Aus dem Rathaus Rastatt

Gunter Kaufmann sagt nach 46 Jahren dem Gemeinderat bye-bye

Gunter Kaufmann sagt nach 46 Jahren dem Gemeinderat bye-bye
Gunter Kaufmann und Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch beim Abschied aus dem Gemeinderat. Foto: Stadt Rastatt

Rastatt, 07.03.2018, Bericht: Rathaus Für Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch war es ein «historischer Moment»: die offizielle Verabschiedung von Stadtrat Gunter Kaufmann am 5. März aus dem Rastatter Gemeinderat.

Kein Stadtrat war bis dato länger im Rastatter Kommunalparlament vertreten als er. Exakt 46 Jahre und 25 Tage, vom 6. Dezember 1971 bis zum 31. Dezember 2017, gehörte der SPD-Mann dem Rastatter Gremium an, davon 21 Jahre als Fraktionsvorsitzender. Als «besten Lehrmeister, den man sich vorstellen kann» und «Lichtgestalt» bezeichnete ihn sein Nachfolger, der heutige SPD-Fraktionsvorsitzende Joachim Fischer.

Und auch wenn Wehmut mitschwang und Pütsch davon überzeugt war, dass Kaufmann «noch die 50 voll macht»: Der gebürtige Rastatter Gunter Kaufmann verlässt auf eigenen Wunsch den Gemeinderat. Er habe beschlossen, nun andere Prioritäten zu setzen, erklärte Kaufmann und bedankte sich bei allen im Gemeinderat und in der Verwaltung, mit denen er kollegial zusammengearbeitet hat. Als Zeichen der Anerkennung für seine herausragende Leistung verlieh ihm der Oberbürgermeister zum Abschied die Stadtehrennadel in Gold sowie eine Rastatt-Uhr mit persönlicher Gravur.

Schon früh engagierte sich Kaufmann in der Kommunalpolitik. 1970 trat er der SPD bei, ein Jahr später wurde er erstmals in den Rastatter Gemeinderat gewählt. Ganze neun Mal wurde Kaufmann wiedergewählt. Während seiner langen Amtsperiode war er Mitglied in fast allen Ausschüssen. Von 1989 bis 2010 war er zudem Fraktionsvorsitzender der SPD. Dabei war Kaufmann immer einer, der bewusst mitreden, mitentscheiden und mitgestalten wollte, wie OB Pütsch in seiner Rede betonte. Stets sei er dabei an der Sache orientiert gewesen und habe nie Kirchturmpolitik betrieben, bescheinigte ihm Joachim Fischer.

Sein Herzblutthema war und ist der Umwelt- und Naturschutz. Unvergessen und «ein Meilenstein seiner kommunalpolitischen Tätigkeit» ist seine kritische Begleitung der geplanten Ansiedlung des Mercedes-Benz Werks in Rastatt, als er sich als «Vermittler zwischen Wirtschafts- und Umweltinteressen» hervortat, wie Pütsch sagte. Auch Joachim Fischer bezeichnete dies im Rückblick als eine von Kaufmanns eindrucksvollsten Leistungen, denn er gehörte «zu den Vätern des Rastatter Kompromisses». Kaufmann war außerdem Gründungsmitglied der Rastatter Umweltstiftung, setzte sich für das Hochwasser- und Ökologieprojekt HÖP ein und zeigte zuletzt klare Kante in Sachen PFC. So war Kaufmann Initiator einer Resolution des Gemeinderats an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten. Und so freute sich auch Kaufmann darüber, wie viel sich in den vergangenen Jahrzehnten positiv verändert habe, insbesondere, dass sich Umweltthemen mittlerweile auf Augenhöhe mit anderen Themen befänden. Aber auch Bildung und Betreuung hätten inzwischen einen anderen Stellenwert erhalten, so Kaufmann, dessen politisches Interesse sich nicht auf den Rastatter Gemeinderat beschränkte: Kaufmann war Mitglied im Kreistag (1989 bis 2002 und 2009 bis 2014), Mitglied des Landtags Baden-Württemberg (2001 bis 2011) und wirkte in der Verbandsversammlung des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein mit (1980 bis 2014). Daneben engagierte und engagiert er sich in zahlreichen Vereinen und Verbänden: als stellvertretender Vorsitzender des NABU-Landesverbands, als Sprecher der Naturschutzverbände im Arbeitskreis Rastatt/ Baden-Baden des Landesnaturschutzverbandes, als Mitglied im BUND, der Naturfreunde, der Gustav-Heinemann-Initiative, als Vorsitzender des Fördervereins der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte.

Für all seine Aktivitäten zollte ihm der Oberbürgermeister «größten Respekt und Anerkennung», und Joachim Fischer sagte: «Rastatt braucht Menschen wie Dich.» Kaufmann sei ein Vorbild und habe gezeigt, was man aus einem politischen Mandat machen könne. «Sie stehen als Beispiel für soziale und kommunalpolitische Verantwortung für Ihre Heimatstadt und deren Bürgerinnen und Bürger», sagte Pütsch, «mit Ihrem Ausscheiden aus dem Gemeinderat setzen Sie einen Meilenstein für die Stadt Rastatt».


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