Ausstellung vom 7. März bis 21. Juni 2020

Große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg – „Körper. Blicke. Macht. Eine Kulturgeschichte des Bades“ in der Staatlichen Kunsthalle

Große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg – „Körper. Blicke. Macht. Eine Kulturgeschichte des Bades“ in der Staatlichen Kunsthalle
Bianca Kennedys „We’re all in this together“, 2018. Foto: Bianca Kennedy/VG-Bild Kunst Bonn

Baden-Baden, 05.03.2020, Bericht: Staatliche Kunsthalle Im Zentrum der Großen Sonderausstellung Körper. Blicke. Macht. Eine Kulturgeschichte des Bades steht eine globale soziale Praxis, die so alt ist wie die Menschheit selbst.

Obwohl das Baden von jeher mit Reinigungsritualen verbunden war, offenbaren sich über die Jahrhunderte hinweg Bezüge, die weit über Themen wie Hygiene, Gesundheit und Wohlbefinden hinausgehen. Tatsächlich waren das Bad als Ort und der Akt des Badens immer auch ideologisch, religiös, sozial und kulturell aufgeladen – und sie sind es bis heute.

Die Schau versammelt antike und kunsthistorische Meisterwerke – darunter eine Version des berühmten Gemäldes «Der Tod des Marat» aus dem Atelier von Jacques-Louis David – und aktuelle Gegenwartskunst aus diversen historischen, geografischen und kulturellen Zusammenhängen und präsentiert sie gemeinsam mit einer Vielzahl von historischen Objekten und Alltagsgegenständen. So zeigt sich die Badekultur als Spiegelbild der jeweiligen Gesellschaft: Mal geht es um Heiliges und Profanes, mal um Reinheit und Schmutz, Wohltuendes und Schädliches, Öffentliches und Privates, mal um Nacktheit und Bekleidung, Aristokratisches und Populäres und nicht zuletzt: Macht-, Klassen- und Geschlechterverhältnisse.

Körper. Blicke. Macht. Eine Kulturgeschichte des Bades wurde in Kooperation mit dem Mucem in Marseille entwickelt und wird nicht nur in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden gezeigt, sondern wandert auch hinaus zu verschiedenen Orten der Bäderstadt.

In der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

Die großangelegte Schau präsentiert nicht nur Gegenstände des Alltags, wie etwa alte Barbierschüsseln, Badheizer oder Hammamsandalen, sondern auch hochkarätige Kunstwerke von Albrecht Dürer über Jacques-Louis David, David Hockney, Joseph Beuys und Nan Goldin bis hin zu Paul Chan, Monira Al Qadiri und Thomas Demand. Nach Sektionen thematisch und räumlich gruppiert, eröffnet sich so ein weitverzweigtes Beziehungsgeflecht. Darin scheinen politische Implikationen des Badezimmers auf, Geschlechterfragen und Blickbeziehungen, künstlerische Rituale und auch Spielarten des Orientalismus und seiner exotisch anmutenden Vorstellung des Fremden und Schönen; meist in Form des weiblich nackten Körpers. So werden beispielsweise Gemälde von Émile Bernard, Maurice Bouviolle oder Jules Migonney (um 1900) vor einer Wandtapete der iranischen Künstlerin Parastou Forouhar (2018) präsentiert, auf der zahllose Augen und verhüllte Körperumrisse aus kalligrafisch geschwungenen Linien hervortreten – und somit das vermeintlich exotisch Andere entlarven.

An weiteren Orten der Stadt

Zudem wird sich die Ausstellung mit einer Vielzahl von Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen in den Stadtraum erweitern und das Stadtmuseum und Bäder der Kurstadt bespielen – vom Bertholdbad über das Friedrichsbad bis hinein in die römischen Bäderruinen. Gerade hier zeigt sich, dass die Nutzbarmachung der heißen Thermalquellen im römischen Reich als Form einer sozialen Technik verstanden werden kann, die beispielhaft bis heute Anwendung findet. In diesen frühesten Überbleibseln einer antiken Badekultur in Baden-Baden widmet sich die in Berlin lebende Künstlerin Samantha Bohatsch den Gegensätzen und Gemeinsamkeiten von Antike und Gegenwart in einer Soundinstallation.

In den spektakulären und mittlerweile stillgelegten Räumen des Kneipp-Bades im Friedrichsbad können die Besucher*innen einer Gruppenausstellung mit Werken von Olga Balema, Daniel Dewar & Grégory Gicquel, Bianca Kennedy, Inside Job (Ula Lucińska & Michał Knychaus), Mary-Audrey Ramirez und Annette Ruenzler begegnen. Hier werden unterschiedliche und ungewöhnliche Aspekte der Kulturgeschichte des Bades beleuchtet. So beziehen sich etwa Inside Job in ihren eigens für die Ausstellung geschaffenen Skulpturen auf die Praxis der Wasserfolter, bei der langsam aber konstant tropfendes Wasser auf die Stirn eines Menschen Qualen hervorruft.

Die Ausstellung wird kuratiert von Hendrik Bündge, Luisa Heese, Camille Faucourt und Florence Hudowicz, zusammen mit Carolin Potthast, Benedikt Seerieder und Lukas Töpfer.

Körper. Blicke. Macht. Eine Kulturgeschichte des Bades ist Teil des umfangreichen Kooperationsprojekts BADEN der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden mit dem Mucem, dem Stadtmuseum Baden-Baden sowie dem Museum LA8 - Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts in Baden-Baden. Nach einer Idee des Mucem. Dank der Kooperation mit dem Mucem in Marseille werden zahlreiche bedeutende Kunstwerke aus französischen öffentlichen und privaten Sammlungen zu sehen sein, wie etwa dem Louvre in Paris, dem Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon oder dem Musée des Beaux-Arts in Reims.


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