Investitionen ausgebremst

Langsame Erholung vom Corona-Schock – Konjunkturumfrage der IHK Karlsruhe zum Jahresbeginn

Langsame Erholung vom Corona-Schock – Konjunkturumfrage der IHK Karlsruhe zum Jahresbeginn
IHK-Präsident Wolfgang Grenke im goodnews4-VIDEO-Interview. Foto: Archiv

Karlsruhe, 11.02.2021, Bericht: Redaktion «Auf den ersten Blick erholt sich die Wirtschaft im IHK-Bezirk Karlsruhe langsam vom Corona-Schock», erklärt die Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, IHK, zu einer aktuellen Umfrage.

Im Branchendurchschnitt sei der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, von 105 Indexpunkten im Herbst 2020 auf 116 Punkte zum Jahresbeginn 2021 angestiegen. Damit liege der Index aber noch weit unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre von 128 Punkten.

Die weitere Mitteilung der IHK im Wortlaut:

Auf den zweiten Blick zeigt sich die Spaltung der Konjunktur. Während Industrie und unternehmensnahe Dienstleistungen langsam wieder Tritt fassen, haben die neuerlichen Kontaktbeschränkungen und Schließungen bereits angeschlagene Branchen wie den stationären Einzelhandel oder die Gastronomie weiter in Bedrängnis gebracht. Die Unternehmen befürchten eine Fortsetzung der konjunkturellen Achterbahnfahrt und rechnen für das laufende Jahr nur mit einem geringen Wachstum, wenn überhaupt. Die Investitions- und Personalplanungen erholen sich nur langsam und weisen per Saldo jeweils weiterhin ein negatives Vorzeichen auf.

IHK-Präsident Wolfgang Grenke: «Der Lockdown muss schnellstmöglich beendet werden. Bei den geschlossenen Unternehmen fehlt es seit Wochen, in der Gastronomie bereits seit Monaten an Öffnungsperspektiven. Die finanzielle Durststrecke wird mittlerweile für viele Unternehmen gefährlich. Immer mehr Betriebe in den betroffenen Branchen stehen mit dem Rücken zur Wand. Wir brauchen nun dringend eine Öffnungsstrategie. Die Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg bieten der Landesregierung bei der Erarbeitung ihre Mitarbeit an.»

Schritt für Schritt
Die regionale Wirtschaft kämpft sich weiter durch die Pandemie. Im Branchendurchschnitt haben die Unternehmen den Geschäftslagesaldo von plus 5 Punkten im Herbst 2020 auf aktuell plus 23 Punkte angehoben. 42 Prozent der Unternehmen melden gut laufende Geschäfte (Herbst 2020: 34 Prozent). Weitere 39 Prozent der Betriebe berichten von einer zufriedenstellenden Gesamtsituation. Der Anteil der Unternehmen mit unbefriedigendem Geschäftsverlauf hat sich um 10 Prozentpunkte auf 29 Prozent verringert.

 

Geringe Dynamik erwartet
Im weiteren Jahresverlauf erwarten die Unternehmen branchenübergreifend nur eine geringe Wachstumsdynamik. Etwa drei von zehn Betrieben rechnen mit besseren Geschäften, 46 Prozent gehen von einem konstanten Geschäftsverlauf aus. Der Anteil der Skeptiker ist von 27 Prozent auf 23 Prozent zurückgegangen. Der Saldo aus den positiven und negativen Geschäftserwartungen bleibt mit plus 8 Punkten nach plus 5 Punkten im Herbst 2020 im Vergleich zur Lagebewertung auf einem niedrigen Niveau.

Derzeit weniger Personalbedarf
Impulse auf dem Arbeitsmarkt sind in der nächsten Zeit kaum zu erwarten. Zum Jahresbeginn 2021 plant im Branchendurchschnitt jeder fünfte Betrieb in den kommenden zwölf Monaten Neueinstellungen. Mit 21 Prozent ist der Anteil der Betriebe, die ihre Personalkapazitäten voraussichtlich reduzieren müssen, ähnlich hoch.

Zurückhaltung bei Investitionen
Der starke Abschwung zur Jahresmitte 2020 hatte die langfristigen Investitionsentscheidungen massiv ausgebremst. Auch zum Jahresbeginn 2021 zeigen sich die Unternehmen angesichts des in vielen Bereichen rauen konjunkturellen Fahrwassers weiterhin sehr zurückhaltend. Der Investitionssaldo ist zwar von minus 25 Punkten im vergangenen Herbst auf aktuell minus 16 Punkte angestiegen, nach derzeitigem Planungsstand wollen aber lediglich 23 Prozent der Betriebe in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren. 39 Prozent der Unternehmen möchten die Investitionsausgaben in der nächsten Zeit konstant halten. 25 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionsbudgets (weiter) herunterfahren, 13 Prozent werden komplett auf Investitionen verzichten.

Die Investitionspläne zielen nach wie vor hauptsächlich auf die Ersatzbeschaffung (64 Prozent). Die unternehmensinterne Digitalisierung weiter vorantreiben wollen aktuell 55 Prozent der Betriebe. Investitionen in Produkt- oder Prozessinnovationen haben 45 Prozent der Unternehmen auf der Agenda. Rationalisierungsmaßnahmen sind für 32 Prozent, Kapazitätserweiterungen für 24 Prozent der Betriebe ein Investitionsmotiv. Etwa jeder vierte Betrieb will in Umweltschutz und Energieeffizienz investieren (Mehrfachnennungen waren möglich).


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