Umzug zum 1. November 2018
Bittere Pille für Baden-Badener Innenstadt - Verlust von 200 Arbeitsplätzen im Oktober - L’tur erhält Baugenehmigung in Rastatt
Baden-Baden/Rastatt, 12.01.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch «Alles klar für die Ansiedlung der L'tur Tourismus GmbH in Rastatt», meldete das Rastatter Rathaus gestern. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch und sein Wirtschaftsförderer Raphael Knoth überreichten die Baugenehmigung an die beiden L’tur-Geschäftsführer Benjamin Jacobi und Jürgen Kaiser. Der smarte Slogan «Nix wie weg» wird für die Baden-Badener Innenstadt zu einer bitteren Pille.
Die ohnehin stark überalterte Kernstadt verliert einen weiteren Impuls durch jüngere Menschen, die auch das Wirtschaftsleben von Gastronomie und Einzelhandel im Einzugsbereich von Augustaplatz und Leopoldsplatz bisher noch beleben. Auch die Jahrzehnte währende L'tur-Ära des Baden-Badener Reiseunternehmers Karlheinz Kögel geht damit endgültig zu Ende. Schon im vorletzten Jahr hatte er seine Anteile vollständig an den Reisekonzern TUI veräußert. 1987 hatte der ehemalige Radiomoderator Karlheinz Kögel den Last-Minute Reiseanbieter gegründet und im gleichen Jahr die erste Filiale in Baden-Baden eröffnet. Zuletzt setzte L'tur über 400 Millionen Euro um und war mit 140 Shops in Deutschalnd, Frankreich, der Schweiz, Österreich und Polen vertreten.
Schon im November 2016 hatte TUI-Sprecher Mario Köpers gegenüber goodnews4.de angekündigt, dass ein neues Firmengebäude gesucht werde. goodnews4.de berichtete. Offenbar war in Baden-Baden aber kein geeigneter Standort zu finden. Ob es seitens der Stadt Baden-Baden und der Wirtschaftsförderung der Stadt Baden-Baden eine Initiative gab, um die Arbeitsplätze in der Stadt zu halten, ist nicht bekannt. TUI-Sprecher Mario Köpers ging auch auf die Veränderungen bei dem Baden-Badener Reiseanbieter L'tur ein. So hatte er an der Unternehmenspolitik von Karlheinz Kögel indirekt Kritik geübt. «Um die Wettbewerbsfähigkeit von L'tur wieder zu stärken» werde «an Produktverbesserungen, einem effizienteren Marketing sowie an Kostensenkungsmaßnahmen gearbeitet», ließ er zu den von TUI eingeleiteten Maßnahmen wissen.
Aus der Erklärung der Stadt Rastatt von gestern ging hervor, dass «nach Angaben der Geschäftspartner Friedrich Michael Messerschmidt und Heinz Schmidt, das renommierte Unternehmen zum 1. November 2018 mit seiner Zentrale von Baden-Baden nach Rastatt» umziehen werde. Welche Rolle die beiden «Geschäftspartner» spielen, wurde aus der Erklärung heraus nicht klar. «200 L'tur-Mitarbeiter werden dann in modernen Büroräumen auf dem Greiser-Areal in der Karlsruher Straße arbeiten und 190 Parkplätze in Anspruch nehmen.» So wird der Umzug von L'tur zum größeren Revirement. Gerade im letzten Monat hatte der Gesellschafter des Badischen Tagblatts, Dietmar Grieser, seine Anteile an seine Mitgesellschafter verkauft, schon vor einigen Jahren musste die Druckerei in Rastatt wegen schlechter Auftragslage einen großen Teil seiner Mitarbeiter entlassen.
«Umfassende Baumaßnahmen − von der Kernsanierung bis zur Fassadengestaltung» würden nun in den nächsten Monaten anstehen. Insgesamt saniert werden Büroflachen von 3.000 Quadratmetern zu Verfügung stehen. Ein Teil der Flächen solle an interessierte Dienstleistungsunternehmen oder Behörden vermietet werden. Mutmaßlich könnte das Landratsamt an Flächen interessiert sein. Der Rastatter OB Pütsch kann die Ansiedelung als Coup feiern beim Ringen die Ansiedelung von begehrten Unternehmen. Ob Karlheinz Kögel als ehemaliger Miteigentümer ein Verbleib von L‘tur in Baden-Baden unangenehm gewesen wäre, bleibt Spekulation. Die Zurückhaltung des Baden-Badener Rathauses könnte dafür sprechen. Der Rastatter OB Pütsch kann sich wegen des zukünftigen berühmten Rastatter Unternehmens die Hände reiben. Für die Baden-Badener Oberbürgermeisterin und die Wirtschaftsförderung Baden-Badens ist es eine Niederlage. Die Blumen für den Rastatter Erfolg reichte der Rastatter OB aber weiter: «Mein ausdrücklicher Dank gilt Herrn Schmidt und Herrn Messerschmidt, die maßgeblich für die Ansiedlung dieses Unternehmens verantwortlich sind.»
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