Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Starpianist Daniil Trifonov in Baden-Baden - „Die Welt reißt sich um ihn“

Starpianist Daniil Trifonov in Baden-Baden - „Die Welt reißt sich um ihn“
Starpianist Daniil Trifonov. Foto: Dario Acosta

Baden-Baden, 13.06.2018, Bericht: Festspielhaus Das gibt es nur im Festspielhaus Baden-Baden: An gleich zwei, direkt aufeinanderfolgenden Abenden ist Starpianist Daniil Trifonov zu erleben. Am Samstag 21. Juli 2018, 18 Uhr und Sonntag, 22. Juli 2018, 17 Uhr präsentieren Daniil Trifonov und das Mariinsky Orchester unter Valery Gergiev Werke von Rachmaninow, Mussorgski und Skrjabin.

Die langjährige Zusammenarbeit des Festspielhauses mit Valery Gergiev machte es möglich: Inmitten der Sommerfestspiele veranstaltet das Haus ein zweitägiges Trifonov-Festival. Der angesagteste junge Pianist der Welt, Daniil Trifonov, wird zusammen mit dem Mariinsky Orchester seinen Fans drei Klavierkonzerte vorstellen. Neben dem ersten und zweiten von Rachmaninow erklingt als Rarität das selten zu hörende frühe Klavierkonzert von Alexander Skrjabin.

«Was er mit seinen Händen tut, ist technisch unglaublich. Es ist auch sein Anschlag - er hat Zartheit und auch das dämonische Element. Ich habe niemals so etwas gehört.» Diese Äußerung stammt nicht etwa von einem Fan oder einem professionellen Kritiker, sondern von Martha Argerich, eine der größten Pianistinnen der Welt und Jury-Mitglied des Chopin-Wettbewerbs, den Daniil Trifonov im Juli 2011 gewann.

Geboren wurde Daniil Trifonov 1991 als Kind zweier Berufsmusiker in Nischni Nowgorod, Russland. Im Alter von fünf Jahren begann er mit dem Klavier-unterricht und wurde am Moskauer Gnessin Institut von Tatiana Zelikman ausgebildet. Ab 2009 erweiterte er sein Können am Cleveland Institute of Music in der Klasse von Sergei Babayan. In das Blickfeld der Öffentlichkeit rückte er, als er 2011 − mit gerade einmal zwanzig Jahren! − innerhalb von sechs Wochen in gleich zwei internationalen Musikwettbewerben erste Preise, Gold-medaillen und Publikumspreise gewann: Beim Arthur-Rubinstein-Wettbewerb in Tel Aviv und beim Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau, wo ihm außerdem noch der Grand Prix des Gesamtwettbewerbs verliehen wurde.

Er konzertierte mit den Wiener Philharmonikern, dem London Symphony Orchestra, dem Mariinsky Orchester, dem Israel Philharmonic, Boston Symphony, dem New York Philharmonic, den Berliner Philharmonikern und arbeitet mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Riccardo Muti, Michail Pletnev und Alan Gilbert zusammen. Weltweit gastiert er mit Solokonzerten, so etwa an der Wigmore und der Carnegie Hall, der Walt Disney Hall in Los Angeles und der Philharmonie de Paris und spielt bei den wichtigsten Festivals, unter anderem in Verbier, Luzern und bei den Salzburger Festspielen.

Neben seiner Tätigkeit als Pianist profiliert sich Daniil Trifonov auch als Komponist. Seine fünfsätzige Suite «Rachmaniana», die er während seiner Studienzeit am Cleveland Institute of Music komponiert hat, ist Bestandteil seines im August 2015 veröffentlichten Studioalbums «Rachmaninov Variations».

