Schach-Bundesliga

Der „Zittersieg“ gegen SV Werder Bremen – Nerven der Baden-Badener Anhänger strapaziert

Der „Zittersieg“ gegen SV Werder Bremen – Nerven der Baden-Badener Anhänger strapaziert
Jan Gustafson hat mit Glück, die Fast sichere Niederlage abgewendet und den Mannschaftssieg gesichert. Foto: OSG

Baden-Baden, 26.02.2020, Bericht: Walter Siemon Ein harter Arbeitssieg würde es werden, damit war zu rechnen, gehört doch der SV Werder Bremen seit Jahren zum erweiterten, mit dem nötigen Ehrgeiz ausgestatteten Favoritenkreis der Schachbundesliga, der regelmäßig in der oberen Hälfte der Abschlusstabelle zu finden ist.

Aber ein Zittersieg mit dem knappst möglichen Ergebnis von 4,5:3,5? Das strapazierte die Nerven der Baden-Badener Anhänger doch auf ungewöhnlich Weise. Es war die Entwicklung an den letzten beiden Brettern, die den Beobachtern vor Ort -und vermutlich auch den Zeugen der Liveübertragung im Internet - den Atem stocken ließ: Alexei Shirov an Brett sieben war völlig überspielt worden – keine Chance mehr, die Partie zu halten. Dann: ein letzter, klar auf der Hand liegender Killerzug des noch titellosen Bremers Jari Reuker gegen den Baden-Badener Großmeister Jan Gustafsson, und der Verlust eines Mannschaftspunktes wäre kaum noch zu verhindern gewesen. Die Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung des Rekordmeisters hätte sich etwas verschmälert. Aber zur großen Überraschung und noch größeren Erleichterung aller Beteiligten auf Baden-Badener Seite griff Reuker am Ende einer verblüffend überlegen geführten Partie fehl und ließ den Großmeister ins Remis entschlüpfen. Welche Enttäuschung für Hockenheim! In der Rennstadt muss man sich mit dem geteilten ersten Tabellenplatz abfinden, obwohl nach dem klaren 6,5:1,5 gegen die Schachspieler des FC Bayern München Hockenheims alleinige Führung zum Greifen nahe schien. Jetzt aber bleibt Baden-Baden mit einem Brettpunkt Vorsprung noch Tabellenführer, was aber keine wirkliche Bedeutung hat: In der Endabrechnung zählen nur die Mannschaftspunkte. Das Pikante dabei: Die derzeit schärfsten Rivalen um den Titel müssen in der Vorschlussrunde am ersten Mai in Berlin noch direkt gegeneinander antreten. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen bleibt es bis dahin allemal. Der Gleichklang von jeweils drei Mannschaftspunkten Vorsprung von Hockenheim und Baden-Baden vor den nachfolgenden Teams, Viernheim und Deizisau, ist die Garantie dafür.

In der Begegnung OSG Baden-Baden gegen den SV Bremen spielte an den ersten sieben Brettern weniger das Glück eine Rolle als vielmehr wechselseitiges Können: Viswanathan Anand am Baden-Badener Spitzenbrett ist erfahren genug, um zu wissen, dass man auch als Ex-Weltmeister auf derart hohem Niveau nicht immer gewinnen kann. Sein ruhiges Remis gegen den starken Franzosen Laurent Fressinet erfüllte durchaus eine mannschaftsdienliche Funktion. Auch Radosław Wojtaszek hatte mit Luke McShane einen Gegner, gegen den ein Unentschieden kein gefühlter Verlust sein muss. Der vor zwei Jahren von Solingen an die Oos gewechselte Richard Rapport erweist sich bisher als «Bank» für die OSG: Mit seinem Gewinn gegen den Bremer Großmeister Tamir Nabaty kommt er in dieser Saison auf 5,5 Punkte aus sieben gespielten Partien, ohne Niederlage. Prozentual noch besser präsentiert sich Francisco Vallejo Pons: Sein Sieg gegen Werder bedeuten zweieinhalb Punkte aus drei gespielten Partien, die damit zum soliden Fundament für die Mannschaft der Kurstadt gehören. Arkadij Naiditsch hat mit einem Remis einen weiteren Schritt zur Konsolidierung seiner Spielstärke nach einer Formkrise geschafft, Etienne Bacrot brauchte am sechsten Brett in guter Stellung nach der glücklichen Wendung für seine Mannschaft nichts mehr zu riskieren, eine weitere Punkteteilung war die Folge.


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