Frust und Freude für frisch gebackenen SuperEnduro Junioren Weltmeister
Baden-Badener Motorrad-Talent Kevin Gallas bei Premiere in Portugal – Sintflutartiger Regen machte Rennen zu Matsch- und Schlitterpartie
Baden-Baden, 22.05.2018, Bericht: Gallas Racing Ein Auftakt mit technischen Widrigkeiten, der erste Podiumsplatz in einem der großen internationalen Extrem-Enduro-Rennen und ein technischer Ausfall zum Abschluss − in diesem Rennwochenende lagen Frust und Freude für den frisch gebackenen SuperEnduro Junioren Weltmeister so eng zusammen wie selten.
Nach einer turbulenten Vorbereitungsphase ging Kevin Gallas am ersten Renntag mit einem ihm bis dahin unbekannten Motorrad an den Start zum Enduro-Cross-Rennen. Zwei Trainingsrunden auf dem künstlich geschaffenen Parcours waren Testfahrt und Eingewöhnungsphase zugleich. Auf dem bis dahin trockenen Untergrund kam der junge Baden-Badener auch ganz gut mit der Maschine zurecht. Doch bis zum ersten Rennen setzte sintflutartiger Regen ein, der das Ganze zu einer äußerst rutschigen und unkalkulierbaren Matsch- und Schlitterpartie werden ließ.
Kevin Gallas: «Ich fand zunächst kein Gefühl für Gas und Kupplung und lag schneller auf der Nase, als ich denken konnte. Ich rappelte mich auf, fuhr weiter − und zack, ging ich wieder zu Boden.» Gegen Ende des Rennens, das sechs Minuten plus eine Runde dauerte, konnte er sich einigermaßen fangen und immerhin noch den 12. Platz erreichen. In den folgenden Ausscheidungsrennen lief es von mal zu mal besser und Gallas qualifizierte sich für das Superfinale der zehn schnellsten Fahrer, von insgesamt 46 Pro-Fahrern. In diesem letzten Rennen des ersten Renntages musste er sich nur Billy Bolt, Jonny Walker und Manuel Lettenbichler geschlagen geben.
Besonders hervorzuheben ist, dass das Extreme XL Lagares die erste Veranstaltung zur neuen World Enduro Super Series, WESS, 2018 war. In dieser Serie soll der ultimative Enduro-Fahrer ermittelt werden − in den legendären Hard-Enduro-Rennen wie Red Bull Erzberg Rodeo, Red Bull Romaniacs und anderen, aber auch in schnellen Beach-Rennen in tiefem Sand und klassischen Cross-Country-Rennen. Dementsprechend waren in Portugal nicht nur Stars des Hard-Enduro am Start, sondern die gesamte Weltelite der Enduroszene. 12 Werksfahrer und 6 bis 8 weitere Fahrer waren und sind jeder für sich in der Lage, den Sieg einzufahren.
Am zweiten Renntag ging es an den Hafen und in die historische Altstadt von Porto. Tausende begeisterte Zuschauer säumten die Strecke des Enduro-Cross-Parcours, der an der Kaimauer entlang und mit verwinkelten Pontons über das Wasser sowie durch die malerischen Altstadtgässchen von Porto führte. Die Fahrer fuhren nacheinander jeder eine Runde − die Zeit wurde mit der Zeit des ersten Rennens des Vortags addiert und bestimmte die Startreihenfolge im Hauptrennen am Sonntag. Gallas konnte hier mit der viertschnellsten Zeit überzeugen − er war insgesamt nur fünf Sekunden langsamer als Jonny Walker und konnte die gesamte restliche Weltelite hinter sich lassen. Auch hier qualifizierte er sich somit für das Rennen der zehn schnellsten Fahrer.
Beim Start auf der Außenbahn kam er gut weg, wurde in der Kurve aber von den erfahrenen Piloten an die Bande gedrängt. Trotzdem konnte er sich als Dritter hinter Walker und Bolt einreihen. So hetzten die drei unmittelbar hintereinander in die enge Altstadtpassage, über rechtwinklig abknickende Treppen, unter Wäscheleinen hindurch, vorbei an Blumentöpfen, jubelnden Zuschauern, immer mit dem Lenker unmittelbar an Geländern entlang, Pollern und in die Gasse ragenden Stufen und Erkern ausweichend. Überholmöglichkeiten gab es hier keine. Auf dem Enduro-Cross-Parcours konnte Gallas seinen dritten Platz souverän halten und sicherte sich somit seinen ersten Podiumsplatz in einem der großen und legendären internationalen Rennen.
Als 12. Fahrer ging er am Sonntag auf den knapp 40 Kilometer langen Rundkurs, der zweimal zu durchfahren war. Gleich nach dem Start konnte er zwei Fahrer vor sich überholen und hängte sich an Colton Haaker. Über den flüssig zu fahrenden ersten Streckenteil kamen die beiden schnell voran.
Doch in den ersten Canyons begannen die Probleme für Gallas. Einige kleinere technische Probleme summierten sich. Gallas kämpfte sich ungefähr eineinhalb Stunden durch glitschige Wasserläufe und über steile Stufen bis hinter Checkpoint 19, dann war die Tortur für das Motorrad zu groß und Gallas musste es abstellen − technischer Ausfall.
Die Enttäuschung über diesen Ausfall war Gallas ins Gesicht geschrieben, als er nach einer circa halbstündigen Wanderung in voller Montur zum Servicepoint kam. Er hatte sich nach den Erfolgen der beiden Vortage mehr vorgenommen. So ging ein Wochenende mit allem, was Motorsport und Rennen ausmacht, nicht wie erwartet zu Ende. Mit reichlich neuen Erfahrungen, aber Kevin Gallas hat gezeigt, dass er nicht nur im Kreise der Junioren mithalten, sondern auch in die Phalanx der Werksfahrer hineinfahren kann, selbst wenn die organisatorischen und technischen Vorbereitungen nicht optimal laufen.
Videos der Helmkamera:www.youtube.com. Mehr: www.kevin-gallas.de.
Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.