Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Gewandhausorchester Leipzig in Baden-Baden - Musikdirektor Andris Nelsons mit Tschaikowskys „Pathétique“

Gewandhausorchester Leipzig in Baden-Baden - Musikdirektor Andris Nelsons mit Tschaikowskys „Pathétique“
Andris Nelsons. Foto: Marco Borggreve

Baden-Baden, 12.04.2018, Bericht: Festspielhaus Seit Ende Februar 2018 steht Andris Nelsons dem Gewandhausorchester Leipzig vor. Am 28. April 2018, 20 Uhr, ist Nelsons mit dem Gewandhausorchester im Festspielhaus Baden-Baden zu erleben.

Und das mit einem spannenden Programm: nach dem von Thomas Larcher eigens für das Gewandhausorchester komponierten «Chiasma für Orchester» heißt es im ersten Teil mit Mozarts Sinfonie Nr. 40, die «klassischen» Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, während im zweiten Teil des Abends in Tschaikowskys tragischer und letzter Sinfonie Nr. 6 russisches Pathos gefragt ist. Ein Wechselbad der Gefühle - und eine gute Gelegenheit, das Orchester unter ihrem neuen Gewandhauskapellmeister kennen zu lernen.

Im Baden-Badener Festspielhaus präsentieren das Leipziger Gewandhausorchester und sein 21. Kapellmeister in der Geschichte des Weltklasse-Ensembles die große Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550 von Wolfgang Amadeus Mozart. Über die Entstehungszeit notierte Mozart in seinem «Verzeichnüß aller meiner Werke», dass sie gemeinsam mit den Sinfonien KV 543 und KV 551 innerhalb weniger Wochen im Sommer 1788 entstand. Wie im Rausch muss Mozart an der Trias seiner letzten Sinfonien komponiert haben. Mozart quälten in dieser Zeit große Geldsorgen und in Briefen spricht er von «schwarzen Gedanken», die ihn plagten. Aber Düsternis ist trotz alledem nicht der vorherrschende Charakter des Werkes. Dem Publikum des 19. Jahrhunderts war das Stück wegen seiner geradezu erbarmungslosen Leidenschaft und romantischen Spannung lieb und teuer, und just diese Eigenschaften faszinieren uns auch heute noch.

Peter Tschaikowskys Sechste Sinfonie «Pathétique» ist ein Werk, in dem der Komponist sein Innerstes nach außen kehrte und in grandios dialektischer Manier einen Weltschmerz formulierte, der kaum zu überbieten ist Die Musik ist von jener stillen Ekstase der Verzweiflung geprägt, von der Tschaikowsky in seinen letzten Lebensjahren immer wieder heimgesucht worden war. Nicht umsonst verstand man das Werk nach Tschaikowskys überraschendem Tod als sinfonisches Requiem, da es unzählige Seufzermotive und Lamento-Figuren enthält und das Finale einen beispiellosen Klagegesang bietet, der gegen Ende im Nichts verlöscht.

Am Anfang des Abends erklingt das neue Orchesterwerk «Chiasma» von Thomas Larcher. Thomas Larcher ist Preisträger des British Composer Award und hat sich als einer der prägnantesten kompositorischen Persönlichkeiten innerhalb der europäischen Musikszene etabliert. Das Auftragswerk des Gewandhausorchesters weist mit den Momenten «Konfrontation», «Entwicklung» und «Synthese» alle zentralen Elemente des Sinfonischen auf, weshalb der österreichische Komponist und Pianist sein Opus auch als «komprimierte Mikrosinfonie» bezeichnet hat: «Die besondere Herausforderung, die sich mir in meiner Komposition gestellt hat, war die Entwicklung eines zehnminütigen Stücks, das die ganze Welt, mindestens eine ganze Welt in ihrer Disparität, mit ihrer mörderischen Amplitude, ihrer Zartheit und Schönheit und ihrer Brutalität und Sinnlosigkeit enthält. »

Im Osten was Neues − der lettische Gewandhaus-Kapellmeister Andris Nelsons:
Sorgfältigste Vorbereitung, elektrisierende Orchesterleitung und Aufführungen, die direkt von Herzen kommen, diese Merkmale zeichnen Andris Nelsons’ Kunst besonders aus: «Jedes Mal, wenn ich ihn dirigieren sah − in Boston, Tanglewood, New York und Bayreuth −, hat er ein Feuerwerk entfacht», schrieb The New Yorker im Dezember 2014. «Nelsons trifft den ganzen Körper. Der Klang erschüttert nicht nur die Ohren, er verschlingt einen vollständig. » Der lettische Dirigent ist seit der Saison 2014/15 Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra und seit Februar diesen Jahres musikalischer Direktor des Gewandhausorchesters Leipzig. Für Nelsons ist diese neue Verbindung zwischen Leipzig und Boston «eine einzigartige Möglichkeit, die großen musikalischen Traditionen dieser Orchester zu erkunden und für Zuhörer in der ganzen Welt spannende und bedeutsame neue Erfahrungen zu schaffen. »

1978 als Kind einer Musikerfamilie in Riga geboren, begann Andris Nelsons seine Karriere als Trompeter im Orchester der Lettischen Nationaloper bevor er Dirigieren studierte. Frühe Erfahrungen als Dirigent erwarb er unter Anleitung von Mariss Jansons, der sein Lehrer und Mentor wurde. Mit 23 Jahren wurde Nelsons Musikdirektor der Lettischen Nationaloper, bis 2007.

275 Jahre Tradition − das Gewandhausorchester Leipzig

Das Gewandhausorchester Leipzig kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Dieses Jahr feiert der Klangkörper sein 275jähriges Bestehen. Keimzelle des Orchesters war die 1743 gegründete Konzertgesellschaft «Das Große Concert». 1781 erhielt das Ensemble mit dem Umzug in das Messehaus der Tuchwarenhändler den Namen «Gewandhausorchester». Es ist das Konzertorchester des Gewandhauses, das Orchester der Oper Leipzig und das Ensemble, das wöchentlich in der Thomaskirche die Bach-Kantaten gemeinsam mit dem Thomanerchor gestaltet. Darüber hinaus gastiert das Orchester seit 1916 in aller Welt und produziert regelmäßig Aufnahmen. Prägende Kapellmeister der jüngeren Vergangenheit waren Wilhelm Furtwängler, Kurt Masur, Riccardo Chailly und Herbert Blomstedt.

Weitere Informationen: www.festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierung: Tel. 07221 / 30 13 101


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