KSC beantwortet Fragen zum neuen Fußballstadion im Wildpark - Interview mit Projektkoordinator Fabian Herrmann

KSC beantwortet Fragen zum neuen Fußballstadion im Wildpark - Interview mit Projektkoordinator Fabian Herrmann
Der Projektkoordinator für den Stadionneubau Fabian Herrmann. Foto: Karlsruher SC

Karlsruhe, 26.09.2018, Bericht: Redaktion/KSC In einem Interview beantwortet der Projektkoordinator für den Stadionneubau, Fabian Herrmann, häufig gestellte Fragen von KSC-Fans und Bürgern wie beispielsweise zur Wirtschaftlichkeit, zum Fassungsvermögen und zur architektonischen Gestaltung des geplanten neuen Fußballstadions im Wildpark.

Der Karlsruher Gemeinderat entscheidedet am 23. Oktober über die Vergabe.

Warum ist ein neues Fußballstadion in Karlsruhe unabdingbar?

Fabian Herrmann: Da der Standard für Profifußball in Deutschland immer weiter angehoben und weiterentwickelt wird, würde der KSC ohne das neue Fußballstadion bei einem Aufstieg in die 2. Bundesliga womöglich keine Lizenz mehr erhalten. Aufgrund des geplanten Bauvorhabens des neuen Stadions wird dem KSC aktuell eine zeitlich begrenzte Ausnahmegenehmigung für die infrastrukturellen Lizenzvorgaben erteilt. Kommt das neue Stadion nicht, würde der KSC weiterhin nicht alle infrastrukturellen Anforderungen der Lizenzierung erfüllen. Ein Lizenzentzug aufgrund von infrastrukturellen Auflagen würde das Ende des Profifußballs in Karlsruhe bedeuten.

Warum kommt eine Renovierung des aktuellen Stadions als Alternative nicht in Frage?

Fabian Herrmann: Die Kosten einer Sanierung alleine des Wildparkstadions, mit denen die Mindestanforderungen der DFL, des DFB und der Versammlungsstättenverordnung erfüllt werden müssten, lagen bereits 2014 bei 41,80 bis 48,60 Mio. Euro. Eine Sanierung mit verbesserten Rahmenbedingungen gar zwischen 58,30 und 67,60 Mio. Euro (ohne Berücksichtigung von Baupreissteigerungen). Dies hatte der Gemeinderat bereits im Jahr 2014 geprüft und sich deshalb folgerichtig für einen Neubau entschieden.

Außerdem könnte die Stadt Karlsruhe nur deutlich geringere Pachtzahlungen durch den Karlsruher SC verlangen, wenn das Wildparkstadion nur saniert würde, weil dem Verein auch danach keine zeitgemäßen, modernen Vermarktungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen würden. Zudem würde die Stadt Karlsruhe das Stadion weiterhin eigenverantwortlich selbst betreiben und hierfür jährlich einen hohen sechsstelligen Betrag bereitstellen müssen.

Welche Vorteile bietet die neue Arena den Zuschauern konkret?

Fabian Herrmann: Da die Tribünen des Stadions nah ans Spielfeld rücken, wird es von jedem Platz eine gute Sicht auf das Spielgesehen geben. Zudem sind alle Plätze überdacht. Außerdem werden die Stimmung und das Stadionerlebnis durch die enge Bauweise sowie die reine Stehplatztribüne noch besser.

Anders als im aktuellen Wildparkstadion werden die Zugänge zum Stadion voraussichtlich direkt am Stadionkörper positioniert, sodass die Freiflächen vor dem Stadion frei zugänglich bleiben und Platz für unterschiedlichste Zwecke bieten. Die Eingangssituation soll großzügiger und Dank einer erhöhten Anzahl an Drehkreuzen optimiert werden. Der neue, überdachte Promenadenbereich unterhalb der Tribünen soll durch ausreichend sanitäre Anlagen sowie genügend Kioske verbessert werden und lange Wartezeiten nahezu vermieden werden. Außerdem wird es einen Fanshop in der Haupttribüne sowie Merchandising-Shops in der Promenade geben.

Die Haupttribüne wird auf mehreren Ebenen den neuen, modernen Business- und Logenbereich beherbergen und unseren Hospitality-Gästen einen zeitgemäßen Stadionbesuch garantieren. Neben einem großzügigen Eingangsbereich, einem Business-Bereich mit direktem Blick ins Stadion und Logen mit davorliegendem Loungebereich wird ebenso die gastronomische Infrastruktur optimiert.

Durch die baulichen und infrastrukturellen Maßnahmen werden außerdem die Anreise zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto oder dem Bus optimiert. So wird das städtische Parkleitsystem erweitert, neue Bushaltestellen am Stadion errichtet, der Birkenparkplatz modernisiert sowie ein zusätzliches Parkhaus mit ca. 1.000 PKW-Stellplätzen für unsere Hospitalitygäste gebaut. Die Seitenstreifen des Adenauerrings wurden als eine erste Maßnahme bereits befestigt. Zudem wird die Neuanordnung des Gästebereichs eine kreuzungsfreie Anreise der unterschiedlichen Fangruppen sicherstellen.

