Startup-Monitor 2019

Wolfgang Grenke sieht Verbesserungspotenzial für Startups – IHK fordert mehr Einsatz

Wolfgang Grenke sieht Verbesserungspotenzial für Startups – IHK fordert mehr Einsatz
Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags. Foto: Archiv

Stuttgart, 05.11.2019, Bericht: BWIHK Die Ergebnisse des gestern veröffentlichten Deutschen Startup-Monitors 2019 stellen der Landesregierung in Baden-Württemberg ein gutes und deutlich besseres Zeugnis als der Bundespolitik aus.

Das Land konnte sich im Vergleich zu 2018 um 0,1 Notenpunkte auf nun 3,3 verbessern, wohingegen die Bundesregierung nur die Note 3,8 von Startups aus Baden-Württemberg erhält.

Verbesserungswünsche seitens der Startups liegen dabei vor allem beim Bürokratieabbau, von zwei Dritteln angemahnt, bei der Unterstützung in Sachen Kapitalbeschaffung sowie besserer Förderung von unternehmerischem Einsatz für Umweltschutz und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit, je von rund 40 Prozent der Befragten als ein vorrangiges Ziel genannt. Für rund ein Drittel der Startup-Unternehmenden steht der flächendeckende Ausbau eines Gigabit-Netzes vorne auf der persönlichen Agenda gewünschter Verbesserungen.

In Baden-Württemberg sind derzeit 12,5 Prozent der deutschen Startups beheimatet – Platz vier im Bund nach Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern. Zudem ist das Karlsruher KIT gemeinsam mit der LMU München auf Platz zwei der Top-10 Gründerhochschulen in Deutschland, die Uni Mannheim auf Platz 4, KIT zusammen mit der LMU München hinter der führenden TU München.

Dazu kommentiert Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags, BWIHK, und selbst Gründer der Grenke AG, des wohl ersten Fintechs Deutschlands: «Die noch verbesserte Bewertung der Landespolitik, die auch im Vorjahr im Ländervergleich schon gut bewertet wurde, zeigt für mich: Die Instrumente der grün-schwarzen Agenda, ihre Ziele, mehr Startup-Gründungen in Baden-Württemberg zu ermöglichen, Gründerinnen und Gründern Arbeits-, Entwicklungs- und Vernetzungsmöglichkeiten in entsprechenden Ökosystemen anzubieten und die Finanzierungsangebote vor allem auch in der Seed-Phase zu verbessern, kommen an. Das freut mich, denn viele dieser Angebote der Initiative start up BW sind in enger Abstimmung mit der Wirtschaft entstanden. Sie werden auch in Kooperation und mit Expertise beispielsweise der IHK-Organisation umgesetzt.» So sei die Zahl der Start-up-Acceleratoren, welche in der Frühphase junger Unternehmen bei der Entwicklung von Geschäftsmodell und beim Angebot vom Prototyp zum Markteintritt gezielte Unterstützung anbieten, auf nunmehr acht gestiegen. Genauso habe sich die Zahl der geförderten Ökosysteme auf aktuell elf erhöht, die von Konstanz bis Mannheim fast die ganze Landesfläche abdeckten.

Auch lobt Grenke Finanzierungsmöglichkeiten wie Startup BW Pre-Seed zur Frühphasenfinanzierung innovativer Geschäftsideen und die Crowdfunding-Initiative MikroCrowd, welche auf die Unterstützung kleiner Startups mit geringem Finanzbedarf abzielt. Genauso positiv seien die schon länger bestehenden, aber umso besser nachgefragten, Startup BW-Vouchers, welche sowohl als Beratungs- wie auch Innovationsgutscheine zur konkreten Projektförderung ausgegeben werden. Allerdings ergänzt er: «Wie die Ergebnisse des DSM 2019 hinsichtlich der gewünschten Verbesserung bei Finanzierungsmöglichkeiten belegen, steht für ein Drittel der Befragten die Weiterentwicklung bestehender Finanzierungsinstrumente an erster Stelle. Das deckt sich mit Forderungen unserer IHK-Organisation, Innovationsgut-scheine mit höherer Fördersumme, unser Vorschlag 40.000 Euro, auszubauen. So kann die Lücke zwischen den schon existierenden Gutscheinen Hightech Startup, Hightech Digital, Hightech Mobilität auf Landesebene und Angeboten auf Bundesebene, beispielsweise dem ZIM-Programm, geschlossen werden.»

Im Bereich der Gewerbeneugründungen, Gewerbeanmeldungen bereinigt um Zuzug, Übernahme und Umwandlung, zeigen sich die Zahlen im Land stabil: Mit etwas über 35.150 neuen Gründungen im ersten Halbjahr 2019 kann das Statistische Landesamt BW im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, knapp unter 35.000, ein Plus von rund 0,5 Prozent vermelden. Hier greifen Unterstützungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Gründungswerkstatt Baden-Württemberg, offenbar gut, welche die IHK-Organisation seit Januar 2019 im ganzen Land flächendeckend anbietet. Dazu Grenke: «Trotz des hohen Engagements für Startups stehen alle Unternehmensgründungen, -übernahmen oder -übergaben in unserem Fokus. Deshalb freut es mich, wenn IHK-Maßnahmen ihren Teil dazu beitragen, dass sich die Zahl der Gewerbebetriebe stabilisieren kann und den Rückgängen der vorigen Jahre etwas entgegengesetzt wird.»

Aus diesem Grund sind für den BWIHK-Präsidenten Maßnahmen wie die Digitalisierungsprämie des Landes für KMU auch für den kommenden Landeshaushalt essentiell: «Die Digitalisierung betrifft früher oder später alle Gewerbebetriebe und Geschäftsmodelle. Hier profitieren insbesondere KMU von entsprechender Unterstützung. Denn wenn im DSM 2019 die befragten Startups, welche innovativ und digitalaffin sind, zu über 80 Prozent den Einfluss der Digitalisierung auf ihr Geschäftsmodell als sehr groß und groß einstufen, so ist das aus unserer Sicht ein guter Indikator, welche Bedeutung das Thema in der Breite unserer Betriebe einnimmt. Hier müssen wir – Stichwort steuerliche Absetzbarkeit von Forschungs- und Entwicklungsaufwänden und weiter bedarfsgerechter Auf- und Ausbau von Breitband- und Gigabit-Netzen – aufholen. Weiße Flecken und langsame Netzgeschwindigkeiten sind in BW noch weit verbreitet.»

Besonders auch beim Top-Kritikpunkt Abbau von regulatorischen und bürokratischen Hürden mahnt Grenke abschließend mehr Tempo an: «Der BWIHK arbeitet sehr konstruktiv mit dem Normenkontrollrat, NKR, Baden-Württemberg zusammen. Unsere Vorschläge liegen mit dem Bericht des NKR auf dem Regierungstisch – jetzt müssen Taten folgen. Einerseits bezüglich der konsequenten Umsetzung der One-in-one-out-Regelung bei Gesetzen als auch hinsichtlich der Verabschiedung eines Arbeitsprogramms zum Bürokratieabbau. Mit diesen Forderungen spreche ich mehr als zwei Dritteln der beim DSM 2019 mitwirkenden Startups aus der Seele.»


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