Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Sir Simon Rattle zurück in Baden-Baden – Zwei Konzerte mit London Symphony Orchestra – Erinnerung an die Elsass-Episode

Sir Simon Rattle zurück in Baden-Baden – Zwei Konzerte mit London Symphony Orchestra – Erinnerung an die Elsass-Episode
Am 20. und 21. Februar 2020 kehrt Sir Simon mit seinem neuen Orchester, dem London Symphony Orchestra, nach Baden-Baden zurück. Foto: Candice Wittion

Baden-Baden, 19.02.2020, Bericht: Redaktion Sir Simon Rattle war in den vergangenen Jahren fast zu einem Teil Baden-Badens geworden.

Im goodnews4-VIDEO-Interview hatte er vor Jahren auch von seinem Aufenthalt im Elsass erzählt, wo er während der Osterfestspiele in Baden-Baden mit seiner Familie vor den Toren Baden-Badens ein Zuhause fand. Der frühere Festspielhaus-Intendant Andreas Mölich-Zebhauser hatte für den Weltstar damals erfolgreich den roten Teppich in Baden-Baden ausgerollt und ihn an unsere Stadt gebunden. Sir Simon Rattle war einer der Protagonisten im Wechsel der Berliner Philharmoniker 2013 zu den Osterfestspielen Baden-Baden. Am 20. und 21. Februar 2020, jeweils 20 Uhr, kehrt Sir Simon mit seinem neuen Orchester, dem London Symphony Orchestra, nach Baden-Baden zurück.

Die Mitteilung des Festspielhauses:

Auf dem Programm der kleinen Residenz des britischen Spitzenorchesters in Baden-Baden steht ein besonders selten gespieltes Werk von Ludwig van Beethoven. Sein einziges Oratorium «Christus am Ölberge» zählt zu den Wiederentdeckungen dieses «Beethoven-Jahres» 2020. Diese Aufführung krönt das erste Konzert des London Symphony Orchestras am Donnerstag, 20. Februar 2020 um 20 Uhr im Festspielhaus Baden-Baden. Solistinnen und Solisten sind Elsa Dreisig (Sopran) und Pavol Breslik (Tenor). Pavol Breslik hat wie Sir Simon Rattle eine besondere Geschichte in Baden-Baden. Er war der Tamino der ersten Osterfestspiel-Oper «Die Zauberflöte» 2013.

Beethovens einziges Oratorium

Bereits 1803 wurde «Christus am Ölberge» Werk uraufgeführt, jedoch erst 1811 in Notenform veröffentlicht. Darum trägt es die relativ hohe Opus-Zahl 85. Nach den 1790 in Bonn komponierten Vokalwerken «Kantate auf den Tod von Kaiser Joseph II.» und «Kantate zur Erhebung von Leopold II.» war «Christus am Ölberge» der Forschung nach das erste Vokalwerk des Komponisten. Er wählte die Gattung des Oratoriums, weil auf Grund der Fastenzeit die Aufführung von Opern verboten war. Das Libretto stammt vom Wiener Literaten Franz Xaver Huber, der auch Herausgeber der Wiener Zeitung war.

«Christus am Ölberge» wurde in Wien, am 5. April 1803, einem Dienstag in der Karwoche, innerhalb einer Akademie uraufgeführt, in der auch die erste und zweite Sinfonie Beethovens und sein Klavierkonzert Nr. 3 erklangen. Akademien waren Sammelbegriffe für kleine Festivals, in denen «Klassiker» und neue Musik aufgeführt wurden.

Beethoven soll noch am Morgen des Premierentages seinen Schüler Ferdinand Ries mit den Posaunenstimmen zum probenden Orchester geschickt haben, nachdem er diese noch in der Nacht ausgearbeitet hatte – so sehr standen die letzten Vorbereitungen unter Zeitdruck. Sir Simon Rattle macht sich für eine Wiederentdeckung dieses Oratoriums stark: «Als ich ‘Christus am Ölberge’ zum ersten Male hörte, war ich einfach verwirrt und fragte mich: Warum wird dieses Werk nicht häufiger aufgeführt? Natürlich sind darin einige Ecken und Kanten, aber die gibt es auch in Beethovens neunter Sinfonie. Aber: Wir begegnen hier Beethoven an einem entscheidenden Punkt seines Lebens, an dem er sich zum ersten Male mit seiner schwindenden Hörkraft auseinandersetzt. Er reflektiert, und auch Jesus reflektiert am Ölberg darüber, wie er diese dunkle Stunde überstehen kann.»

Vor diesem Oratorium interpretieren die Geigerin Lisa Batiashvili, Sir Simon Rattle und das London Symphony Orchestra Alban Bergs Violinkonzert «Dem Andenken eines Engels» aus dem Jahr 1935. Mit diesem «Engel» ist Manon Gropius gemeint, die gemeinsame Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius. Sie war 18-jährig an Kinderlähmung gestorben. Ein Tod, der die Wiener Gesellschaft erschütterte.

Am zweiten Abend, dem 21. Februar, dirigiert Sir Simon Rattle Beethovens neunte Sinfonie d-Moll und stellt ihr Alban Bergs sinfonische Stücke aus der Oper «Lulu» voran. Dieses Konzert ist seit Wochen ausverkauft. Ab 18 Uhr werden Stehplatzkarten zum Preis von 15 Euro an der Abendkasse des Festspielhauses verkauft.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de
Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101


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