Vorfall bei Kreisligaspiel im September 2017

Staatsanwaltschaft Baden-Baden stellt Ermittlungen wegen "nationalsozialistischer Parolen" gegen Ötigheimer Fußballer ein - Vereinsvorsitzender Christian Dittmar kritisiert Medien und Verantwortliche des VFB Gaggenau

Staatsanwaltschaft Baden-Baden stellt Ermittlungen wegen "nationalsozialistischer Parolen" gegen Ötigheimer Fußballer ein - Vereinsvorsitzender Christian Dittmar kritisiert Medien und Verantwortliche des VFB Gaggenau
Keine Anklage gegen die Ötigheimer Fußballer, die Staatsanwaltschaft Baden-Baden hat die Ermittlungsverfahren eingestellt. Foto: Archiv

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goodnews4-O-TON-Interview von Nadja Milke mit Christian Dittmar

Baden-Baden, 25.04.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Gestern teilte die Staatsanwaltschaft Baden-Baden mit, dass sie zwei Ermittlungsverfahren eingestellt hat, die sich mit Vorwürfen gegen zwei Ötigheimer Fußballer beschäftigten, die angeblich «nationalsozialistische Parolen» von sich gegeben haben sollen. Einem Spieler war zur Last gelegt worden, bei einem Kreisligaspiel im September 2017 einen dunkelhäutigen Spieler der gegnerischen Mannschaft als «Nigger» beschimpft und die nationalsozialistische Grußformel «Heil Hitler» benutzt zu haben.

Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft sei «zwar mit hinreichender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass diese Worte benutzt wurden, aber nicht für einen größeren, durch persönliche Beziehungen nicht zusammenhängenden Personenkreis bestimmt waren und auch nicht von einem solchen Personenkreis wahrgenommen wurden, was nach obergerichtlicher Rechtsprechung Voraussetzung für ein Vergehen der Volksverhetzung erforderlich wäre», heißt es in der Erklärung der Staatsanwaltschaft. Darüber hinaus sei «wegen der Beleidigung vom Geschädigten kein Strafantrag gestellt» worden, «so dass die Tat auch nicht unter diesem Gesichtspunkt zur Anklage gebracht werden konnte». In dem zweiten Verfahren war einem anderen Spieler vorgeworfen worden, den sogenannten «Hitlergruß» gezeigt zu haben, hier haben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben, «dass nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit dieser nach § 86a Strafgesetzbuch verbotene Gruß gezeigt wurde».

Auch nach der Einstellung der Ermittlungsverfahren ist für Christian Dittmar, 1. Vorsitzender des FV Ötigheim, der Fall nicht abgeschlossen. Seine Kritik, die er gestern im goodnews4-O-TON-Interview äußerte, richtet sich gegen Verantwortliche des VFB Gaggenau und auch gegen verschiedene Medien: «Es wurde in die Richtung Rassismus berichtet. Das beruhte auf Aussagen von Gaggenauer Spielern oder Trainern von der zweiten Mannschaft. Es wurden Berichte in den Medien veröffentlicht oder Tatsachen schon hergestellt, ohne irgendwie eine richtige Recherche angestellt zu haben.» Er selbst war nicht Zeuge der Vorkommnisse, erklärt Christian Dittmar. Er versteht aber nicht, weshalb seitens der Verantwortlichen des VFB Gaggenau keine «Kontaktaufnahme mit uns nicht erfolgt ist, sondern es nur über die Medien stattgefunden» habe. Über die Gründe kann der 1.Vorsitzende des FV Ötigheim nur spekulieren: «Die waren damals Tabellenführer mit der zweiten Mannschaft. Unsere zweite Mannschaft hat gegen die zweite Mannschaft unentschieden gespielt. Ob es sich dann irgendwie hochgeschaukelt hat, weiß ich nicht.»

Christian Dittmar mahnt auch, das sensible Thema nicht zu instrumentalisieren: «Das Thema Rassismus ist einfach heutzutage weit präsent. Wenn dann eine Zeitung schreibt, es hätte einer den Hitlergruß gemacht, oder es war ja anscheinend schon klar, dass einer den Hitlergruß gemacht hat und der andere hat den rassistisch beleidigt, dann kriegt man einfach eine höhere Aufmerksamkeit und das ist einfach das, was unsere beiden lokalen Zeitungen hier gemacht haben», übt er auch Kritik an der Berichterstattung einiger Medien. Auf die Frage «Haben Sie denn jemals in Ötigheim oder bei Auswärtsspielen rassistische Tendenzen feststellen müssen?», hatte Christian Dittmar eine klare Antwort: «Nein, in keinster Weise.»


Abschrift des goodnews4-O-TON-Interviews mit Christian Dittmar:

goodnews4: Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden teilte heute mit, dass sie die Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingestellt habe, eine Strafanzeige wegen Beleidigung sei nicht gestellt worden. Wie stellte sich denn der Fall nach Ihrer Kenntnis dar?

Christian Dittmar: Fakt ist, dass die Staatsanwaltschaft ein gerichtliches Organ ist und sie nach mehreren Zeugenbefragungen festgestellt haben, dass gegen beide Spieler kein Verdacht besteht weiter zu ermitteln. Von dem her brauche ich nicht etwas erfinden, was gar nicht nötig ist. Also es ist Fakt, dass nach der Zeugenbefragung kein Verdacht besteht gegen beide Spieler, so wie es unsere Internen Ermittlungen im Verein auch dargestellt haben. Über mehr brauche ich da nicht zu urteilen, weil das hat die Staatsanwaltschaft mit Sicherheit gemacht. Die sind Juristen und dem Urteil muss man dann auch glauben schenken.

goodnews4: Waren Sie denn bei dem Spiel dabei, um das es geht im September 2017?

