Leseprobe Teil 2 „Elisabeth, die Malerin – Eine Baden-Badener Familiengeschichte“
„Sie liebte Frankreich und Russland“ – Das Bild „Zar Alexander I. und Zarin Elisabeth von Russland“ sollte das Foyer der russischen Botschaft Unter den Linden in Berlin zieren

Baden-Baden, 27.12.2023, Bericht: Redaktion Es ist auch die Geschichte der Baden-Badener Weststadt, die im neuen Buch von Christian Frietsch eine Rolle spielt. Dort waren zu jener Zeit nicht nur Elisabeth, sondern auch Tony Marshall, Joachim Ernst Behrendt, General Massu und die Familie Grenke zu Hause.
Christian Frietsch schildert in diesem Buch das Leben seiner Mutter Elisabeth Frietsch-Eyer. Im November 2022, sieben Jahre nach ihrem Tod wurden ihre Werke auch in Moskau und Jalta gezeigt.
Leseprobe Teil 2 «Elisabeth, die Malerin – Eine Baden-Badener Familiengeschichte»
In dem Garten, wohin sie sich als kleines Mädchen verkrümelt hatte, steht nun also ihr neues Haus. Hier in der Gegend wohnten noch einige Alteingesessene. Gleich neben ihrem neuen Haus der Schriftsetzermeister und Gewerbeschullehrer Peter Letulé. Ein stadtbekannter Sonderling, der ganze Gene-rationen von Schriftsetzern ausgebildet hatte und später als Pensionär die Tage damit zubrachte, Dutzende von Setzkästen von einem Stockwerk seines Hauses ins andere zu tragen, so wie er es während seines Arbeitslebens gewohnt war. Auf seiner alten Andruckmaschine stellte er noch über 60 Jahre nach der Gründung Baden-Württembergs kleine Aufkleber mit der Aufschrift «Freiheit für Baden» her und verbreitete diese an Laternen und anderen geeigneten Blickfängern in der Innenstadt, die er von den Hardstaffeln hinunter in wenigen Minuten erreichen konnte. Nur der Rückweg von seinen separatistischen Einsätzen war dann beschwerlich.
Hier in dieser Gegend hatte Elisabeth ihre Kindheit verbracht. Unterhalb der Hardstaffeln die Stephanienstraße, wo die einfachen Leute wohnten. Davon abgehend das Handwerkerviertel mit der Seilerstraße, der Blechnergasse und anderen Straßen, deren Namen daran erinnerten, dass die Baden-Badener Innenstadt genauso war, wie moderne Städteplaner und Soziologen sich heute eine Stadt wünschen. Eine durchmischte Bevölkerung, die Ghettos von Armen und Reichen erst gar nicht zulässt. Oberhalb der Stephanienstraße münden die Hardstaffeln in die Bergengruenstraße, benannt nach dem Schriftsteller Werner Bergengruen, der in der Gegend wohnte und es in den sechziger Jahren mit Romanen und Essays zu einiger Berühmtheit brachte. In früheren Zeiten, als Elisabeth die Gegend mit ihrem Puppenwagen durchstreifte, hieß die Bergengruenstraße noch Gartenstraße. Diese Straße führt in die Hardäckerstraße, die schließlich auf den Markgrafenplatz trifft. Überall wohnen hier nun meist vermögende, zugereiste Leute in ihren neuen Flachdachhäusern, für die manch schöne alte Villa weichen musste.
Es war ein trüber Februartag, als ich Elisabeth in ihrem neuen Haus das erste Mal besuchte. Als ich die Hardstaffeln von oben nach unten bis etwa zur Mitte der Staffeln hinunterrannte, wo Elisabeths Haus nun steht, gleich gegenüber ihrem Elternhaus, erinnerte ich mich, dass ich irgendwann als vielleicht Achtjähriger beim Weg zum sonntäglichen Besuch bei Großmutter Eyer die Staffeln zählte. Es sind immer noch 56. Kaum hatte ich das Haus betreten, kam schon die Frage, die sie immer stellte: «Weißt Du, wie mein nächstes Bild heißt?» «Nein Mutti, verrate es mir.» «Elisabeth Alekseevna», sagte sie, ohne etwas Weiteres hinzuzufügen. Das Bild «Zar Alexander I. und Zarin Elisabeth von Russland» sollte dann später, 1999, neben anderen Bildern von Elisabeth das Foyer der russischen Botschaft Unter den Linden in Berlin zieren, aber sie wollte die Bilder nicht hergeben.
Elisabeth, die Malerin – Eine Baden-Badener Familiengeschichte
Autor: Christian Frietsch
Verlag: goodnews4.de
Umfang: 119 Seiten
Preis: 8,90 Euro
Erhältlich in der Buchhandlung Straß, Baden-Baden, und bei Amazon
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