ERAS-Verfahren

Spannende deutsch-französische Doktorarbeit – Elsässerin Christelle Bindseil an der Klinik Baden-Baden-Balg

Spannende deutsch-französische Doktorarbeit – Elsässerin Christelle Bindseil an der Klinik Baden-Baden-Balg
Doktorandin Christelle Bindseil mit Doktorvater Prof. Dr. Marc Thomsen. Foto: Jovanovic Natasa, KMB

Baden-Baden, 18.11.2020, Bericht: Redaktion «Bereits Ende September 2020 konnte Christelle Bindseil, Assistenzärztin in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Balg ihre Doktorprüfung ablegen», teilte das Klinikum Mittelbaden am Montag mit.

Ihr Doktorvater Marc Thomsen, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Klinik Balg, und der zweite externe Prüfer Marcus Streit seien überaus zufrieden mit der Leistung der 33-jährigen Französin, die in der Nähe von Straßburg wohnt und die spannende Arbeit «Enhanced Recovery After Surgery (ERAS), Beschleunigtes Erholungsverfahren nach Operation) bei primärer Hüft- und Knieprothesenversorgung an einer deutschen und einer französischen Klinik» abgeliefert hatte.

Die weitere Mitteilung aus dem Klinikum Mittelbaden im Wortlaut:

Das Medizinstudium absolvierte Dr. Bindseil noch in Frankreich, bevor sie ihre Weiterbildung 2014 im Klinikum Mittelbaden Balg startete. Die Idee für ihre Doktorarbeit «Enhanced Recovery After Surgery (ERAS), Beschleunigtes Erholungsverfahren nach Operation) bei primärer Hüft- und Knieprothesenversorgung an einer deutschen und einer französischen Klinik» entwickelte sich aus Gesprächen mit Prof. Thomsen. «In Balg werden viele Prothesen operiert, wodurch ich schon mitten im Thema war. Der Einfall entstand gemeinsam mit Prof. Thomsen, der einen Kollegenfreund in Straßburg hat, der auch nach dem ERAS-Verfahren arbeitet und dieselben Prothesen verwendet. Wir waren beide begeistert davon, diese neue Behandlungsmethode an einer deutschen und französischen Klinik zu untersuchen und zu vergleichen», berichtet die 33-Jährige.

 

Um die Doktorarbeit verstehen zu können, muss man wissen, dass in Dänemark vor circa 20 Jahren mit der sogenannten «Enhanced recovery after surgery» (ERAS)-Methode begonnen wurde, Die prä-, intra -und postoperative Behandlung setzte sich erst nur zögerlich in Deutschland und Frankreich durch. Ziel ist die schnellere Erholung der Patienten nach dem Einsatz eines Kunstgelenks. Das aktive Mitwirken des Patienten sowohl vor als auch nach der Operation ist ausschlaggebend für den Erfolg dieses beschleunigten Erholungsprogramms. Prof. Thomsen führte das ERAS-Konzept im Januar 2015 im KMB Baden-Baden ein. Die Arbeit von Dr. Bindseil vergleicht anhand von zwei definierten Patientengruppen an zwei Standorten - dem KMB Balg und der Klinik St. Odile in Straßburg - die ERAS-Methode nach Implantation von einem Knie- oder Hüftgelenk. Zu diesem Zweck wurden in einer Studie die Daten von 200 Patienten, jeweils 100 aus Baden-Baden und 100 aus Straßburg erhoben, die zwischen September 2016 und März 2017 mit einer Knie- oder Hüft-Prothese nach dem ERAS Verfahren behandelt wurden. Beide Behandlungsgruppen wurden zu ihrer Operation, ihrer Zufriedenheit und dem Ablauf der ERAS kurz nach der Operation, nach vier bis acht Wochen und nach einem Jahr befragt. Diese allgemeinen Daten wurden ausgewertet und miteinander verglichen. «Das Ergebnis: Es konnte gezeigt werden, dass sowohl in Deutschland als auch in Frankreich die Patienten in der Regel mit der prä -und postoperativen Maßnahme zufrieden sind. Die meisten Patienten würden sich wieder nach diesem Konzept behandeln lassen und empfehlen das System gerne weiter», erläutert die Ärztin.

«Eine beeindruckende Arbeit, die Dr. Bindseil geleistet hat, vor allem wenn man bedenkt, dass sie diese neben ihrem Beruf und der Geburt ihrer beiden Kinder erstellt hat», lobt Dr. Thomsen die Französin. Die kleine Tochter wird vier, der Sohn ist 16 Monate alt: «Ich war zweimal jeweils für ein Jahr in Elternzeit, aber es war trotzdem machbar, insbesondere weil ich so ein interessantes Thema bearbeitet habe», hebt Dr. Bindseil hervor. Das nächste große Ziel ist die Facharztprüfung für Orthopädie und Unfallchirurgie in voraussichtlich zwei Jahren. «Ich möchte im Klinikum Mittelbaden bleiben. Jetzt werde ich erstmal Fachärztin und dann werden wir sehen, wo sich ein Platz im Klinikum findet», resümiert Dr. Bindseil.


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