Christian Dittmar: Nein, ich war nicht vor Ort. Mein Patenkind wurde an dem Tag eingeschult.

goodnews4: Sie haben sich auch über das Verhalten des VFB Gaggenau beschwert. Was ist denn für Sie da kritikfähig?

Christian Dittmar: Kritikfähig ist in erster Linie, dass die Kontaktaufnahme mit uns nicht erfolgt ist, sondern es nur über die Medien stattgefunden hat. Sie wollten da ein großes Ding draus machen. Warum das so war, erschließt sich uns immer noch nicht. Ich kann es nur so herleiten: Die waren damals Tabellenführer mit der zweiten Mannschaft. Unsere zweite Mannschaft hat gegen die zweite Mannschaft unentschieden gespielt. Ob es sich dann irgendwie hochgeschaukelt hat, weiß ich nicht. Kritikfähig ist einfach: Sie haben keine Kontaktaufnahme zu uns gesucht, weder damals, noch heute. Im Bezirk weiß man, was der VFB Gaggenau zwei für eine Mannschaft ist. In unserer Stellungnahme, die wir diese Woche veröffentlicht haben, greifen wir unter anderem das Thema auf, aber da wird ja in unserer lokalen Presse, im BT und BNN überhaupt nicht drauf eingegangen. Da war letzte Woche zum Beispiel das Nachholspiel in Niederbühl. Das wurde abgebrochen. Da hat der Heimtrainer seine Mannschaft in der Kabine eingeschlossen und so weiter und sofort.

goodnews4: Sie sprechen es gerade an: Die Medienberichterstattung halten Sie nicht für fair. Was beanstanden Sie dabei?

Christian Dittmar: Es wurde ja nur in die Richtung Rassismus berichtet. Das beruht auf Aussagen von Gaggenauer Spielern oder Trainern von der zweiten Mannschaft. Es wurden quasi Berichte in den Medien veröffentlicht oder Tatsachen quasi schon hergestellt, ohne irgendwie eine richtige Recherche angestellt zu haben. Es wurde ein Zuschauer in Ötigheim zitiert, der anscheinend intern im Verein gut vernetzt ist und der das alles gesehen haben soll. Aber gleichzeitig geht der intern gut vernetzte Zuschauer in Ötigheim zum Stadionsprecher von Gaggenau und will wissen, wie die beiden Spieler denn heißen und welche Rückennummer sie haben. Also das stimmt hinten und vorne nicht, was die Medien in ihren Berichterstattungen gemacht haben. Es geht nur in einer Richtung: Die wollen die Auflagen ihrer Zeitungen nach oben treiben und das Thema Rassismus ist einfach heutzutage noch so weit präsent. Wenn dann eine Zeitung schreibt, es hätte einer den Hitlergruß gemacht, oder es war ja anscheinend schon klar, dass einer den Hitlergruß gemacht hat und der andere hat den rassistisch beleidigt, dann kriegt man einfach eine höhere Aufmerksamkeit und das ist einfach das, was unsere beiden lokalen Zeitungen hier gemacht haben.

goodnews4: Wie ist das denn mit dem Thema Rassismus im Fußball? Haben Sie denn jemals in Ötigheim oder bei Auswärtsspielen rassistische Tendenzen feststellen müssen?

Christian Dittmar: Nein, in keinster Weise.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de.

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goodnews4-O-TON-Interview von Nadja Milke mit Christian Dittmar


Die Mitteilung der Staatsanwaltschaft Baden-Baden im Wortlaut:

Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden hat zwei Ermittlungsverfahren eingestellt, bei denen zwei Spielern des FV Ötigheim II der Vorwurf gemacht wurde, bei einem Fussballspiel am 16.09.2017 gegen den VfB Gaggenau II nationalsozialistische Parolen von sich gegeben zu haben.

Einem Spieler wurde zur Last gelegt, einen dunkelhäutigen Spieler der gegnerischen Mannschaft als «Nigger» beschimpft und die nationalsozialistische Grußformel «Heil Hitler» benutzt zu haben. Insoweit haben die Ermittlungen durch Vernehmung zahlreicher Zeugen ergeben, dass zwar mit hinreichender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, dass diese Worte benutzt wurden, aber nicht für einen größeren, durch persönliche Beziehungen nicht zusammenhängenden Personenkreis bestimmt waren und auch nicht von einem solchen Personenkreis wahrgenommen wurden, was nach obergerichtlicher Rechtsprechung Voraussetzung für ein Vergehen der Volksverhetzung erforderlich wäre. Wegen der Beleidigung wurde vom Geschädigten kein Strafantrag gestellt, so dass die Tat auch nicht unter diesem Gesichtspunkt zur Anklage gebracht werden konnte.

Einem weiteren Spieler war zur Last gelegt worden, sich nach Ende des Spiels mit dem sog. «Hitlergruß» vor den Zuschauern aufgebaut zu haben, was von den Fans des FV Ötigheim mit Beifall bedacht worden sei. Hier haben die Ermittlungen ergeben, dass nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit dieser nach § 86a Strafgesetzbuch verbotene Gruß gezeigt wurde. Die Einlassung des Beschuldigten, er habe nach dem Spiel lediglich winkend den Zuschauern für den Beifall bedankt, konnte nicht widerlegt werden, da zahlreiche Zeugen dies bestätigten und niemand Details nennen konnte, die neben dem nach oben gestreckten Arm eindeutig darauf hindeuten würden, dass der nationalsozialistische Gruß entboten werden sollte.


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