Die geplante Kapazität beträgt rund 34.000 Zuschauer. Damit ist das Stadion auf den ersten Blick für die derzeitige Auslastung überdimensioniert, oder?

Fabian Herrmann: Selbstverständlich wissen auch wir, dass wir ein Stadion in dieser Größenordnung nicht regelmäßig ausverkaufen werden. Doch das müssen wir auch gar nicht: Rein wirtschaftlich betrachtet führen bereits einige wenige ausverkaufte Spiele im Refinanzierungszeitraum von 35 Jahren zu Mehreinnahmen in Millionenhöhe.

In Vorbereitung auf das Stadionprojekt hat sich der KSC gemeinsam mit ausgewiesenen Fachleuten der Fußballbranche der Frage der angemessenen Kapazität gewidmet. Hierzu wurden verschiedene Einflussfaktoren wie beispielsweise die Fankultur und -historie des KSC, das wirtschaftsstarke Einzugsgebiet, das Entwicklungspotenzial der Region und die sportliche Konkurrenz der Region betrachtet.

Der KSC wird seinen Fans mit dem neuen Fußballstadion im Wildpark erstmals seit Jahrzehnten wieder angemessene Bedingungen in sämtlichen Zuschauerbereichen bieten können. Aus diesem Grund rechnet der Verein mit einem deutlichen Zuschaueranstieg und wird sich im Zuge des Stadionneubaus hierfür neu aufstellen.

Der Finanzierungsplan sieht innerhalb von zehn Jahren nur ein Jahr 3. Liga vor. Aktuell sind die Wildpark-Jungs aber in ihrer zweiten Drittliga-Saison in Folge. Welche Auswirkungen hat das?

Fabian Herrmann: Momentan hat dies gar keine Auswirkungen. Für das Bauvorhaben spielt es keine Rolle, ob der KSC aktuell in der Bundesliga, der 2. Bundesliga oder der 3. Liga spielt. Dem Finanzierungsmodell der Stadt Karlsruhe liegt eine, in den Verträgen vereinbarte, ligaabhängige Pacht zu Grunde. Die Wirtschaftlichkeit dieses Modells, welche durch die Stadtkämmerei Karlsruhe erarbeitet und durch den Gemeinderat abgesegnet wurde, wurde dabei mit einem Durchschnittswert der Ligazugehörigkeit des KSC berechnet (Betrachtungszeitraum 10 Jahre: 1x 3.Liga, 7x 2. Bundesliga, 2x 1. Bundesliga). Entscheidend ist, dass der geschlossene Pacht- und Betreibervertrag inklusive der ligaabhängigen Pachtzahlungen erst nach Fertigstellung des neuen Fußballstadions im Wildpark in Kraft tritt, somit spielt die Ligazugehörigkeit des KSC bis zur Fertigstellung für das Refinanzierungsmodell keine Rolle.

Wie ist der aktuelle Zeitplan, wann rollen die Bagger an?

Fabian Herrmann: Aktuell liegen die finalen Angebote der Bieter des europaweiten Vergabeverfahrens vor. Nach Abschluss des formalen und inhaltlichen Prüfprozesses erarbeitet der Eigenbetrieb Fußballstadion im Wildpark eine Vergabeempfehlung, die in der Gemeinderatssitzung am 23. Oktober 2018 zur Abstimmung kommt. Sollte der Gemeinderat der Vergabeempfehlung zustimmen, wird zeitnah der Totalunternehmervertrag mit dem Bauunternehmen, dass das neue Stadion bauen wird, abgeschlossen. Schon wenige Tage später kann es dann so richtig losgehen: Es wird eine provisorische Flutlichtanlage errichtet und die bestehende zurückgebaut. Ab Dezember erfolgt dann der Abbruch der Nordkurve (A1 bis A4), die Kampfmittelsondierung und der Bau der provisorischen Nordtribüne bis voraussichtlich März 2019.

Wir sind natürlich schon gespannt: Wie wird das neue Fußballstadion im Wildpark aussehen?

Fabian Herrmann: Auch die architektonische Gestaltung des Stadions ist Teil der europaweit ausgeschriebenen Bauleistung. Deshalb steht diese erst nach Abschluss des Vergabeverfahrens fest. Im Anschluss werden wir natürlich den ausgewählten Entwurf bzw. das Stadionmodell veröffentlichen.

Sind neben den Heimspielen des KSC auch andere Veranstaltungen im neuen Stadion geplant?

Fabian Herrmann: Neben den Heimspielen des KSC werden künftig vor allem die Räumlichkeiten der Haupttribüne für Drittveranstaltungen angeboten und genutzt. So wird der Verein eigene Veranstaltungen ins Leben rufen, aber auch jedem Unternehmen und jeder Privatperson die Anmietung der Räumlichkeiten ermöglichen. Jährlich sollen so über 200 Veranstaltungen neben dem Fußball stattfinden.


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