Grenke Chess Classic im LA8

Weltmeister Magnus Carlsen am Rande einer Niederlage - Georg Meier verpasste Siegchnace

Weltmeister Magnus Carlsen am Rande einer Niederlage - Georg Meier verpasste Siegchnace
Georg Meier und Weltmeister Magnus Carlsen. Foto: Grenke Chess Classic

Baden-Baden, 06.04.2018, Bericht: Redaktion Wie eng die Großen des internationalen Schachs in ihrer Leistungsdichte beieinander liegen, zeigte die 5. Runde der Grenke Chess Classic gestern im Baden-Badener Schachzentrum im LA8 in der Lichtentaler Allee.

Gleich alle fünf Partien endeten Unentschieden. Auch Weltmeister Carlsen musste sich mit einem Remis zufrieden geben und hatte dabei noch einiges Glück, dass sein Spielgegner Georg Meier seine Siegchance nicht nutzte.

Mitteilung der Grenke Chess Classic:

In der 5. Runde der GRENKE Chess Classic endeten alle Partien trotz großem Kampf Unentschieden, wodurch Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave und Nikita Vitiugov an der Spitze bleiben. Eine große Siegchance verpasste Georg Meier gegen Magnus Carlsen, der den Bogen überspannte. Arkadij Naiditsch spielte eine schöne Angriffspartie gegen Matthias Blübaum, gab den Gewinn aber aus der Hand. Maxime Vachier-Lagrave und Levon Aronian teilten sich schon nach zwei Stunden den Punkt. Bei Hou Yifan und Nikita Vitiugov wurde das Gleichgewicht nie ernsthaft gestört genau wie bei Viswanathan Anand und Fabiano Caruana. Die Partie zwischen Levon Aronian und Maxime Vachier-Lagrave endete schon nach zwei Stunden remis. Vachier-Lagrave wählte eine Anti-Marshall-Variante in der Spanischen Partie. Der französische Großmeister kreierte durch den Tausch der weißfeldrigen Läufer einen Doppelbauern auf e6, preschte aber auch mit seinem a-Bauern bis nach a5 vor, was immer zweischneidig ist. Dort kann der Bauer die schwarzen Kreise einengen, langfristig aber auch zur Schwäche neigen.

Eine kritische Stellung entstand nach 18...c5. Vachier-Lagrave opferte vorübergehend eine Figur, bekam sie aber durch einen Doppelangriff auf der e-Linie zurück. Aronian dachte eine halbe Stunde nach und fand mit einem Gegenopfer des Turmes auf f3 die beste Erwiderung. Im Läuferendspiel besaß er sogar die Chance einen auf a5 gestrandeten Bauern zu gewinnen, doch er hätte im Gegenzug den weißen König in seine Stellung eindringen lassen müssen. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen und forcierte stattdessen eine dreimalige Zugwiederholung.

Nach gut drei Stunden endete der Kampf zwischen Hou Yifan und Nikita Vitiugov. Gegen die Saizew-Variante der Spanischen Partie wählte die chinesische Großmeisterin den Vorstoß 12.d5, der Weiß vorübergehend Raumvorteil gibt. Schwarz glich die Stellung durch die Umgruppierung des Springers über b8 nach d7 und dem typischen Vorstoß 12...c6, der das weiße Zentrum auflöst, aus. Hou Yifan versuchte die Felderschwächen d5 und f5 mit ihren Springern auszunutzen, doch Vitiugov kreierte rechtzeitig Gegenspiel am Damenflügel durch den Vorstoß seiner Bauern. Der russiche Großmeister schaffte es sogar durch seine Aktivität einen Bauern zu gewinnen, doch letztendlich besaß Hou Yifan einen guten Springer auf d5 gegen einen schlechten schwarzfeldrigen Läufer, der ihr das Remis sicherte.

Viswanathan Anand ist eine Art Angstgegner für Fabiano Caruana, wie die Kommentatoren Jan Gustafsson und Peter Leko in der Liveübertragunng anmerkten, doch in der 5. Runde erkämpfte sich der 25-jährige Amerikaner einen halben Punkt. In der Vorstoß-Variante der Caro-Kann Verteidigung wählte Caruana eine seltene Idee mit einem frühen Bauernopfer auf c5. Anand gab den Bauern aber schnell zurück, um den starken schwarzen Läufer auf e4 zu tauschen. In einem unübersichtlichen Mittelspiel überraschten beide Spieler immer wieder mit ungeahnten Bauernvorstößen ohne aber das Gleichgewicht entscheidend zu stören. Spätestens nach dem 27. Zug, als der Großteil der Figuren vom Brett verschwunden war, war klar, dass das Endspiel remis enden wird.

Georg Meier verpasste eine große Siegchance gegen Magnus Carlsen. In einer Katalanischen Partie mit einer Bauernstruktur, die an den Stonewall-Aufbau der Holländischen Verteidigung erinnert, hatte Meier von Beginn an dank der besseren Struktur und besseren Leichtfiguren Stellungsvorteile. Im Bestreben auf Gewinn zu spielen, überreizte Carlsen mit einem riskanten Bauernvorstoß am Königsflügel seine Stellung. «Dieser Zug ist eine Art Bluff», gab der Weltmeister im Anschluss zu.

Meier stand kurze Zeit später auf Gewinn, weil seine Schwerfiguren entscheidend gegen den schwarzen König hätten vorgehen können, doch in Zeitnot verpasste er einen taktischen Schlag. «Mit zehn Minuten auf der Uhr hätte ich mich geärgert, aber mit wenig Zeit kann das passieren», meinte der deutsche Großmeister. Stattdessen entstand nach der Zeitkontrolle ein ausgeglichenes Endspiel, das die Kontrahenten sofort remis gaben.

Arkadij Naiditsch wird sich noch mehr ärgern als Georg Meier. Gegen Matthias Blübaum wählte er eine Variante der Retí Eröffnung, in der er mit dem weißen König auf e1 verbleibt und mit dem Vorstoß des g-Bauern einen Angriff am Königsflügel initiiert. Blübaum ließ sich zu einer Schwächung am Königsflügel hinreißen, wonach Naiditsch die Initiative übernahm. Im 20. Zug verübte Blübaum einen taktischen Fehler und die weißen Figuren drangen in seine Stellung ein. Naiditsch war in seinem Element und opferte einen Turm auf g7. Der schwarze König war entblößt, aber erstaunlicherweise machte er den Sack nicht zu. Stattdessen entstand ein Endspiel, in dem Weiß mit Läufer und drei Bauern gegen Turm besser stand, aber die Verwertung des Vorteils Schwierigkeiten bereitete. Blübaum drang mit seinem Turm in die weiße Stellung ein und sicherte sich dadurch das Remis.

Die sechste Runde der GRENKE Chess Classic findet am Freitag ab 15 Uhr statt. Die Paarungen lauten:

Bild Party im Garten von Schloss Salem


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