Hamburg Ballett im Festspielhaus

John Neumeier, ein Wunder an Geist, Ideen und Demut – „Anna Karenina“ nach Tolstoi, am 12., 13. und 14. Oktober

John Neumeier, ein Wunder an Geist, Ideen und Demut – „Anna Karenina“ nach Tolstoi, am 12., 13. und 14. Oktober
Ballett-Legende John Neumeier. Foto: Kiran West

Baden-Baden, 06.10.2018, Bericht: Inga Dönges Gemeinsam mit dem Festspielhaus-Intendanten Andreas Mölich-Zebhauser gab John Neumeier, geboren am 24. Februar 1939 in Milwaukee, ein Probengespräch zu seiner jährlichen Residenz in Baden-Baden.

Sie beide haben hier vor 20 Jahren begonnen. Für Mölich-Zebhauser schließt sich in der laufenden Saison der Kreis, da das Festspielhaus damals vor der Pleite stand, und Baden-Baden keine Ideen hatte, was es mit diesem Musentempel anfangen sollte. Diese Unruhe im Haus während der damaligen laufenden Generalprobe produktiv zu nutzen, ist ein bleibender Verdienst von John Neumeier, der uns hoffentlich hier noch lange erhalten bleibt.

Es wird zwei große Produktionen zu sehen geben. Als erstes zum Gedenken an Leonard Bernsteins 100. Geburtstag «Bernstein Dances» am 6. und 7. Oktober, jeweils um 18.00 Uhr. Bernsteins Familie hatte ihn darum gebeten. Bernstein und Neumeier beklagten in dieser Welt den Verlust des Glaubens der Menschen. Diese Ballett-Revue enthält die sogenannte «Serenade», danach wagte sich Neumeier auch inhaltlich an «Platons Abendmahl» heran. Es soll keine Geschichte erzählt werden, man darf und soll als Zuschauer einfach für sich empfinden. Seele und Körper finden wieder zueinander.

«Bernstein Dances» war vor 20 Jahren die erste Produktion, die in Baden-Baden gezeigt wurde. Sie wird nicht diesem ersten Mal gleichen, sondern sich weiterentwickelt haben. Jedes Mal unter den Augen von John Neumeier ergibt sich für ihn eine weitere, neue Sichtweise, die er und seine Tänzer ändern − durch Tanz und Ausdruck.

Die zweite Aufführungsserie ist «Anna Karenina» nach Tolstoi, am 12., 13. und 14. Oktober. Das Ballett spielt in der Gegenwart. Tolstoi hatte keinen historischen Roman geschrieben, sondern das Oeuvre umfasst neben den drei Hauptfiguren mehrere Familien, deren Stränge miteinander verwoben sind. Das Stück ist heute mehr als aktuell. Was darf ein Mann, was eine Frau tun? Die heutigen politischen Situationen stellen das alles dar und gleichzeitig in Frage.

Also: man sollte ins Festspielhaus gehen und sich diese Ballette anschauen und sich beeindrucken lassen! Übrigens: die Kostüme sind ein Augenschmaus von Armani, «Bernstein Dances», und Akris, «Anna Karenina». Eine Fahrt nach Paris ist nicht nötig, zumal es für alle Vorstellungen noch Karten, sogar ab 19 Euro gibt.


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