Aus dem Rathaus Baden-Baden

Henry Wuga sprach im Gymnasium Hohenbaden über Baden-Baden 1938

Henry Wuga sprach im Gymnasium Hohenbaden über Baden-Baden 1938
Zeitzeuge Henry Wuga schilderte seine Erlebnisse in den zehnten Klassen des Gymnasiums Hohenbaden. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 21.11.2019, Bericht: Redaktion/Rathaus Was unterscheidet die Jugend um 1938 von der heutigen Jugend? Der jüdische Zeitzeuge Henry Wuga schilderte seine Erlebnisse sehr einprägsam in den zehnten Klassen des Gymnasiums Hohenbaden.

Ermöglicht hatten den Termin die Stadtverwaltung und die Deutsch-Israelische Gesellschaft. Bereits am 10. November hatte Henry Woga im Rathaus gesprochen.

Henry Wuga erblickte das Licht der Welt 1924 in Nürnberg. Tränen stiegen ihm in die Augen, als er von einem Spottlied über Juden berichtete, das sie damals im Schulunterricht singen mussten. Von seinen Eltern wurde er mit 14 Jahren nach Baden-Baden geschickt, um hier eine Ausbildung zum Koch im Hotel Tannhäuser zu absolvieren, ein koscheres Hotel speziell für jüdische Gäste.

Wuga berichtete von langen Arbeitstagen in der Küche, die ihn als Jugendlichen auch körperlich sehr forderten, wie beispielsweise beim täglichen Sahneschlagen mit der Hand. Baden-Baden bot dem Jugendlichen in seiner wenigen Freizeit aber auch viel Neues. So erzählte er, wie faszinierend es für ihn war, dass heißes Thermalwasser aus den Brunnen floss.

Nach neun Monaten reiste er, von großem Heimweh geplagt, am Abend des 8. November 1938 zu seinen Eltern nach Nürnberg. Im Nachhinein war er froh über seinen Entschluss, da er so die Reichskristallnacht nicht in Baden-Baden miterleben musste. Denn bald erfuhr der junge Henry, wie furchtbar es im Oostal war.

Den Schülern stockte hörbar der Atem, als sie hörten, dass Wuga im Mai 1939 mit einem Kindertransport nach Schottland kam und so von seinen Eltern getrennt wurde. Gerade seine Schilderungen von den weinenden und schreienden Kindern im Zug gingen den Schülern sehr nahe. Henry Wuga hatte das Glück von einem freundlichen Ehepaar in Glasgow aufgenommen zu werden.

Die Betroffenheit war den Schülern anzusehen, als sie erfuhren, dass Wuga nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zehn Monate als «dangerous enemy alien» in England inhaftiert wurde. Ein weiterer Prozess machte ihn dann zu einem «friendly alien». Er wurde entlassen, weil er auch zu jung für ein Internierungslager war.

Einige Jahre später nahm Henry Wuga die britische Staatsbürgerschaft an und versucht diesem Land, das ihn als Juden aufnahm, wieder etwas zurückzugeben. Für sein Engagement als Ski-Bob-Trainer kriegsverletzter britischer Soldaten wurde er 1999 von der Queen ausgezeichnet.

«Es ist etwas ganz anderes, ob man die Fakten in Büchern nachliest oder eine persönliche Geschichte aus der Zeit des Nationalsozialismus hört», sagte eine beeindruckte Schülerin. Das konzentrierte Zuhören und das gezielte Nachfragen der Jugendlichen bewies nachhaltig die Wirkung des authentischen Zeitzeugenberichts.

Auch Aryeh Brett Levi hatte in einer Baden-Badener Schule, im Richard-Wagner-Gymnasium, einen Zeitzeugenvortrag für die Schüler der Kursstufe 1, in englischer Sprache gehalten.goodnews4.de berichtete.

Im goodnews4-Interview hatte er ebenfalls seine Baden-Badener Familiengeschichte erzählt.goodnews4.de berichtete.


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