138 Gastronomiebetriebe in der Kurstadt

Gewerkschaft fordert Hilfe – 2.600 Beschäftigte in Baden-Baden – „Köchinnen und Kellner nicht im Regen stehen lassen“

Gewerkschaft fordert Hilfe – 2.600 Beschäftigte in Baden-Baden – „Köchinnen und Kellner nicht im Regen stehen lassen“
Die Gastronomie zählt zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Branchen. Foto: Archiv

Baden-Baden/Karlsruhe, 04.12.2020, Bericht: Redaktion Für Hotels, Gaststätten und Kneipen in Baden-Baden geht der Lockdown nach den neuesten Beschlüssen von Bund und Ländern weiter – mindestens bis in den Januar hinein, heißt es von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, NGG.

Die Schließungen würden aber nicht nur die Unternehmen «mit voller Wucht» treffen. Auch die rund 2.600 Menschen, die in der Stadt in der Hotellerie und Gastronomie arbeiten, seien teils in großer Not. Darauf weist die Gewerkschaft hin und fordert eine Soforthilfe für die Beschäftigten. Die Politik könne nicht Wirtschaftshilfen in Milliardenhöhe bereitstellen, ohne zugleich an die prekäre Lage der Arbeitnehmer nach monatelanger Kurzarbeit zu denken.

Die Mitteilung der NGG zum «Lockdown im Gastgewerbe» im Wortlaut:

Corona-Schutzschirm für Beschäftigte im Hotel- und Gaststättengewerbe in Baden-Baden gefordert: Der Lockdown für die Branche trifft nicht nur die rund 200 Unternehmen mit voller Wucht, sondern bringt auch die 2.600 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in existentielle Nöte, warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

«Köchinnen, Kellner und Hotelangestellte haben seit dem Frühjahr mit massiven finanziellen Einbußen durch die Kurzarbeit zu kämpfen. Wegen der meist niedrigen Löhne im Gastgewerbe und des fehlenden Trinkgeldes sind nun auch die letzten Reserven aufgebraucht. Das Geld reicht kaum mehr für die Miete – von Weihnachtsgeschenken ganz zu schweigen», sagt Elwis Capece, Geschäftsführer der NGG-Region Mittelbaden-Nordschwarzwald.

 

Die NGG fordert deshalb die Bundesregierung auf, den Beschäftigten im Gastgewerbe eine Corona-Sofort-Nothilfe in Höhe von 1.000 Euro zu zahlen. «Die Politik greift den Firmen mit enormen Summen unter die Arme, um eine Pleitewelle zu verhindern. Jetzt darf sie die Beschäftigten nicht im Regen stehen lassen», so Capece. Nach Einschätzung der NGG würden sich die Kosten für eine Beschäftigten-Nothilfe im Dezember auf rund 600 Millionen Euro belaufen. Zum Vergleich: Die Unternehmenshilfen im Gastgewerbe kosten den Staat laut Bundesregierung allein in diesem Monat 17 Milliarden Euro.

Außerdem müsse die Auszahlung der Unternehmenshilfen an den Erhalt von Arbeitsplätzen geknüpft werden. «Es darf nicht sein, dass sich Wirte und Hoteliers jetzt 75 Prozent des Vorjahresumsatzes erstatten lassen und wenig später ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen», unterstreicht Capece. Zwar befänden sich die Unternehmen in einer historisch einmaligen Krise. Diese müsse aber gemeinsam mit den Beschäftigten ausgestanden werden – nicht zuletzt, um Fachkräfte zu halten, die nach der Pandemie dringend gebraucht würden.

Nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung könnte die Einführung eines «Mindest-Kurzarbeitergeldes» entscheidend dabei helfen, die Einkommenseinbußen im Niedriglohnsektor gering zu halten. Frankreich habe ein solches, an den gesetzlichen Mindestlohn gekoppeltes Modell erfolgreich eingeführt. Hierzulande müsste ein «Mindest-KuG» damit bei 1.200 Euro im Monat liegen, so die Stiftung. Die Gewerkschaft NGG fordert Bund und Länder dazu auf, diesen Vorschlag eingehend zu prüfen, um Verwerfungen am unteren Ende der Einkommensskala zu verhindern.

«Klar ist auch, dass die Politik rasch einen Fahrplan vorlegen muss, wie es im neuen Jahr weitergeht», fordert Gewerkschafter Capece. Bis eine Covid-19-Impfung für die gesamte Bevölkerung bereitstehe, könnten noch Monate vergehen – eine Zeit, die Unternehmen und Beschäftigte im heimischen Gastgewerbe ohne weitere Hilfen nicht haben.

Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt die Gastronomie in Baden-Baden 1.281 Menschen in 138 Betrieben. Weitere 1.318 Beschäftigte arbeiten in 65 Unternehmen des Beherbergungsgewerbes.


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