Aus dem Rathaus Rastatt

Stadt Rastatt gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus – Bürgermeister Arne Pfirrmann: „In Rastatt waren die Taten besonders niederträchtig“

Stadt Rastatt gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus – Bürgermeister Arne Pfirrmann: „In Rastatt waren die Taten besonders niederträchtig“
Vor dem ehemaligen Kantorenhaus der jüdischen Gemeinde gedenkt Bürgermeister Arne Pfirrmann den Opfern des Nationalsozialismus. Foto: Stadt Rastatt

Rastatt, 28.01.2021, Bericht: Rathaus «In Deutschland und auch in Rastatt sind unfassbare Gräueltaten geschehen, die niemals vergessen werden dürfen», machte Bürgermeister Arne Pfirrmann in Vertretung von Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch anlässlich des Gedenktags an die Opfer des Nationalsozialismus deutlich.

Heute vor 76 Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die Rote Armee die wenigen Überlebenden aus dem Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Wie kein anderer Ort symbolisiert Auschwitz die Verbrechen der Nationalsozialisten, die während ihrer Herrschaftszeit Millionen Menschen ermordeten. In stillem Gedenken legte Pfirrmann am Mittwoch vor das ehemalige Kantorenhaus der jüdischen Gemeinde in Rastatt einen Blumenkranz nieder. Da in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie keine offizielle Gedenkfeier stattfinden konnte, sendete der Bürgermeister zudem digital ein Grußwort an die Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden. Das Video, in dem auch Stadtarchivar Oliver Fieg über das Schicksal der Juden in Rastatt berichtet, ist online abrufbar unter www.rastatt.de oder direkt auf der Website der Israelitischen Kultusgemeinde unter www.youtube.com.

In Rastatt war im November 1938 mit der Pogromnacht und der Zerstörung der Synagogen ein neues Maß der Verfolgung erreicht. Bereits zuvor waren die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Rastatts einer immer stärker werdenden Hetze ausgesetzt. «Was mich ganz besonders berührt und beschämt: In Rastatt waren die Taten besonders niederträchtig», so Pfirrmann in seiner Videobotschaft, in der er sich auf einen Bericht des Amerikanischen Generalkonsuls in Stuttgart an das Außenministerium in Washington bezieht.

Im Oktober 1940 wurden alle verblieben 30 jüdischen Bürger Rastatts – wie auch aus ganz Baden und der Pfalz – ins französische Gurs am Fuße der Pyrenäen deportiert. 17 von ihnen kamen bereits im dortigen Lager unter unsäglichen Bedingungen um. Die anderen wurden von dort in die Vernichtungslager Majdanek und Auschwitz gebracht und wurden schließlich Opfer der systematischen Vernichtung. Nur ganz wenige überlebten das Lagersystem. Lediglich eine Familie – namentlich bekannt als Familie Maier – konnte nach dem Zweiten Weltkrieg in ihr Haus nach Rastatt zurückkehren.

 

«Unsere Vergangenheit mahnt uns, die Erinnerung an dieses unfassbare Verbrechen wachzuhalten», unterstrich Pfirrmann. Gerade in Zeiten, in denen in Deutschland und in der Welt Nationalismus, Populismus und Antisemitismus am Aufblühen seien, gelte es, Blendern, Hetzern und Friedensstörern mit aller Macht entgegenzutreten. «Wir als Stadt setzen uns für eine Kultur der Vielfalt, des Friedens und des Miteinanders ein», so der Bürgermeister und machte gleichzeitig auf das große Engagement in Rastatt aufmerksam, das auch von vielen Bürgern, Vereinen und gesellschaftlichen Gruppen getragen wird. «Denn jüdisches Leben gehört seit Jahrhunderten zur Geschichte der Stadt Rastatt und glücklicherweise auch wieder in unserer Zeit. Wir werden diesen Teil der Geschichte unserer Heimatstadt und die Namen der verfolgten jüdischen Bürgerinnen und Bürger nie vergessen», betonte Pfirrmann.


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