Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Evgeni Koroliov spielt Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen – „Insbesondere live immer wieder ein besonderes Erlebnis“

Evgeni Koroliov spielt Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen – „Insbesondere live immer wieder ein besonderes Erlebnis“
Mit Bach hebt sich die Stimmung des Meisterpianisten Evgeni Koroliov. Foto: Gela Megrelidze

Baden-Baden, 13.12.2019, Bericht: Festspielhaus Mit Bach hebt sich die Stimmung des Meisterpianisten Evgeni Koroliov. Und auch wenn sich die dem Werk zugrundeliegende Zahlenmystik dem Hörer vielleicht nur mittelbar erschließt, sorgt das Konzert der Goldberg-Variationen morgen um 18 Uhr im Festspielhaus Baden-Baden für erhebende Gefühle.

Evgeni Koroliov, am 1. Oktober 1949 in Moskau geboren, gilt als eine herausragende Erscheinung der internationalen Klavierszene. Ohne alle spektakulären Attitüden überzeugt Koroliov durch seine geistige Durchdringung der Werke, in deren Dienst er die Vielfalt seiner pianistischen und interpretatorischen Fähigkeiten stellt. Im Repertoire von Koroliov, das vom Barock über die Impressionisten bis hin zu Messiaen und Ligeti reicht, nehmen die Werke Bachs eine Sonderstellung ein. Der Komponist György Ligeti schwärmte: «Wenn ich nur ein Werk auf eine einsame Insel mitnehmen darf, wähle ich Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Atemzug immer wieder hören.» Seit 1978 lebt Evgeni Koroliov in Hamburg, wo er bis 2015 Professor an der Hochschule für Musik und Theater war. Er selbst war Student des legendären Tschaikowsky-Konservatoriums in Moskau. Zu seinen Lehrern zählten Heinrich Neuhaus, Maria Judina, Lew Oborin und Lew Naumow.

Evengi Koroliov tritt in den wichtigsten Konzerthäusern weltweit auf; wie dem Konzerthaus Berlin, der Kölner Philharmonie, dem Gewandhaus Leipzig und Herkulessaal in München, bei der Societa dei Concerti in Mailand, Palais des Beaux Arts Brüssel, im Theatre du Champs-Elysées in Paris, im Teatro Olimpico in Rom, sowie in den USA und Kanada. Er war zu Gast bei renommierten Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Chopin Festival Warschau, dem Rheingau Musikfestival, den Schwetzinger Festspielen, den Ludwigsburger Schlossfestspielen, dem Festival Montreux, Kuhmo Festival in Finnland, Glenn Gould Festival Groningen und dem Budapest Spring Festival. Regelmäßig ist er beim Festival der Internationalen Bachakademie Stuttgart zu hören. Im Klavierduo tritt er häufig mit seiner Frau Ljupka Hadzigeorgieva auf. Ihre Einspielung von Bachwerken für Klavier solo und Klavierduo erhielt den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Koroliov gewann 1977 den Clara-Haskil-Klavierwettbewerb, auch beim Bach-Wettbewerb in Leipzig und beim Van-Cliburn-Wettbewerb in Fort Lauderdale war er erfolgreich und 2015 erhielt er den Solisten-Preis bei den International Classical Music Awards.

Johann Sebastian Bachs «Goldberg-Variationen» von 1741 zählen zum Spätwerk des Komponisten und tragen ein Universum in sich. Dieses ist überaus beziehungsreich und steckt voller Symmetrien. Es lohnt sich einen Blick darauf zu werfen: Bereits das Grundthema, eine auf französische Art ausgezierte Melodie, ist 32 Takte lang und spiegelt sich in der 32teiligen Gesamtkomposition wider. Das Thema selbst kommt in dem Werk zweimal – zu Beginn und als Schluss – vor, dazwischen erklingen 30 Variationen davon. Von diesen 32 Teilen ist jeder einzelne wiederum 32 Takte lang. Wieso eigentlich 32? Mit der 32 hat man eine Zahl, die aus zwei «Quadraten» zu jeweils 4 Takten besteht: Darum wirkt das Thema perfekt wie ein Kristall. Des weiteren setzt sich – nach mittelalterlichen Dreieinigkeitsdenken – die Zahl 32 aus der «perfekten 3» und der «imperfekten 2» zusammen. Auch diese beiden Zahlen spiegeln sich ständig im Werk wider: die «2» etwa darin, dass das Thema zweiteilig ist (16+16 Takte) und bezugnehmend auf die «3» lässt sich festhalten, dass das Thema im dreiviertel-Takt steht und jede dritte der 32 Variationen ein Kanon ist. Dieser kleine Einblick in die Kabbalistik des Werks mag die Dimensionen erahnen lassen, die die Goldberg-Variationen geradezu sagenumwoben machen. Das eigentliche Wunder liegt jedoch darin, dass diese komplexe Musik einfach großartig klingt. Ganz unmittelbar sinnlich wirkt die Musik auf den Hörer und ist insbesondere live immer wieder ein besonderes Erlebnis. So auch die Interpretation von Evgeni Koroliov, die am Samstag, 14. Dezember im Festspielhaus Baden-Baden zu erleben ist.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de

Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101


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