Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Kampf gegen Windmühlen im Festspielhaus - Marcia Haydée und São Paulo Dance Company mit „Don Quixote“

Kampf gegen Windmühlen im Festspielhaus - Marcia Haydée und São Paulo Dance Company mit „Don Quixote“
Die São Paulo Dance Company. Foto: Wilian Aguiar

Baden-Baden, 05.04.2018, Bericht: Festspielhaus Im Festspielhaus ist am 13. und 14. April 2018 Marcia Haydées Ballett «Don Quixote» zu erleben. Dargeboten wird das Ballett von der brasilianischen São Paulo Dance Company, begleitet von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Christoph Gedschold.

Marcia Haydée muss man im Südwesten niemandem mehr vorstellen: Kaum eine andere Tänzerin hat die internationale Ballettwelt so geprägt wie die langjährige Primaballerina des Stuttgarter Balletts.In Baden-Baden ist sie mit der São Paulo Dance Company am 13 und 14. April 2018 mit ihrer Choreographie «Don Quixote» zu Gast. Auf der ewigen Suche nach seiner Dulcinea verhilft der fahrende Ritter einem jungen Liebespaar zu seinem Glück: Den fröhlichen alten Ballettklassiker «Don Quixote» kennt man in Baden-Baden bereits von den Gastspielen des Mariinsky- und des Bolschoi-Balletts, nun kehrt er in einer nicht minder virtuosen, brasilianischen Version zurück. Vor drei Jahren hat die weltberühmte Primaballerina und ehemalige Stuttgarter Ballettdirektorin Marcia Haydée das Stück für die São Paulo Dance Company neu inszeniert und choreografiert. Bei ihr ist Cervantes‘ Ritter kein alter Mann, sondern ein junger, romantischer Träumer, der kräftig mittanzt, anstatt nur am Rande herumzustehen und seine Lanze zu tragen. Sämtliche beteiligte Künstler, das war der Brasilianerin Marcia Haydée wichtig, stammen aus ihrem Heimatland. Die gerade erst zehn Jahre alte Kompanie war bereits 2011 im Festspielhaus zu Gast, damals mit modernen und neoklassischen Werken. Gegründet wurde die São Paulo Dance Company vom Bundesstaat São Paulo, um den zahlreichen hervorragend ausgebildeten Tänzern, die Jahr für Jahr Brasilien verlassen, endlich eine Ballettkompanie im eigenen Land zu geben. Nun präsentiert sie in Baden-Baden einen waschechten Klassiker, der wie alle abendfüllenden Werke im Repertoire speziell für die Kompanie kreiert wurde. Direktorin Inês Bogéa lud die berühmteste aller brasilianischen Ballerinen ein, um «Don Quixote» zu inszenieren: die heute 80-jährige Marcia Haydée, einst die Muse John Crankos in Stuttgart, wo sie zahlreiche berühmte Rollen kreierte und später, als Ballettdirektorin, auch selbst choreografierte. Ihr «Dornröschen» etwa ist ein Klassiker geworden, den viele weitere Kompanien übernahmen. Haydées «Don Quixote» entstand 2015, neben der sprudelnden Musik von Ludwig Minkus setzt die Choreografin auch klassische Gitarrenmusik von Norberto Macedo ein. Ausstatter Hélio Eichbauer entwarf sein Bühnenbild mit den «Don Quixote»-Zeichnungen des berühmtesten brasilianischen Malers Candido Portinari, außerdem klingen Gedichte des Lyrikers Carlos Drummond de Andrade in die Visionen des träumenden Ritters hinein, sie werden für das Gastspiel ins Deutsche übersetzt. Haydée hält sich in den bekannten Szenen wie dem großen Schluss-Pas-de-deux an die Choreografie von Marius Petipa aus dem 19. Jahrhundert, hat aber weite Teile neu choreografiert. Weil sie John Crankos Muse war, ist ihr dabei die dramatische Erzählung am wichtigsten, die Charakterisierung der Figuren. So ist der fahrende Ritter hier noch jung und agil, er tanzt höchst romantisch mit Kitri, in der er immer wieder für Momente seine Dulcinea erblickt. Auch sein Knappe Sancho Pansa und weitere Nebenrollen sind bei Haydée vom reinen Pantomimen-Dasein erlöst und mischen kräftig beim virtuosen, munteren Tanz auf dem spanischen Marktplatz mit. Natürlich gibt es Kastagnetten, stolze Toreros und rassige Straßentänzerinnen.

Ebenso die Windmühle und Don Quixotes Vision von einer großen Schar Ballerinen, die seine geliebte Dulcinea umtanzen, kommen in Haydées Neufassung des Klassikers vor, bevor das Paar Kitri und Basilio dann glanzvoll sein Happy End zelebriert. «Don Quixote» ist, man mag es kaum glauben, die erste Arbeit der brasilianischen Ballettkünstlerin in ihrem Heimatland. «Ich wollte dem klassischen Ballett immer einen modernen Touch verleihen», sagt Haydée: «Als Inês Bogéa mich einlud, eine Choreografie für die São Paulo Dance Company zu kreieren, da dachte ich sofort an ‘Don Quixote’. Die Kompanie kann nicht nur Klassiker tanzen, sie hat auch eine Tradition im modernen Tanz. Es ist mein erstes Werk für Brasilien und ich bin außerordentlich glücklich, meine Kunst mit dieser Kompanie teilen zu dürfen. »

Weitere Informationen: www.festspielhaus.de

Persönliche Beratung und Reservierung: Telefon 07221 / 30 13 101


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