Aus dem Rathaus Gaggenau

Winterzauber macht viel Arbeit – Heck: „Wir werden teils massiv beschimpft und wüst beleidigt“

Winterzauber macht viel Arbeit – Heck: „Wir werden teils massiv beschimpft und wüst beleidigt“
Tag und Nacht im Einsatz – der Räumdienst der Stadt Gaggenau. Fotos: Mirco Rothenberger

Gaggenau, 26.01.2021, Bericht: Rathaus Manchmal würden Andreas Heck und Mirco Rothenberger am liebsten zaubern können. Einmal den Zauberstab schwingen und schon wäre die weiße Pracht auf den Straßen weg – und zwar dauerhaft.

Dann würde es auf gerade geräumte Straßen nicht erneut schneien und auch in der kleinsten Sackgasse würde es keinen Quadratmeter rutschigen Asphalt mehr geben. Aber Heck und Rothenberger sind nun mal keine Zaubermeister, sondern Leiter der Technischen Betriebe und als solche für den städtischen Winterdienst verantwortlich. Mirco Rothenberger koordiniert den Winterdienst und sitzt auch selbst hinter dem Steuer, um in der Nacht noch unberührte Schneemassen auf die Seite zu pflügen. «Wir tun, was wir können», macht Andreas Heck auf das Dilemma aufmerksam, das mit der weißen Pracht verbunden ist. «Die Menschen wünschen sich überall gleichzeitig freie Fahrt». Dies sei jedoch so nicht erfüllbar, erklärt Heck an zwei Beispielen. Fällt der Schnee erst in den frühen Morgenstunden, kurz vor dem einsetzenden Berufsverkehr, wird es für die Räumkolonnen zeitlich eng. Denn zuerst werden die Straßen der Priorität 1 geräumt. «Da verstehen dann viele nicht, warum die eine Straße geräumt ist und die andere nicht», erklärt Heck. Zweites Beispiel: Es schneit ununterbrochen oder nach der Räumung erneut. In beiden Fällen ist es dann nicht möglich, gleich überall wieder freie Straßen zu haben.

Für das Räumen hat die Stadt einen Prioritätenplan, der in dieser Form vom Gemeinderat beschlossen wurde. Durchgangsstraßen mit überörtlicher Bedeutung, Brücken sowie die AVG Haltestellen stehen an oberster Stelle. Priorität zwei haben Sammelstraßen, die zu einer Durchgangstraße führen. An dritter Stelle kommen Anliegerstraßen ohne nennenswerten Durchgangsverkehr sowie kleine Straßen und Wege. Auch Geh- und Radwege werden frei geräumt. Insgesamt sind es über 180 Kilometer, die die städtischen Mitarbeiter von Schnee und Eis befreien. Ausdrücklich weist Rothenberger darauf hin, dass die B462 sowie die Landes- und Kreisstraßen von der Straßenmeisterei des Landkreises geräumt werden. So kann es schon mal vorkommen, dass die Stadt nach ihrem Plan bereits eine Durchfahrtsstraße in einem Ort geräumt hat, aber die angrenzende Kreisstraße noch von einer Schneeschicht überzogen ist. «Oder auch umgekehrt», versteht Heck, «dass die verschiedenen Zuständigkeiten für den Bürger nicht immer nachvollziehbar sind».

 

Wie ist der Winterdienst organisiert?

Insgesamt 50 Mitarbeiter haben die technischen Betriebe für den Winterdienst in Wechselschichten eingesetzt. Sie sind mit den Räumfahrzeugen unterwegs und bilden Handkolonnen für die Räumung an nicht befahrbaren Stellen. Zudem sind in Freiolsheim, Michelbach und Mittelberg Fremdfirmen im Auftrag der Stadt am Räumen. Nachts bis 24 Uhr und dann wieder ab 3 Uhr ist jeweils eine Gruppe von 25 Mitarbeitern zur Bereitschaft eingeteilt. In diesem Winter gab es bereits 14 Winterdiensteinsätze, die mit sechs großen Räumfahrzeugen, fünf kleineren sowie einem Transporter mit Handkolonne durchgeführt wurden. Entsprechend dem Prioritätenplan arbeiten die Mitarbeiter mit den Fahrzeugen die Straßen ab. Dabei sind sie zumeist für mehrere Ortsteile zuständig. Um beispielsweise Selbach komplett zu räumen und zu streuen, sind fünf Stunden Einsatz erforderlich. Die Tour im Wohngebiet Hummelberg dauert rund 1,5 Stunden. Manches Mal wäre der Räumdienst etwas schneller unterwegs, wenn es nicht so viele Probleme geben würde. Da parken Fahrzeuge an Engstellen oder schmalen Gassen, so dass ein Durchkommen kaum oder gar nicht möglich ist. Häufig würden die Autofahrer auch ungeduldig, wenn sie hinter einem Räumfahrzeug fahren. «Da kam es schon zu riskanten Überholmanövern und leider auch schon zu einem Unfall», berichtet Heck. Er appelliert deshalb an die Autofahrer Rücksicht zu nehmen und vor allem die Fahrweise der Witterung anzupassen. Insgesamt würden sich die Technischen Betriebe etwas mehr Unterstützung von Seiten der Bevölkerung wünschen. «Wir haben Verständnis dafür, dass sich jeder saubere Straßen wünscht und versuchen dies auch schnellstmöglich hinzubekommen», betont Heck. Leider beobachte er jedoch eine steigende Aggressivität gegenüber den Technischen Betrieben. «Wir werden teils massiv beschimpft und wüst beleidigt». In solchen Momenten wünschte sich Heck doch einen Zauberstab zu besitzen und mit einem Simsalabim den Schnee auf den Straßen in Nichts auflösen zu können. «Alle freuen sich über Winterzauberbilder, aber auf der Straße vor der Haustüre ist die Idylle unerwünscht», bittet die Stadt abschließend um ein bisschen mehr Verständnis in der Bevölkerung für die Auswirkungen der kalten Jahreszeit.


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