Osterfestspiele 2019

„Otello darf nicht platzen!“ – Osterfestspiele 2019 im Festspielhaus Baden-Baden – Viva verdi! – Vor der Premiere von Giuseppe Verdi‘s „Otello“

„Otello darf nicht platzen!“ – Osterfestspiele 2019 im Festspielhaus Baden-Baden – Viva verdi! – Vor der Premiere von Giuseppe Verdi‘s „Otello“
Foto: Manolo Press/Markus Gernsbeck

Baden-Baden, 29.03.2019, Bericht: Inga Dönges Die Osterfestspiele 2019 werfen ihre Schatten voraus: das Festspielhaus lud zum Pressegespräch vor der Premiere von Giuseppe Verdi‘s «Otello».

Der Titel des zauberhaften Theaterstücks aus früheren Zeiten des Wiener Theaters in der Josefstadt hatte sich schon erfüllt und wird auch weiterhin die Hand über diese Produktion halten. Als Dirigent sprang Zubin Mehta ein und wird somit zur Krönung. Den Jago singt nun der bulgarische Bassbariton Vladimir Stoyanov.

Der «Bösewicht» bei William Shakespeare und später bei Giuseppe Verdi/Arrigo Boito sollte anfangs Titelträger dieser Oper werden. So ist der Jago eine Paraderolle, die Stoyanov großartig ausfüllen wird. 1969 in Pernik geboren, trat er in die lange Tradition vorzüglicher bulgarischer Bässe und singt alle entsprechenden Opernpartien in den großen Opernhäusern der Welt unter Dirigenten, wie auch Zubin Mehta. Hier treffen sich zwei Musiker, die sich über Verdi‘s «Otello» einig sind.

Bild Inga Dönges Zubin Mehta (geb. 1936 in Bombay) studierte in Wien Dirigieren bei Hans Swarowsky. Er übernahm von seinem Lehrer die Prämisse: «Es steht alles in der Partitur!» Zubin Mehta wird diese wie immer im Kopf haben und auswendig dirigieren.

Aber wie werden die Noten auf der Bühne umgesetzt? Das ist die Frage an Robert Wilson, der für Inszenierung, Bühnenbild und Lichtkonzept verantwortlich zeichnet. Man wusste es: Er gibt vor der Premiere und während der Proben keinerlei Auskunft über sein Konzept. Damit befindet er sich in allerbester Gesellschaft: Anfang November 1886 war «Otello» vollendet und wurde 1887 in Mailand uraufgeführt. Verdi hatte sich ausbedungen, dass alle Proben unter strengstem Ausschluss Außenstehender stattzufinden hätten und ihm bis zur Generalprobe das Recht blieb, das Werk wieder ganz zurückzuziehen. So gab Robert Wilson auf die Frage nach der Hautfarbe Otellos - in seiner Inszenierung der Mohr von Venedig − und der sogenannten «political correctness» die Antwort: Für ihn gäbe es nur Menschen − ihre Hautfarbe spiele keine Rolle. Er erzählt dann aus seinem eigenen Leben, was ihn zu dieser Überzeugung gebracht hat.

Vorweg: Robert Wilson wurde 1941 in Waco/Texas geboren. Theaterlos aufgewachsen, studierte er in New York Architektur und Malerei. Ende der 60er Jahre erfindet er sein eigenes Theater − zwischen Performance, Minimalismus und Tanz. Inspiriert wurde Wilsons Theatersprache durch eine Bewegungstherapie bei der Tänzerin Byrd Hoffmann, die den 17-jährigen Wilson von einer Sprachstörung befreite.

Er berichtete dann von einem persönlichen Erlebnis in New York, das ihn für sein Leben prägte. Ein Polizist verprügelte einen elfjährigen Jungen und wollte trotz Wilsons Einschreiten nicht von dem Kind lassen. Der Junge war taubstumm. Robert Wilson nahm sich seiner an, erlernte selbst Gebärdensprache, vermittelte dem Kind Sprache, Literatur und sogar Musik, die es als Vibration aufnahm und erkannte. 1968 gründete Wilson die «Byrd Hoffmann School of Byrds» in New York City für behinderte Kinder und adoptierte einen gehörlosen Jungen. Ein kleiner Einblick in ein großes Leben für die Kunst.

Robert Wilson‘s Theater ist eine Magie der Bilder, der Stille, der Verlangsamung und Wiederholung. Er betrachtet seine Arbeiten nicht als Inszenierungen von Vorlagen. Sie sind «creations», die von einem Thema, einer Idee, einer historischen oder mythischen Figur ausgehen. So sagt er über sich selbst, dass er nie mit seiner Arbeit zufrieden ist und diese weiterentwickelt. Es ist sicher der berühmte «leere Raum», den er füllt und damit die Phantasie des Zuschauers anregt.

Das Orchester sind die Berliner Philharmoniker, die mit Zubin Mehta eine langjährige Konzertarbeit verbindet. Es ist ihr Debut von «Otello», und sie werden unter seinem Dirigat den «sicheren Hafen» erreichen. Stuart Skelton ist Otello, Sonya Yoncheva gibt Desdemona. Der Philharmonische Chor Wien und der Kinderchor des Pädagogiums Baden-Baden komplettieren das Ensemble.

«Otello» wird am 13., 16., 19. Und 22. April 2019, jeweils um 18:00 Uhr gespielt. Für alle Aufführungen im Festspielhaus gibt es noch Eintrittskarten.

VIVA VERDI!


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