Grenke Chess Classic im LA8

Schach-Weltmeister Viswanathan Anand in Baden-Baden besiegt - Matthias Blübaum gelingt Überraschung bei Grenke Chess Classic

Schach-Weltmeister Viswanathan Anand in Baden-Baden besiegt - Matthias Blübaum gelingt Überraschung bei Grenke Chess Classic
Matthias Blübaum und Viswanathan Anand. Foto: Georgios Souleidis

Baden-Baden, 07.04.2018, Bericht: Redaktion Die großen Schach-Events in Baden-Baden und Karlsruhe der letzten Tage sparen nicht mit großen sportlichen Überraschungen.

Nach dem sensationellen Sieg des 13-jährigen Vincent Keymer, der das Grenke Chess Open in Karlsruhe gewann, gab es gestern erneut eine große Überraschung. Bei der Grenke Chess Classic besiegte der deutsche Großmeister Matthias Blübaum in Baden-Baden Weltmeister Viswanathan Anand.

Mitteilung der Grenke Chess Classic zu 6. Runde:

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein deutscher Großmeister einen Weltmeister schlägt. Dieses Kunststück gelang Matthias Blübaum in der 6. Runde nach einem Blackout von Viswanathan Anand. Einen groben Fehler von Georg Meier nutzte auch Arkadij Naiditsch zum Sieg. Die Duelle an der Spitze endeten remis. Nikita Vitiugov teilte sich den Punkt mit Maxime Vachier-Lagrave genau wie Magnus Carlsen mit Levon Aronian. Hou Yifan stand kurz vor einem Sieg gegen Fabiano Caruana, doch der amerikanische Großmeister rettete sich dank einer Festung.

In der 6. Runde beehrte der Vorstand des Sponsors GRENKE AG das LA8. Die Vorstandsvorsitzende, Antje Leminsky, eröffnete die Runde symbolisch mit dem Zug c2-c4 am Brett von Magnus Carlsen und Levon Aronian. Das Spitzenduell endete nach fast vier Stunden remis. In einer Variante aus dem Mikenas-System der Englischen Eröffnung blitzten die Großmeister die ersten neun Züge runter, bis Aronian eine neue Fortsetzung wählte. Die Großmeister folgten noch einige Züge ihrer Vorbereitung, bis sie anfingen etwas länger nachzudenken. Nach dem Tausch zahlreicher Figuren entstand eine ausgeglichene Stellung mit beiderseitigen Bauernschwächen.

Carlsen forcierte die Ereignisse mit einem Vorstoß seines e-Bauern, der aber bald zur Schwäche neigte. Aronian eroberte diesen «Soldaten», gab aber im Gegenzug seine Bauern am Damenflügel. Im Gefühl der sicheren Punkteteilung ging er sogar in ein Turmendspiel mit einem Minusbauern, das theoretisch aber nicht zu gewinnen war für den Weltmeister.

Mit einem überraschenden Ergebnis endete die Partie zwischen Matthias Blübaum und Viswanathan Anand. Den stärksten Gegner, den der junge deutsche Großmeister bisher geschlagen hatte, war Vladimir Fedoseev beim Sparkassen Chess-Meeting 2017. Jetzt toppte er seinen eigenen Rekord mit dem Sieg gegen den Ex-Weltmeister aus Indien und er wusste gar nicht so recht, wie ihm geschah. «Ich weiß noch gar nicht, warum ich diese Partie gewonnen habe. Ich hatte den Eindruck, dass ich alles falsch gemacht habe.» Seine vollkommen falsche Wahrnehmung beruhte noch auf seiner Partie vom Vortag gegen Naiditsch, die er eigentlich hätte verlieren müssen. In einer modernen Variante des angenommenen Damengambits stand Blübaum von Beginn an angenehmer, bis Anand beginnend mit dem 19. Zug eine falsche Abwicklung wählte. Blübaum gewann eine ganze Figur für nur zwei Bauern. Vishy versuchte mit einem Freibauern auf der b-Linie Probleme zu kreieren, doch Blübaum verwertete seinen Vorteil sehr sicher.

Georg Meier wiederholte in einer Katalanischen Partie die gleiche Variante aus seinem Duell gegen Magnus Carlsen, doch Arkadij Naiditsch zeigte sich sehr gut vorbereitet. Er zentralisierte all seine Figuren und befreite sich endgültig durch den Vorstoß 12...c5. Nach einigen weiteren Zügen übernahm der für Aserbaidschan startende Großmeister die Initiative. Naiditsch startete einen Angriff gegen den weißen König und Meier verteidigte sich. Die entscheidende Stellung entstand nach 32...Sxf3. Meier besaß die Chance seinen Springer über b4 auf d5 zu zentralisieren, schlug aber stattdessen einen vergifteten Bauern auf b6. Naiditsch nutzte die Chance seine Dame auf der Diagonale h1-a8 tödlich aufzustellen und Meier zur sofortigen Aufgabe zu zwingen.

Das Duell an der Spitze zwischen Nikita Vitiugov und Maxime Vachier-Lagrave endete remis. In einer Fianchetto-Variante der Grünfeld-Indischen Verteidigung opferte «MVL» in der Eröffnung einen Bauern für Entwicklungsvorsprung. Der 31-jährige St. Petersburger gab den Bauern zurück und hatte trotz einer symmetrischen Struktur Vorteil dank seiner aktiveren Figuren. Er gewann sogar einen Bauern, Vachier-Lagrave besaß im Endspiel aber das Läuferpaar. Vitiugov versuchte bis zum 68. Zug die Partie zu gewinnen, doch die starken Läufer sicherten Vachier-Lagrave letztendlich das Remis.

Eine sehr lange Partie spielten Fabiano Caruana und Hou Yifan. Der Sieger des Kandidatenturniers kam mit Weiß gegen die Russische Verteidigung schlecht aus der Eröffnung und musste sieben Stunden um das Remis kämpfen. Hou Yifan besaß in einem Leichtfigurenendspiel den besseren König, einen guten Springer gegen einen Läufer und sogar einen Mehrbauern. Caruana verteidigte sich akkurat, bis er im 64. Zug den Läufer auf ein falsches Feld stellte. Hou Yifan besaß einen Zug lang die Chance durch ein Springeropfer einen entscheidenden Bauerndurchbruch zu forcieren, doch sie übersah den Gewinn und musste sich kurze Zeit später mit Remis begnügen.

Die 7. Runde der GRENKE Chess Classic findet am Samstag ab 15 Uhr statt. Die Paarungen lauten:

Bild Grenke Chess Classic


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