Finale der Grenke Chess Classic
Überlegener Sieg von Fabiano Caruana bei Grenke Chess Classic in Baden-Baden - Magnus Carlson deutlich auf Platz 2 verwiesen
Baden-Baden, 10.04.2018, Bericht: Redaktion Es zeichnete sich schon ab in den vergangenen Runden, dass Fabiano Caruana die umkämpfte Grenke Chess Classic 2018 gewinnen würde. Und so kam es auch.
Magnus Carlsen kam über ein Unentschieden gegen Viswanathan Anand nicht hinaus und musste sich mit dem zweiten Platz in Baden-Baden zufrieden geben.
Bericht Georgios Souleidis, Grenke Chess Classic:
Fabiano Caruana gewinnt die GRENKE Chess Classic 2018 in großem Stil. Der 25-jährige Italo-Amerikaner siegte im Spitzenduell der letzten Runde gegen Nikita Vitiugov und beendete das Turnier mit einem ganzen Punkt Vorsprung auf Magnus Carlsen, der gegen Viswanathan Anand remisierte. Auch die restlichen Partien endeten Unentschieden. Levon Aronian und Matthias Blübaum teilten sich nach einer eröffnungstheoretischen Diskussion den Punkt. Zum Abschluss erkämpfte sich Georg Meier einen halben Zähler gegen Maxime Vachier-Lagrave. Hou Yifan stand vor ihrem ersten Sieg, musste sich aber gegen Arkadij Naiditsch mit einem Remis begnügen.
Levon Aronian und Matthias Blübaum beendeten als erste Spieler die GRENKE Chess Classic 2018. In der scharfen Wiener Variante des Damengambits blitzte Aronian bis ins Mittelspiel hinein seine Züge runter. Blübaum war ab dem 15. Zug auf sich allein gestellt, doch er sicherte sich nur mehrmals ab, um zum Abschluss des Turniers bloß keinen Fehler zu begehen. «Im Prinzip ist das forciert remis, wenn man keinen Fehler macht», meinte Blübaum nach der Partie.Nach 20 Zügen standen nur noch Schwerfiguren und einige Bauern auf dem Brett. Aronian versuchte den geschwächten schwarzen König anzugreifen, doch Blübaum verteidigte sich umsichtig und forcierte ein ausgeglichenes Turmendspiel, das die Spieler durch Zugwiederholung remis gaben.
Magnus Carlsen versuchte in der letzten Runde alles, um mit Schwarz gegen Viswanathan Anand zu gewinnen und sich eine Chance auf den Turniersieg zu erhalten. Er wählte einen klassischen Sizilianer, doch Anand kennt sich in den Strukturen dieses Eröffnungssystems einfach zu gut aus, um auf den falschen Fuß erwischt zu werden. Der Weltmeister wich früh von der Theorie ab, ließ aber eine typische Schwächung der Bauernstruktur auf der f-Linie zu. Weiß hatte in der Folge mit dem sicherer postierten König und der besseren Struktur leichten Vorteil und dementsprechend wies Carlsen im Anschluss darauf hin, dass seine Stellung trotz des Läuferpaars nicht viel Potential besaß. Am Ende waren beide Spieler mit dem unausweichlichen Remis in einem ausgeglichenen Endspiel zufrieden.
«Das Turnier lief schrecklich», sagte Anand im Anschluss und fügte hinzu, dass die heutige Partie aber ein guter Abschluß sei. Magnus Carlsen war trotz des am Ende zweiten Platzes bei der GRENKE Chess Classic 2018 nicht zufrieden: «Ich bin nicht glücklich mit der Qualität meiner Partien und es ist im Vergleich zu den letzten Turnieren ein kleiner Rückschritt.»
Fabiano Caruana setzte sich nach vier Stunden Spielzeit gegen Nikita Vitiugov durch. Wie gegen Alexander Grischuk in der letzten Runde des Kandidatenturniers wählte er die Russische Verteidigung und genau wie sein Landsmann wählte Vitiugov eine riskante Variante. Caruana präsentierte im 5. Zug eine ungewöhnliche Fortsetzung mit der Dame. Vitiugov reagierte nicht ideal und ließ zu, dass Caruana ein sehr starkes Bauernzentrum aufbaut. Nach dem Vorstoß 16...d4 übernahm Caruana endgültig die Initiative und kontrollierte fortan das Tempo der Partie. Vitiugov verbrauchte viel Zeit und landete in einer gedrückten Stellung. Caruana besaß eine schöne Bauernmehrheit am Damenflügel und drang zusätzlich mit einem Turm auf der d-Linie ein. Nach dem Damentausch war die Partie gelaufen und als Caruana Material gewann, gab Vitiugov auf.
Caruana befindet sich momentan auf einer Welle des Erfolges. Nach seinem Sieg beim Kandidatenturnier zeigte er kaum Ermüdungserscheinungen und gewann auch die GRENKE Chess Classic. Durch seine Erfolge verbesserte er sich in der Live-Ratingliste auf Platz zwei hinter Magnus Carlsen und liegt mit einer Elo-Zahl von 2818 nur noch 21 Punkte hinter dem Weltmeister. Zu seinem Erfolg in Baden-Baden meinte er gegenüber Jan Gustafsson und Peter Leko, dass sich die Arbeit in den letzten Monaten für das Kandidatenturnier auch für die GRENKE Chess Classic ausgezahlt habe und fügte auf die Frage nach seiner fast pausenlosen Spielerei hinzu, dass er jetzt immerhin eine Woche frei habe, bevor es in gut einer Woche bei der US-Meisterschaft in St. Louis weitergehe.
Maxime Vachier-Lagrave und Georg Meier beschlossen das Turnier mit einem Remis. In einem Retí-Aufbau verließen die Kontrahenten früh die theoretischen Pfade. Der deutsche Großmeister eroberte mit Schwarz das Läuferpaar und konnte mit dem Eröffnungsverlauf zufrieden sein. «MVL» spielte wie üblich sehr schnell und opferte im Mittelspiel einen Bauern, um mit einem Turm auf der c-Linie einzudringen. Die Kompensation war zweifelhaft und nach dem Tausch der Türme hatte Meier Vorteil. Vachier-Lagrave verteidigte sich aber umsichtig und fand einen Weg, um mit einem Dauerschach den halben Punkt zu sichern.
Hou Yifan verpasste gegen Arkadij Naiditsch das Turnier mit einem Sieg abzuschließen. In einer seltenen Variante der Italienischen Partie eroberte sie im Mittelspiel einen Bauern und kämpfte um den vollen Punkt. Nach dem Tausch der Türme blieb Naiditsch in einem Springerendspiel dank eines starken Freibauern im Spiel. Letztendlich entstand eine pittoreske Stellung. Hou Yifan hatte verbundene Freibauern am Königsflügel, während Naiditsch einen Freibauern bis nach b2 vorschob. Die chinesische Großmeisterin konnte ihren König nicht aktivieren und musste letztendlich das Remis nach 64 Zügen akzeptieren.
Bei der Siegerehrung wies der Turnierleiter, Sven Noppes, auf den Erfolg der Veranstaltung in Karlsruhe und Baden-Baden hin. Sowohl das GRENKE Chess Open mit dem Sieg von Vincent Keymer als auch die GRENKE Chess Classic mit dem Sieg von Fabiano Caruana erfüllten bezüglich des sportlichen Verlaufs und der Zuschauerresonanz alle Erwartungen. Der Gründer der GRENKE AG, Wolfgang Grenke, lies es sich zum Abschluss nicht nehmen dem Sieger persönlich zu gratulieren.
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