn man seinen Hut in den Ring werfen soll mit einem stürmischen «Anfänger» wie Beethoven…. Nichts davon ist in Haydns op. 77 Nr. 1 zu spüren. Statt Groll ein Gruß an den Jüngeren, in Form des Menuetts. Wer möchte, kann die motivische Kleinteiligkeit, die akzentuierte Rhythmik und das rasante Tempo des dritten Satzes als freundliche Adresse an Beethoven lesen: «Hör mal her, das müsste Dir gefallen, da kannst Du weitermachen.»

Neben Haydn spielt das delian::quartet eine Suite aus Schauspielmusiken, die Schostakowitsch Anfang der 1930er Jahre in recht sorgenfreier Zeit komponierte. Der «Hamlet» des Regisseurs Nikolai Akimow war echtes Skandaltheater, mit einem feisten Titelhelden und einer versoffenen Ophelia. Diese Schauspielmusiken haben weniger von dem bitteren Spott und der abgründigen Melancholie, die man aus den Sinfonien oder Streichquartetten kennt. Schostakowitsch spielt mit alten Formen, mit modischen Kabarettsongs, mit den verschiedensten Charakteren, die sich in der Musik spiegeln sollen. So gelöst und heiter klingt auch die «Polka» des Sowjet-Dissidenten Schnittke, 50 Jahre später komponiert.

Heitere Entführung nach England –Musik von Byrd, Purcell und Haydn am Sonntag, 30 August 2020

Was hat ein Haydn-Quartett mit britischer Polyphonie zu tun? Vielleicht die Tatsache, dass der humorvolle Österreicher von den exzentrischen Engländern gern eingemeindet wird? Das Sonntagskonzert beginnt mit zwei britischen Großmeistern. William Byrd zählt zur musikalischen Spätrenaissance, Henry Purcell ist einer der bedeutendsten Komponisten des Barock. Mit ihren wohlklingenden Terzen und Sexten wirkt Byrds Musik beinahe süß im Vergleich zu Purcell, der ausdrucksvolle Dissonanzen liebte.

Es folgt ein klassisches Streichquartett, in dem man nach Goethe «vier vernünftige Leute sich unterhalten» hört. In Joseph Haydn fand diese rationalste aller musikalischen Gattungen ihren Erfinder. In seinen Quartetten ist alles so nachvollziehbar, dass man die musikalischen Pointen gewissermaßen vorausberechnen kann. Allerdings nur fast. Dass sie dann doch nicht kommen oder anders, als man erwarten durfte, ist der Scherz. Als lachte die Vernunft über ihren eigenen Größenwahn. Wie bezeichnend und wie ungemein sympathisch, dass unter Haydns Quartetten op. 33 von 1781 das in der Orangerie erklingende Quartett mit einem entsprechenden Beinamen schmücken darf.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101


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