Kommentar von Christian Frietsch

Verbandsdirektor Hager verharmlost Baden-Badener Bevölkerungsmisere –Über baden-württembergisches Schlusslicht: „Stabile Entwicklung“

Verbandsdirektor Hager verharmlost Baden-Badener Bevölkerungsmisere  –Über baden-württembergisches Schlusslicht: „Stabile Entwicklung“

Karlsruhe/Baden-Baden, 19.06.2019, Kommentar: Christian Frietsch Von der Region als «Bevölkerungsmagnet» spricht der Direktor des Regionalverbands Karlsruhe, Gerd Hager, zu den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes. goodnews4.de berichtete

Dass Baden-Baden dabei aus der Rolle fällt und eine noch dramatischere Entwicklung der Alterspyramide zu erwarten ist, verharmlost der Karlsruher Verbandsfunktionär das Abschneiden Baden-Badens als Schlusslicht beim Ranking in Sachen Bevölkerungszuwachs aller Stadtkreis und Landkreise in Baden-Württemberg. «Für Baden-Baden wird hingegen eine stabile Entwicklung vorausgerechnet» nutzt er en mathematischen Terminus, der von den schwerwiegenden Folgen für Baden-Baden ablenkt. Folgerichtig müsste Gerd Hager von einer «instabilen Entwicklung» für Karlsruhe sprechen.

Die Erklärung des Regionalverbands Karlsruhe zu Zahlen des Statistischen Landesamtes:

Region bleibt Bevölkerungsmagnet
Urbanes Wohnen besonders gefragt

Karlsruhe. Die Region zwischen Waghäusel und Bühl wächst in den nächsten fünfzehn Jahren voraussichtlich um 36.000 Einwohner an. Gemäß der heute veröffentlichten Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg wird das Wachstum bis 2035 kräftiger sein, als bei der vorausgegangenen Studie im Jahr 2016 angenommen.

Demnach soll die Bevölkerung in der Region von rund 1.040.000 im Jahr 2017 auf rund 1.076.000 im Jahr 2035 klettern. Dies entspreche einem Zuwachs von dreieinhalb Prozent. «Bemerkenswert ist dabei, dass der Großteil der prognostizierten Neubürger, also rund 30.000 Menschen, bereits innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre in der Region zu erwarten sind», hebt Verbandsdirektor Gerd Hager mit Blick auf den Wohnungsmarkt hervor. Anschließend würde sich gemäß der Vorausrechnung die Bevölkerungsentwicklung auf deutlich geringeren Zuwachsraten bewegen.

Schwerpunkt der Entwicklung werden den Zahlen des Statistischen Landesamtes entsprechend die Zentren der Region sein. Die Stadt Karlsruhe soll bis zum Jahr 2035 mit einem Plus von rund 17.500 neuen Einwohnern noch vor Stuttgart (etwa +15.200), Mannheim (etwa +14.700) und Freiburg (+9.600) in absoluter Hinsicht landesweit das größte Wachstum unter den Großstädten verbuchen können. Auch im suburbanen Ring um das Oberzentrum wird mit einem Zuwachs gerechnet. So soll die Stadt Stutensee um rund 800 Einwohnern (+3,3%) zulegen. Auch für die Mittelzentren Bruchsal (+1.750 bzw. +3,9%), Bretten (+1.100 bzw. +3,6%) und Rastatt (+1.650 bzw. +3,3%) wird mit einem markanten Zuwachs an Menschen bis 2035 gerechnet. Für Baden- Baden wird hingegen eine stabile Entwicklung (+0,2%) vorausgerechnet. Prozentual betrachtet werden in der Region Mittlerer Oberrhein die Gemeinden Hügelsheim (+300 bzw. +6,1%) und Bad Schönborn (+750 bzw. +5,9%) am kräftigsten wachsen. Im ländlich geprägten Raum wird für Kraichtal ein Wachstum von etwa 700 Einwohnern (+4,7%) bis 2035 ermittelt. Für die Gemeinden Forbach und Weisenbach wird hingegen eine stabile Entwicklung prognostiziert, wonach die Einwohnerzahlen im Jahr 2035 dort leicht unter der jetzigen liegen würden.

Die bisherige Prognose von 2016 ging von einem etwas geringerem Wachstum aus (etwa 1.060.000 Einwohner); der Bevölkerungsrückgang sollte bereits ab dem Jahr 2025 einsetzen. «Für das Jahr 2035 liegen wir entsprechend der aktuellen Vorausrechnung mehr als 25.000 Einwohner höher als drei Jahre zuvor angenommen Wurde», erklärt Verbandsdirektor Gerd Hager; d. h. eine kleine Mittelstadt kommt hinzu.

Ursache des nach wie vor starken Bevölkerungswachstums sei weiterhin die Zuwanderung sowie untergeordnet eine leicht angestiegene Geburtenrate, erklären die Experten des Statistischen Landesamts Baden- Württemberg. «Unsere Region ist ein Menschenmagnet. Dabei geht eine verstärkte Anziehungskraft vom Oberzentrum Karlsruhe und den Mittelzentren aus. Als Pluspunkte gelten dort besonders attraktive Angebote für Arbeiten, Ausbildung und Lebensstil», erklärt Hager.

«Die neue Bevölkerungsvorausrechnung zeigt auch, dass urbane Standorte besonders gefragt sind.» Aufgrund einer Studie aus dem Jahr 2017 zur Wohnraumzufriedenheit in der Region wissen die Regionalplaner, dass urbane Siedlungstypen mit Geschosswohnungsbau und guter ÖPNV-Anbindung zunehmend auch in den Randbereichen der Verdichtungsräume nachgefragt werden. &laaquo;Wir gehen davon aus, dass die Stadt Karlsruhe das prognostizierte Wachstum allein nicht aufnehmen kann.» Daher möchte der Regionalverband den Dialog zwischen den Kommunen in den Verdichtungsräumen um Karlsruhe und den Mittelzentren fortsetzen. Es würden derzeit auch neue Wohnstandorte entstehen, die zeigen, dass Dichte, hohe Lebensqualität und städtebauliche Attraktivität miteinander vereinbar sind. Hager resümiert: «Trotz des enormen Nachfragedrucks im Außenbereich sollte bei der Realisierung von Wohnbauflächen das Nachhaltigkeitsziel des Flächensparens unser Leitstern bleiben. Viele Kommunen realisieren und gestalten bei der Entwicklung neuer Flächen bereits heute mehr Dichte.»

Gemäß einer Studie des Regionalverbandes sei im Innenbereich der Städte und der Gemeinden ein Flächenpotenzial von rund 300 Hektar vorhanden. In den Flächennutzungsplänen stünden im Außenbereich weitere 1.100 Hektar für den Wohnungsbau zur Verfügung. Ergänzend dazu summieren sich im aktuellen Regionalplan die potenziellen Siedlungsflächen sogar auf rund 1.900 Hektar. «Vom Flächenpotenzial zum Bauland führt aber ein weiter, hindernisreicher und diskussionsintensiver Weg», berichtet Gerd Hager aus der regionalen Planungspraxis.

Bild Bevölkerung 2035


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