Aus dem Rathaus Baden-Baden

Vorurteile gegen Hornisse längst widerlegt – Nicht angriffslustig und wichtig für das Gleichgewicht der Natur

Vorurteile gegen Hornisse längst widerlegt – Nicht angriffslustig und wichtig für das Gleichgewicht der Natur
Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 04.05.2018, Bericht: Rathaus Hornissen gelten im Volksmund als gefährlich, schädlich und lästig und werden deshalb oft rücksichtslos verfolgt. Diese negative Einstellung ist hauptsächlich auf Vorurteile zurückzuführen.

Die Aussage: «Drei Hornissenstiche genügen, um einen Mensch zu töten, sieben reichen für ein Pferd», ist längst wissenschaftlich widerlegt. Der Stich einer Hornisse ist nach heute allgemein gültigen Erkenntnissen nicht gefährlicher als Stiche von Bienen und Wespen. Nur in sehr seltenen Fällen, die auch bei Bienen- oder Wespenstichen vorkommen, reagieren Menschen auf den Stich allergisch und müssen rasch notärztlich versorgt werden.

Viele Menschen halten alle Wespenarten pauschal für aggressiv und gefährlich. Dass von den bei uns vorkommenden Wespenarten nur die Deutsche Wespe oder die Gemeine Wespe wirklich lästig oder gefährlich werden kann, da diese Insekten auf Nahrungssuche nach süßen Speisen oder Getränke gehen, ist meist nicht bekannt. Dagegen ernähren sich die ausgewachsenen Hornissen ausschließlich von Baumsäften, gelegentlich von Fallobst und für die Aufzucht der Brut von einer Vielzahl verschiedener Insekten wie Fliegen, Raupen, Käfer, Spinnen oder sogar Wespen. Ein starkes Hornissenvolk verfüttert täglich bis zu ein Pfund Insekten an seine Brut. Hornissen erfüllen somit eine wichtige Aufgabe im Gleichgewicht der Arten.

Weiter sind Hornissen grundsätzlich nicht angriffslustig und werden erst nervös, wenn man sie oder ihr Nest stört. Daher sollte man im Umkreis von vier Meter zum Nest hektische Bewegungen oder Erschütterungen vermeiden. Auch sollte man keinesfalls Manipulationen am Flugloch oder am Nest vornehmen. Da Hornissen auch nachtaktiv sind, sollte man frei zugängliche Lichtquellen beispielsweise mit Insektengittern sichern.

Das Leben einer Hornisse ist kurz und dauert nur sechs Monate: Ab Mai beginnt eine überwinterte Königin mit dem Nestbau und legt die ersten Eier. Mitte Mai bis Ende Juni schlüpfen die ersten Arbeiterinnen und helfen beim Nestaufbau. Das Nest erreicht seine maximale Größe im August und September. Im Spätsommer und mit Einsetzen sinkender Temperaturen wird das Nest bereits verlassen und nur die Jungköniginnen können überleben. Sie suchen sich einen geschützten Überwinterungsplatz hinter Rindenschuppen oder in der Bodenstreu. Das leere Nest wird im darauf folgenden Jahr grundsätzlich nicht wieder bezogen und bietet anderen Insekten, beispielsweise der nützlichen Florfliege, eine willkommene Unterkunft für den Winter.

Die Bekämpfung der Hornissen durch den Menschen und die Lebensraumzerstörung durch Umwandlung von Mischwäldern in Nadelwaldkulturen sowie die Abholzung von Altholzbeständen führten zu einem starken Rückgang der Hornissenvorkommen. Die Tiere finden nicht mehr in ausreichender Anzahl Nistmöglichkeiten in Baumhöhlen und nutzen daher zunehmend im Siedlungsbereich der Menschen Nistmöglichkeiten in allen möglichen Hohlräumen. Daher wurde die Hornisse 1984 als «regional gefährdet&raqu; in die Roten Listen der bedrohten Arten und seit 1987 als besonders geschützte Tierart in die Bundesartenschutz-Verordnung aufgenommen. Somit genießen die Hornissen von gesetzlicher Seite Bestandsschutz. Bei Fragen oder Problemen mit Hornissen, die sich etwa im heimischen Garten oder im Haus ansiedeln, können sich die Bürgerinnen und Bürger im Stadtkreis Baden-Baden an die Feuerwehrleitstelle unter der Rufnummer 07221/93-1700, nicht über den Notruf 112, oder an das Fachgebiet Umwelt und Arbeitsschutz unter der Rufnummer 07221/93-1501 wenden, wo sie dann Kontakt zu den Fachberatern erhalten. Diese stehen ehrenamtlich und zeitnah bereit, um zunächst telefonisch oder falls notwendig sogar an Ort und Stelle zu beraten und Hilfestellung zu geben. Zielgedanke ist dabei, das Zusammenleben zwischen Hornissen und Menschen zu fördern, das Verständnis für diese Tiere zu gewinnen, um das Dulden der Nester zu erreichen und so das natürliche Gleichgewicht bei den Insekten zu stärken. Regional hat sich der Bestand der Hornissen in den vergangenen Jahren etwas erholt. Da bleibt zu hoffen, dass die Akzeptanz für ein friedliches Zusammenleben mit den Hornissen geweckt werden kann.


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