Bauboom und Nachwuchs-Mangel

Baden-Badener Baubranche schlägt Alarm – 80 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt

Baden-Badener Baubranche schlägt Alarm – 80 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt
Azubis auf Baustellen könnten bald zu einer Rarität werden, warnt die IG BAU – wenn sich die Arbeitsbedingungen in der Branche nicht verbessern. Foto: IG BAU

Baden-Baden/Mannheim, 15.08.2020, Bericht: Redaktion Zu Beginn des neuen Lehrjahres schlägt die Gewerkschaft IG Bau Alarm. In Baden-Baden seien 80 Prozent der Ausbildungsplätze am Bau unbesetzt.

Die von der IG Bau verbreiteten Zahlen basierten auf einer Statistik der Arbeitsagentur. Nur wenn die Arbeitsbedingungen auf Baustellen attraktiver würden, könne die Branche künftig Schulabgänger gewinnen, mahnt die Gewerkschaft.

Die Erklärung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt im Wortlaut:

Bauboom trifft auf Nachwuchs-Mangel: Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind viele Baufirmen in Baden-Baden vergeblich auf der Suche nach Azubis. Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unter Berufung auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur hin. Danach blieben im Juli 80 Prozent aller Ausbildungsstellen auf dem Bau unbesetzt. Von fünfzehn ausgeschriebenen Plätzen in der Stadt waren noch zwölf zu vergeben. Bereits im vergangenen Jahr waren zum selben Zeitpunkt ebenfalls 80 Prozent aller Ausbildungsplätze im Bauhauptgewerbe unbesetzt.

Wolfgang Kreis von der IG BAU Nordbaden spricht von einem «Alarmsignal». Wenn es den Firmen nicht gelinge, Schulabgänger für die dringend gebrauchte Arbeit als Maurer, Straßenbauer oder Baugeräteführer zu finden, dann gerate das Fundament der ganzen Branche ins Wanken. «Aber nur wenn die Arbeitsbedingungen auf Baustellen attraktiver werden, lässt sich das Nachwuchs-Problem lösen», ist der Gewerkschafter überzeugt.

In der laufenden Tarifrunde fordert die IG BAU deshalb ein monatliches Einkommensplus von 100 Euro für alle Azubis. Außerdem soll die lange, meist unbezahlte Fahrerei zur Baustelle entschädigt werden, um die Arbeit attraktiv zu halten – auch gegenüber anderen Branchen, in denen weit weniger gependelt wird. «Wer sich bei der Berufswahl für den Bau entscheidet, der muss auch Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut bringen können. Aber das klappt für die meisten Berufseinsteiger nur sehr selten», so Kreis. Diese Unzufriedenheit spiegele sich auch in einer hohen Abbrecherquote wider. Laut aktuellem Ausbildungs- und Fachkräftereport der Sozialkassen des Baugewerbes (SOKA-BAU) bringt jeder dritte Azubi die Ausbildung nicht zu Ende.

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