Aus dem Rathaus Baden-Baden

Uta und Gerhard Ell halten Jalta-Partnerschaft am Leben – Hoffnung auf „politisch normale Verhältnisse“

Uta und Gerhard Ell halten Jalta-Partnerschaft am Leben – Hoffnung auf „politisch normale Verhältnisse“
Uta und Gerhard Ell (Mitte), 3. v.l. Schulleiterin Walerija Majugina, 8.v.l. Stadträtin Luba Grribkowa. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 06.10.2018, Bericht: Rathaus Uta und Gerhard Ell vom Städtepartnerschaftsverein reisten dieser Tage in die Partnerstadt Jalta. Zum einen ging es darum, die bestehenden Kontakte zu pflegen, zum anderen überbrachten die Ells wichtige Spendengelder.

Der erst vor wenigen Wochen gewählte Oberbürgermeister Jaltas, Alexej Chelpanov, empfing Gerhard Ell, der Ehrenbürger Jaltas ist, und seine Frau Uta im Rathaus. Über die Städtepartnerschaft tauschte man sich in einem sehr persönlichen Gespräch aus. Die Baden-Badener staunten, wie gut sich Chelpanov auf das Treffen vorbereitet hatte, und der OB, wie interessiert seine Gäste an der Fortsetzung der Partnerschaft waren. Gerhard Ell berichtet: «Das Gespräch fand in einer sehr angenehmen Atmosphäre statt. Sowohl der OB als auch wir sprachen die Hoffnung aus, bald politisch normale Verhältnisse erleben zu dürfen, damit wir die Partnerschaft eines Tages so fortsetzen zu können, wie sie einst begann.»

Einen herzlichen Empfang erlebten die Ells in der Schule Nr. 1, in der auch die Sprachschule für Deutsch lernende Schüler untergebracht ist. Singend und tanzend begrüßten die Schüler Uta und Gerhard Ell bereits vor dem Schulgebäude. Diese musikalische Überraschung setzte sich im Foyer der Schule mit anschließendem Willkommensgruß für die beiden Initiatoren der Sprachschule in russischer und deutscher Sprache fort. Schuldirektorin Walerija Majugina begrüßte die deutschen Gäste. Die Ells übergaben im Auftrag des Städtepartnerschaftsvereins eine Spende zur Anschaffung von Unterrichtsmaterialien.

Eine besondere Bedeutung hatte die Einladung des Jaltaer Freundeskreises Baden-Baden. Nach vielen Jahren des Bestehens sollte eine Neuorientierung erfolgen. Zur neuen Freundeskreises-Vorsitzenden wurde Stadträtin Luba Gribkowa gewählt, die in Jalta seit zwanzig Jahren Ansprechpartnerin für die Städtepartnerschaft ist. Ihr Stellvertreter ist Genadij Dobkin, ehemals erster Bürgermeister der Stadt Jalta und seit jener Zeit mit der Partnerschaft beider Städte bestens vertraut. Gerhard und Uta Ell dankten den Mitgliedern des Freundeskreises für ihre Bereitschaft, sich auch in Zukunft für den Fortbestand der Städtepartnerschaft einzusetzen. Durch die Wahl von Luba Gribkowa besteht dazu berechtigte Hoffnung.

Danach trafen sich die Ells mit der Vorsitzenden der Deutsch-Russischen Gesellschaft in Jalta, Natalia Formina. Da es in Baden-Baden eine Deutsch- Russische Kulturgesellschaft mit ähnlichen Zielen gibt, bietet sich eine Zusammenarbeit beider Institutionen an. Gerhard und Uta Ell wollen dazu die Kontakte herstellen. Im Reisegepäck hatten die Ells auch Spendengelder für das Behindertenzentrum für Kinder und Jugendliche. Im Besonderen gingen die Gelder an die siebenjährigen Anastasija Zajaz, die seit der Geburt gelähmt, immer bettlägerig ist und nicht sprechen kann. Sie benötigt sehr aufwendige Therapien, eine Logopädin ist im Dauereinsatz. Zurzeit wird für das Kind eine Spezialmaschine angefertigt, die dem Mädchen eines Tages das Gehen ermöglichen soll.

Zur Spendenübergabe kam auch der 13-jährige Schüler Kostja Briljow mit seinem Vater. Der Schüler verlor durch einen Unfall seinen linken Arm. Er trägt eine Spezialprothese, an deren Finanzierung sich eine Baden-Badener Bürgerreisegruppe beteiligte. Inzwischen wird wegen des Wachstums des Jungen eine größere Prothese vorbereitet. Nach der Amputation erhält der Junge eine kostenaufwendige Therapie. Sowohl Prothese als auch Therapie wurden mit Spendengeldern aus Baden-Baden unterstützt. Vater und Sohn waren überglücklich und dankbar. Dazu Uta Ell: «Der Dank für die geleisteten Spenden war ein besonders herzlicher. Und wir danken den Spendern aus Baden-Baden, Gaggenau und Gernsbach für ihren humanitären Beitrag.»

Seit zwei Jahren besuchen die Ells bei ihren Bürgerreisen den deutschen Soldatenfriedhof Gontscharnoje, der von der deutschen Kriegsgräberfürsorge angelegt wurde. 24.900 gefallene Soldaten liegen dort begraben. Ursprünglich eine Vorzeigeanlage, was die Pflege betrifft. In den letzten beiden Jahren wurde er in einem schlechten ungepflegten Zustand angetroffen, weil, wie die Auskunft ergab, die Gelder der deutschen Kriegsgräberfürsorge Kassel auf Grund der politischen Lage ausblieben.

Dieses Jahr wurden die Ells bei ihrem Besuch vom ehemaligen Bürgermeister Genadij Dobkin begleitet. Erfreulicherweise trafen sie eine gepflegte Anlage an, da nach Auskunft des Verwalters wieder Gelder aus Kassel eingingen. Zudem konnten auch die Gebeine von über 60 gefallenen deutschen Soldaten zur letzten Ruhe gebettet werden. Über dem Eingang des deutschen Soldatenfriedhofes stehen die Worte Albert Schweitzers: «Die Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens.»


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