Begleitet wird Daniil Trifonov bei den Konzerten am 21 und 22. Juli im Festspielhaus Baden-Baden vom Mariinsky Orchester unter Valery Gergiev. Das St. Petersburger Orchester ist seit der Eröffnungssaison 1998 regelmäßig mit seinem Chefdirigenten und Intendanten zu Gast an der Oos. Als eines der ältesten Orchester Russlands, saß es bei zahlreichen Uraufführungen großer russischer Opern im Orchestergraben. Die lange Liste bedeutender Premieren umfasst Tschaikowskys «Pique Dame», Borodins «Fürst Igor» Mussorgskys «Boris Godunow». Zahlreiche berühmte russische Ballette wurden mit ihnen aus der Taufe gehoben, darunter «Der Nussknacker» und «Dornröschen». Das Orchester genießt international einen exzellenten Ruf, es bereist regelmäßig die bedeutenden Opern- und Konzerthäuser Europas, der Vereinigten Staaten, Kanadas und Japan.

Am Samstag, 21 Juli, stehen die beiden ersten Klavierkonzerte Rachmaninows auf dem Programm. Rachmaninows erstes Klavierkonzert schrieb der siebzehnjährige Komponist 1890/91 und arbeitete es 1917 noch einmal grundlegend um. Das Werk erinnert an Tschaikowsky, Grieg und Schumann und ist dennoch schon ganz echter «Rachmaninow». Rachmaninows erstes Klavierkonzert erscheint nur selten auf den Spielplänen, im Unterschied zu seinem zweiten von 1900/1901. Dieses Werk zählt zu den berühmtesten Klavierkonzerten überhaupt zählt - und zwar nicht erst seit sich Marilyn Monroe zu seinen Klängen im «verflixten siebten Jahr» verführen ließ. Der eindrucksvolle Beginn, bei dem das Klavier Kirchenglocken nachahmt, die vielen noblen Melodien: Sie alle sichern dem Werk seine enorme Popularität.

Eine echte Entdeckung für viele Klavierfreunde ist hingegen Skrjabins frühes Klavierkonzert von 1896, das am Folgetag, am Sonntag, dem 22. Juli, im Festspielhaus erklingen wird. Das Werk entstammt der Klangwelt Rachmaninows und Tschaikowskys, erinnert aber ebenfalls an Chopin. Ja, fast könnte man hier von Chopins drittem Klavierkonzert sprechen. Sein zweiter Satz, eine schlichte Variationsfolge über ein vom Komponisten selbst verfasstes «russisches Volkslied», zählt zu den schönsten Zeugnissen der russischen Spätromantik.

Die drei pianistischen Meisterwerke werden ergänzt um Rachmaninows zweite Sinfonie, am 21. Juli, Mussorgskys «Bilder einer Ausstellung», Skrjabins Sinfonie Nr. 3 und dessen Poème de l´Extase, am 22.Juli, dargeboten vom Mariinsky Orchester unter Valerie Gergiev.

Rachmaninows zweite Sinfonie ist ein schwermütiges, von Streichern dominiertes Werk – die letzte «romantische» Sinfonie des Komponisten, die anders als die dritte, von Modernismen noch keinen Gebrauch macht. Rachmaninows Sinfonie stammt von 1906/1907 – Skrjabins am nächsten Tag folgende dritte Sinfonie «Le Divin Poème» von 1902-04. Zeichnet sich Rachmaninows Werk durch eine einheitliche Farbgebung aus, so ist Skrjabins an Liszt erinnernde Sinfonie viel abwechslungsreicher und im Gesamtgestus kämpferischer. Skrjabins himmelsstürmender Optimismus zeigt sich nirgendwo so fantastisch wie in dem berühmten «Poème de l´Extase» von 1908. Das 20 Minuten lange, außerordentlich sinnliche Werk ist eigentlich Skrjabins einsätzige vierte Sinfonie. Die riesige Orchesterbesetzung lässt an ähnliche Werke Mahlers und Strauss´ denken.

Weitere Informationen: www.festspielhaus.de. Informationen und Eintrittskarten: Telefon 07221 / 30 13 101.


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