Kein Schwimmunterricht an jeder vierten Grundschule
Erhebung in Baden-Baden und Rastatt – SPD fordert 30-Millionen-Euro-Sanierungsprogramm für Schwimmbäder
Stuttgart/Rastatt, 15.02.2020, Bericht: Büro Jonas Weber An jeder vierten Grundschule im Land kann kein Schwimmunterricht stattfinden – so lautet das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Kultusministeriums. Hauptgrund ist zumeist, dass es aufgrund des Bädersterbens in den Städten und Gemeinden einfach kein Schwimmbad mehr in der Nähe gibt.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Jonas Weber hat nun genauer nachgefragt, wie die Situation im Landkreis Rastatt und der Stadt Baden-Baden konkret aussieht und ernüchternde Antworten erhalten.
Im gesamten Landkreis Rastatt und der Stadt Baden-Baden findet bei 65 Schulen, die an der Erhebung teilgenommen haben, lediglich an 39 (60 Prozent) Schulen Schwimmunterricht statt und nur an 30 Schulen wird dieser vollumfänglich angeboten (46 Prozent).
«Das sind definitiv zu wenig! Es kann nicht sein, dass Kinder heute in so vielen Schulen nicht mehr schwimmen lernen», moniert Jonas Weber. Und weiter: «Wir würden ja auch nicht zusehen, wenn nicht überall Mathe unterrichtet werden könnte – bei der Sicherheit unserer Kinder dürfen wir genauso wenige Abstriche machen. Hier darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.»
Genau das ist jedoch aktuell der Fall, denn am Ende der Grundschulzeit erreichen gerade mal 437 von insgesamt 809 Schülerinnen und Schülern der Grundschulen im Landtagswahlkreis Rastatt und 501 von 739 im Landtagswahlkreis Baden-Baden die Basisstufe der Schwimmfähigkeit. Das entspricht einem Anteil von 54 Prozent bzw. 61,9 Prozent obwohl dies im Bildungsplan klar als Lernziel formuliert ist.
Weber sieht deutlichen Handlungsbedarf: «Wir müssen dafür Sorge tragen, dass alle Kinder richtig schwimmen können und dafür brauchen wir mehr Schwimmbäder.» Auch die Transferzeiten für Hin- und Rückfahrt zwischen Schulort und Schwimmbad, die oft als Grund für fehlenden Schwimmunterricht angegeben werden, sind zu lang. Sie werden mit Zeiten zwischen 30 min bis zu knapp 90 min angegeben.
Aber auch bei den Schulen, die Unterricht anbieten und Transfer benötigen, handelt es sich teilweise um einen Zeitbedarf von 40 min, was letztendlich von der effektiven Zeit der Kinder im Wasser abgeht.
In den Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2020/21 hat die SPD-Landtagsfraktion daher ein Sanierungsprogramm des Landes für Schwimmbäder gefordert. Die Regierungsfraktionen haben den Antrag abgelehnt, was für Jonas Weber völlig unverständlich ist: «Die von uns geforderten 30 Millionen Euro hätten Grün-Schwarz nicht wehgetan und vor Ort viel bewirkt.» Die Städte und Gemeinden bräuchten angesichts des Sanierungsstaus die finanzielle Unterstützung des Landes, sonst bleiben und werden weitere Schwimmbäder geschlossen.
Hintergrund:
Von den 39 Grundschulen im Landtagswahlkreis Rastatt gaben 19 (entspricht 48,7 Prozent an, keinen Schwimmunterricht anbieten zu können. Nur an 20 (51,3 Prozent Schulen findet wirklich Schwimmunterricht statt, wobei jedoch sechs (30 Prozent angaben, dass der Unterricht nicht vollumfänglich angeboten werden könne.
Im Landtagswahlkreis Baden-Baden haben 26 von insgesamt 30 Grundschulen an der Erhebung teilgenommen, wovon sieben (26,9 Prozent angaben, keinen Schwimmunterricht anbieten zu können. 19 Schulen (73,1 Prozent würden Schwimmunterricht anbieten, aber an dreien (15,8 Prozent auch nicht vollumfänglich.
PDF Angaben des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport von Baden-Württemberg
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